Pariser Klimaabkommen

Warum andere Länder beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen sollten – trotz Trump

Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen stellt die internationale Klimapolitik vor eine große Herausforderung. Doch ein Blick in die Spieltheorie zeigt: Gerade die reichen Länder sollten ihre Bemühungen weiter verstärken. Ein Beitrag von Renaud Foucart.

Bild: Pixabay

Es hat niemanden überrascht, dass eine von Donald Trumps ersten Amtshandlungen nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus darin bestand, eine Executive Order zu unterzeichnen, mit der die USA aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen. Fast 200 andere Länder werden weiterhin Teil des Abkommens sein, das die globale Erwärmung eindämmen soll. Wie werden sie ohne die Beteiligung eines der größten Klimasünders der Welt zurechtkommen?

Der Ausstieg der USA ist ein heikles Thema, wenn es um die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels geht. Jede Anstrengung zur Verringerung der Nutzung fossiler Brennstoffe ist individuell, während jeder Nutzen universell ist. Und seit 1997 besteht der wichtigste Ansatz zur Bekämpfung des Klimawandels auf multilateraler Ebene in den von den Vereinten Nationen unterstützten Gipfeltreffen, den so genannten „Cops“ (Conference of the Parties), bei denen die Länder zusammenkommen und sich gegenseitig versprechen, ihre Emissionen zu reduzieren.

Die reicheren Länder, die in der Vergangenheit die Umwelt stärker verschmutzt und den größten Teil des in der Atmosphäre angesammelten CO2 verursacht haben, verpflichteten sich zudem, die ärmeren Länder mit Geldern in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2035 dabei zu unterstützen, sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln und gleichzeitig weniger zu emittieren. Aber obwohl viel Aufwand betrieben wird, um die größtmögliche Koalition von Ländern zu organisieren, basiert letztlich alles auf gutem Glauben und Versprechungen. Es gibt keinen Mechanismus, um Länder zu sanktionieren, die sich nicht an die Vereinbarungen halten. Wenn also nationale Politik oder Haushaltszwänge ins Spiel kommen, können Klimaschutzverpflichtungen auf der Strecke bleiben. Ein Projekt zur Besteuerung von Umweltverschmutzung könnte gestrichen werden oder es Lobbyisten gelingen, Pläne zu blockieren.

Dennoch kann es von Vorteil sein, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Emissionen zu senken, ohne dass es eine Garantie dafür gibt, dass andere das Gleiche tun. Das liegt zum Teil daran, dass Menschen zu dem neigen, was man als Condicional Cooperation bezeichnet: Menschen, die nicht kooperieren wollen, wenn sie es gleichzeitig mit anderen tun müssen, sind viel eher bereit es doch zu tun, wenn sie eine frühere Kooperation beobachten konnten.

Aus diesem Grund legen Forschungsergebnisse, die ich kürzlich zusammen mit Kollegen zur Spieltheorie (der mathematischen Untersuchung strategischer Interaktionen) veröffentlicht habe, nahe, dass es für die fortgeschrittenen Volkswirtschaften am besten wäre, ihre eigenen Emissionen weiter zu senken. Denn ohne die Bemühungen der reichen Länder, einen Weg zur Eindämmung der globalen Erwärmung einzuschlagen, gibt es keine Hoffnung, dass die anderen folgen werden. In diesem Fall ist es selbst für ein verhältnismäßig kleines reiches Land (wie Deutschland) wichtig, ein eindeutiges Engagement zur Bekämpfung des Klimawandels zu zeigen.

CO2-Kooperationen

Neben der Förderung der weiteren Zusammenarbeit ist eine starke Klimapolitik in Form von CO2-Steuern auch das wirksamste Mittel, um diejenigen zu bestrafen, die sich nicht an den globalen Anstrengungen beteiligen. Sowohl die USA (unter Biden) als auch die EU haben ihre eigenen Versionen eines Instruments entwickelt, das als „CO2-Grenzausgleichsmechanismus“ bezeichnet wird. Es sieht vor, dass Exporteure aus Ländern, die Emissionen nicht (oder weniger stark) besteuern, stattdessen die inländische CO2-Steuer zahlen müssen.

Nehmen wir zum Beispiel ein chinesisches Unternehmen, das einen Container nach Großbritannien exportiert. Wenn die chinesischen Hersteller bereits eine CO2-Steuer im Wert von 100 Pfund an die chinesische Regierung für das Produkt in dem Container gezahlt haben, die britische CO2-Steuer aber 200 Pfund betragen hätte, entspricht die Grenzsteuer der Differenz zwischen den beiden Beträgen, also 100 Pfund. Erhöht die chinesische Regierung jedoch ihre inländische CO2-Steuer auf das britische Niveau oder darüber, sinkt die Steuer aus dem Grenzausgleichsmechanismus auf null.

Dieser Ansatz hat viele Länder dazu veranlasst, eine eigene CO2-Steuer einzuführen, da es besser ist, Steuereinnahmen im eigenen Land zu erzielen, als sie ins Ausland zu schicken. Auch hier gilt: Es ist hilfreich, mit gutem Beispiel voranzugehen. Um andere durch Grenzsteuern zu beeinflussen, muss man zuerst ein eigenes System einführen.

Trotz all dieser offensichtlichen Zusammenarbeit und der weit verbreiteten Besorgnis über die Auswirkungen des Klimawandels wurde der letzte Cop-Gipfel in Aserbaidschan im letzten November von vielen als Enttäuschung empfunden. Es gibt jedoch auch einige gute Nachrichten, die darauf hindeuten, dass die Bemühungen in die richtige Richtung gehen. So zeigen die neuesten Daten, dass die EU nicht mehr weit von ihrem Ziel für 2030 entfernt ist – die Treibhausgasemissionen liegen bereits 37% unter dem Niveau von 1990. Im Großbritannien sind es 42%, in Deutschland 48% und in China haben die Emissionen offenbar schon früher als erwartet ihren Höhepunkt erreicht. Selbst in den USA sind die Emissionen rückläufig.

Wenn wir auf die Szenarien zurückblicken, die zum ersten UN-Klimagipfel in Kyoto führten, ist nicht alles rosig. Es ist unwahrscheinlich, dass die Welt einen Anstieg der globalen Temperaturen um mehr als 1,5 °C über das vorindustrielle Niveau vermeiden kann. Vielleicht sollten wir uns also nicht zu sehr auf künftige Gipfeltreffen verlassen, um den nächsten ökologischen Durchbruch zu erzielen. Der Weg nach vorne könnte eher über technische Lösungen wie CO2-Steuern und Grenzausgleichsmechanismen führen. Und vielleicht ist der beste Weg, den Rest der Welt davon zu überzeugen, seine Emissionen zu reduzieren, nicht, Vorträge zu halten und Konferenzen zu veranstalten – sondern mit gutem Beispiel voranzugehen.

 

Zum Autor:

Renaud Foucart ist Senior Lecturer in Economics an der Lancaster University Management School.

Hinweis:
The Conversation
Dieser Artikel wurde zuerst von The Conversation in englischer Sprache veröffentlicht und von der Makronom-Redaktion unter Zustimmung von The Conversation und des Autors ins Deutsche übersetzt.