Ungleichheit

Vermögensbesteuerung – unverzichtbar für eine gerechte Zukunftsgestaltung

Die Zeit ist reif für eine Rückbesinnung auf das Potenzial der Vermögensbesteuerung. Doch wie genau sollten Vermögensteuer und Erbschaftsteuer ausgestaltet werden?

Was folgt aus der Klimakrise für unsere Wirtschaft(sweisen) und das Denken darüber? Im Angesicht der Fridays-for-Future-Proteste hat sich aus dem Netzwerk Plurale Ökonomik eine neue Initiative herausgebildet: Economists for Future. Mit der gleichnamigen Debattenreihe werden zentrale Fragen einer zukunftsfähigen Wirtschaft in den Fokus gerückt. Im Zentrum stehen nicht nur kritische Auseinandersetzungen mit dem Status Quo der Wirtschaftswissenschaften, sondern auch mögliche Wege und angemessene Antworten auf die dringlichen Herausforderungen. Dabei werden verschiedene Orientierungspunkte für einen tiefgreifenden Strukturwandels diskutiert. 

Wöchentlich erscheint wieder ein ausgewählter Beitrag, der sich kritisch-konstruktiv mit aktuellen Leerstellen und Herausforderungen in der Ökonomik und Wirtschaftspolitik auseinandersetzt. Die dritte Runde legt ihren Schwerpunkt auf Themen für die anstehende Bundestagswahl im September. Hierzu werden unterschiedliche Aspekte und Maßnahmen für eine sozial-ökologische 1,5-Grad-Politik beleuchtet. 

Alle Beiträge, die bisher im Rahmen der Economists-for-Future-Serie erschienen sind, finden Sie hier.

Im Vergleich mit anderen Ländern in Europa zeichnet sich Deutschland durch eine besonders ungleiche Vermögensverteilung aus, die zudem im langfristigen Trend gestiegen ist. Das DIW hat 2020 die übliche unzulängliche Datenbasis aus Haushaltsbefragungen um Informationen zu Unternehmensbeteiligungen und aus öffentlich zugänglichen Reichenlisten ergänzt. Im Ergebnis schätzt das Institut, dass das reichste Prozent der Bevölkerung in Deutschland mehr als 35 Prozent des privaten Vermögens von über zehn Billionen Euro besitzt, mindestens 1,3 Millionen und durchschnittlich etwa fünf Millionen Euro pro Person. Allein das reichste Tausendstel besitzt mehr als 20 Prozent, mindestens 5,5 Millionen Euro pro Person und im Durchschnitt etwa 30 Millionen.

Gleichzeitig ist Vermögen sehr anhänglich. Die 700 wertvollsten Familienunternehmen haben ihren Ursprung laut einer Studie von Thilo Albers, Charlotte Bartels und Moritz Schularick mehrheitlich noch vor dem Jahr 1918. Die größten privaten Forsteigentümer in Deutschland sind ausweislich einer Aufstellung der FAZ größtenteils alte Adelsfamilien. Die in Deutschland bestehende Erbschaftsteuer hat daran offenbar nichts geändert. Die im Grundgesetz ausdrücklich vorgesehene Vermögensteuer wird zudem seit 1997 nicht mehr erhoben. Das Bundesverfassungsgericht hatte 1995 die geltende Fassung des Gesetzes für verfassungswidrig erklärt, weil Immobilien gegenüber anderen Vermögensarten unterbewertet wurden. Die damalige CDU/CSU-FDP-Koalition war nicht bereit, diesen Mangel zu beheben – und auch keine andere Koalition seitdem.

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