In den „Fremden Federn“ stellen wir einmal pro Woche in Kooperation mit dem Kuratorendienst piqd eine Auswahl von lesenswerten journalistischen Fundstücken mit wirtschaftspolitischem Bezug zusammen. piqd versteht sich als eine „Programmzeitung für guten Journalismus“ – was relevant ist, bestimmen keine reichweitenoptimierten Algorithmen, sondern ausschließlich ausgewählte Fachjournalisten, Wissenschaftler und andere Experten.
Mit den Flüssen trocknet auch die Wirtschaft aus
piqer:
Jürgen Klute
In den öffentlichen Debatten in der Bundesrepublik stehen sich Ökonomie und Ökologie oft unversöhnlich gegenüber. Dabei sind die beiden Begriffe, die aus dem Griechischen kommen, sprachlich eng verbunden. „Oikos“ bedeutet im Griechischen „Haus/Haushalt“, „Nomos“ ist das Gesetz, die Regel und „Logos“ das Wort bzw. die Lehre. Ökonomie meint im ursprünglichen Sinne die Regeln, nach denen ein Haushalt organisiert sein sollte. Und Ökologie ist demnach die Lehre von der Funktionsweise eines Haushaltes. Ohne das Wissen um die Funktionsweise eines Haushalts können selbstverständlich keine sinnvollen Regeln entwickelt werden, nach denen ein Haushalt zu organisieren ist. Das ist so selbstverständlich, dass dem grundsätzlich niemand widersprechen dürfte. Theoretisch. Aber wie die öffentlichen Debatten zeigen, ist es nicht immer so.
Was das Zusammenspiel von Ökologie und Ökonomie – diese Reihenfolge ist nicht unerheblich – beutetet, zeigte Ulrike Fokken kürzlich in einem Artikel in der taz am Beispiel der Flüsse in Europa auf. Das Trockenfallen der Flüsse und die toten Fische in der Oder waren Anlass für ihren Artikel. Ihr Kernforderung beschreibt sie so:
„Eine Klimakrisen-Wirtschaft an und auf Flüssen kann nur mit den Gesetzmäßigkeiten der Flüsse funktionieren. Denn ob die Wirtschaft nun wächst oder stagniert, ob der Kapitalismus noch ein paar Jahre weiter ballert oder zusammenbricht – in jeder Art zu wirtschaften und zu leben werden Flüsse eine entscheidende Rolle in Mitteleuropa spielen. Wie auch immer wir kollektiv zusammenleben, wird die Ökonomie nur mit Ökologie florieren. Um gleich ein Missverständnis auszuräumen: Es geht nicht darum, die Ökologie mit der Ökonomie zu versöhnen, die Wirtschaft also nachhaltiger, umweltfreundlicher und sogar klimaverträglicher zu gestalten. Es geht darum, die Gesetzmäßigkeiten von hochkomplexen Ökosystemen anzuerkennen und das bisschen, was Wissenschaftler:innen bislang entziffert und verstanden haben, in praktisches Handeln umzusetzen.“
Diese These untermauert Fokken in ihrem Text mit schlüssigen Argumenten.
Damit ergänzt Fokken einen wenige Tage vorher in der taz erschienen Artikel von Ulrike Herrmann (Kapitalismus und Klimaschutz: Schrumpfen statt Wachsen), in dem sie eine grundlegende Äderung der heutigen auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaft fordert. Statt auf Wachstum zu setzen, fordert Herrmann eine Umorientierung in Richtung Kreislaufwirtschaft. Herrmann will genauso wenig wie Fokken Natur romantisieren oder zurück in die Steinzeit. Beide argumentieren aus ganz unterschiedlichen Perspektiven für eine Neuausrichtung der Wirtschaft, die Grundlagen menschlichen Lebens nicht zerstört, sondern erhält. Um entsprechende Regeln für ein solches Wirtschaften entwickeln zu können, das arbeitet Fokken in ihrem Artikel sehr gut heraus, ist eine fundierte Kenntnis der Natur und des Zusammenspiels ihrer Komponenten unerlässlich. Mit anderen Worten: Ohne Ökologie keine klima- und umweltverträgliche Ökonomie.
Giorgia Meloni – die neue konservative Kraft Italiens?
piqer:
Thomas Wahl
Postfaschistin oder Konservative – in Deutschland scheint man sich sicher – Giorgia Meloni ist Ersteres. Die Schublade ist weit offen. Aber wie sieht sich die Bewegung hinter Meloni selbst? Einer ihrer „Vordenker“ – Francesco Giubilei – charakterisiert das im Interview so:
Die Fratelli d’Italia sind aus der Alleanza Nazionale hervorgegangen, die wiederum aus dem Movimento Sociale Italiano entstand. Doch schon bei der Gründung der Alleanza unter Gianfranco Fini 1995 distanzierte man sich von der faschistischen Ideologie. Seitdem hat die Rechte in Italien eine Position eingenommen, die in jeder Hinsicht demokratisch und republikanisch ist und die nichts mehr mit Faschismus und Neofaschismus zu tun hat. Das heisst nicht, dass es in Italien keine faschistischen und neofaschistischen Gruppen gibt. Sie haben nur nichts mit dem heutigen Programm der Brüder Italiens zu tun.
Die Gefahr einer Abschaffung der Gewaltenteilung wie z. T. in den Ländern des Visegrad fürchtet er nicht. Das seien völlig andere Demokratien, in denen noch vor 30 Jahren autoritäre Regime geherrscht hätten. Dass sich Italien in die Richtung von Ungarn bewegt, schließt er aus. Giubilei sieht die Fratelli d’Italia als konservative Partei, deren Wurzeln auch im Katholizismus liegen. Er meint:
Auch wenn jemand sich selbst nicht als Katholik bezeichnet und nicht in die Kirche geht, gibt es diesen kulturellen Hintergrund. So setzen wir in wirtschaftlichen Fragen vielleicht stärker auf den Wohlfahrtsstaat als englische Konservative, weil es die Soziallehre der katholischen Kirche gibt. Papst Leo XIII. hat es Ende des 19. Jahrhunderts zur Aufgabe der Kirche gemacht, den wirtschaftlich Schwächeren zu helfen. Das macht sich der italienische Konservatismus heute zu eigen.
Ein kritischer Punkt dabei ist die Migrationspolitik – die Bereitschaft, geflüchteten Migranten zu helfen. Hier wird nachvollziehbar unterschieden zwischen Menschen, die wirklich aus existenziellen schwierigen Gründen fliehen, denen Asyl zusteht und irregulären Immigranten. Die natürlich auch nach einem guten Leben suchen, das sie in ihren Heimaten nicht finden.
Es geht nicht darum, grundsätzlich gegen Einwanderung zu sein, sondern gegen illegale Einwanderung. Für Menschen, die wirklich in Not sind, müssen wir mehr humanitäre Korridore schaffen. Alle anderen müssen die legalen Wege nehmen und von den Behörden kontrolliert einreisen.
Bisher sind allerdings alle Pläne gescheitert, diese Differenzierung zu gestalten. Dabei sieht die Fratelli d’Italia (und wohl nicht nur diese Partei) Italien in einer exponierten Lage mit einer langen Seegrenze, an der besonders viele Flüchtlinge ankommen. Und man fühlt das Versagen der EU:
Wir können nicht immer über die EU reden und dann nicht gemeinsam handeln. Italien hat eine Grenze, die ein Meer ist. Klar kommen hier mehr irreguläre Immigranten an als in Schweden oder Dänemark. In erster Linie geht es also darum, die Migranten, die ankommen, auf die ganze EU umzuverteilen.
Ein Ziel daher: mehr Einfluss in der Europäischen Union.
Interessant, dass die Wirtschaftspolitik der Meloni-Partei liberalen Linien folgen soll. Steuern runter, besonders eine Reduzierung der Steuern auf Arbeit, Bürokratieabbau und Hilfen für kleinere Unternehmen. Ob die Ressourcen im Staatshaushalt dafür reichen, das wird man sehen. Wahrscheinlich werden wohl neue Schulden gemacht.
Man muss oder soll den Sichten dieser Bewegung nicht zustimmen. Im Gegenteil, man muss in einer Demokratie für seine eigenen Sichten kämpfen. Aber ohne Vorurteile und in klarer Kenntnis der Sichten des politischen Gegners.
Brandmauer oder Tür zur Macht? – Populisten und die Konservativen
piqer:
Dmitrij Kapitelman
Die Süddeutsche Zeitung hat ein recht kompaktes, aber doch wahrheitsbreites Interview zu Europa und den neuen rechten Regierungen geführt. Mit Politologe Jan-Werner Müller, Professor an der Princeton University, Autor des Werks: „Was ist Populismus?“
Müller erklärt, weshalb sich die rechten Agitatoren eben nicht entzauberten mit der Pandemie. Als ihre einfachen Lösungen niemandem das Leben retteten, als Donald Trump empfahl, sich Bleiche zu spritzen und Bolsonaro von einem kleinen Grüppchen faselte (offiziell sind 700.000 Brasilianer an Corona verstorben).
Ebenso schildert Müller, weshalb Georgia Meloni, nun Italiens rechtsextremes Staatsoberhaupt, momentan noch relativ umgänglich agieren muss. Und wie sie dennoch ihre Nazi-Klientel zufrieden hält.
Der spannendste Aspekt ist für mich allerdings der Teil über die Rolle konservativer Parteien. Die eher Drehtür zur Macht als Brandmauer gegen Rechts sein könnten. Und somit ihr eigenes Todesurteil signieren würden.
Strommarkt obskur: Niedersachsen hilf uns bitte!
piqer:
Nick Reimer
Es wird also nun wieder rot-grün in Niedersachsen! Vielleicht wird es dann auch endlich einmal was mit der Reform des deutschen Strommarktes. Denn der ist wirklich obskur, wie folgende Darstellung vermittelt: Niedersachsen ist in puncto Windenergie Vorreiter in Deutschland, im flächenmäßig zweitgrößten Bundesland stehen mit 6.119 Windrädern deutschlandweit die meisten Onshore-Windanlagen. Sie tragen einen großen Teil dazu bei, dass der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch des Bundeslandes seit Jahren kontinuierlich steigt und 2020 sogar an der 100-Prozent-Marke kratzte.
Wirtschaftlich nutzt das den Niedersachsen aber herzlich wenig. Das liegt unter anderem an Bayern: Weht viel Wind im Norden, fallen am Spotmarkt die Preise, manchmal sogar unter null Euro. Wer Strom an der Börse kauft, bekommt dafür dann sogar Geld. Im Süden Deutschlands gibt es viele Unternehmen, die viel Strom verbrauchen, aber leider nur wenige Leitungen, die den Windstrom aus Niedersachsen in den Süden transportieren können. Die Kunden im Süden kommen an den billig eingekauften Windstrom „physisch“ gar nicht ran, er fließt einfach nicht so umfangreich von Nord nach Süd, weshalb im Süden Deutschlands die Gas- (oder andere Fossil-)Kraftwerke anspringen müssen, um den „billig“ eingekauften Strom auch tatsächlich liefern zu können. Und weil ins Stromnetz immer nur so viel Strom eingespeist werden kann, wie verbraucht wird, müssen in Niedersachsen die Windräder angehalten werden: Die Fossilanlagen im Süden „verstopfen“ das Stromnetz.
Energiewende obskur: Weht viel Wind, steigt in Deutschland die Treibhausgasproduktion. Zu allem Unbill zahlen wir Verbraucher doppelt: den Fossilstrom, der im Süden produziert wurde, und den Windstrom, der nicht eingespeist wurde. Denn die Windmüller genießen einen Einspeisevorrang.
Grund für diese Schieflage ist erstens der schleppende Ausbau der Windenergie im Süden Deutschlands. Grund zwei ist ein Einheitspreis auf dem Strommarkt: Seit Jahren wird eine Aufteilung in eine Nord- und eine Südzone in Deutschland diskutiert, die dafür sorgen könnte, dass Niedersachsen endlich auch einmal vom kostengünstigen Windstrom profitiert. Springen die Gas- (oder andere Fossil-)Kraftwerke im Süden nämlich nachfragegetrieben an, steigt der Strompreis sofort wieder an, allein deshalb, weil die Gas- (oder andere Fossil-)Rohstoffe derzeit ungeheuer viel Geld kosten.
Ungewöhnlich sind mehrere Marktpreisgebiete in einem Land nicht: Norwegen zum Beispiel hat fünf Zonen, Schweden vier. „Mit der Auftrennung von Marktgebieten gibt es zudem bereits Erfahrung“, schreibt der von mir hochgeschätzte Fachjournalist Bernward Janzing in der taz, „2018 wurde die bisher einheitliche Strompreiszone von Deutschland und Österreich geteilt, nachdem sie zu immer stärkeren Verwerfungen im Marktgeschehen geführt hatte“. Eine Nord- und eine Südzone in Deutschland würde den Strompreis im Norden drastisch senken, im Süden – also dort, wo der kostenlose Wind so wenig genutzt wird – deutlich erhöhen.
Wäre wie Doping für die Energiewende im Stromsektor. Also bitte Niedersachsen: Helft! Lass den Bayernurban ruhig schwurbeln! Dieses Wahlergebnis macht euch stark! Oder wie es die Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt formuliert:
„Statt den Weiterbetrieb gefährlicher AKW vorzubereiten, sollte Habeck besser den Markt der Physik anpassen und Stromexport nur noch in dem Maße erlauben, in dem auch Leitungen dafür zur Verfügung stehen.“
Dient New Work nur den Gehältern der Vorstände?
piqer:
Ole Wintermann
In den letzten Jahren wurde umfangreich über die Entwicklung unserer Art des Arbeitens gesprochen. Die Pandemie hat nochmals als Katalysator dieser Entwicklung gewirkt. Nach all den Jahren sollten wir aber irgendwann die Frage stellen, wer oder was davon profitiert hat, außer die Konten der Vorstände? Die Umstände der Arbeit haben sich verändert; haben sich aber auch Qualität und die Arbeitsbedingungen zum Positiven verändert?
In diesem Lichte der Betrachtung verwundert es nicht, dass nun zunehmend nach der Nachhaltigkeit unserer digitalen Art des Arbeitens gefragt wird: Gehe ich als Arbeitender mit meinen eigenen und den natürlichen Ressourcen nachhaltig um? Angefangen bei der Pendelaktivität breitet sich diese Frage immer stärker bei Konferenzen und Vorträgen zum Thema aus.
Sinnbildlich dafür stehend möchte ich euch daher auf 3 Veranstaltungen hinweisen. Die erste Veranstaltung hat bereits vor einigen Tagen stattgefunden. Es handelt sich um die zweite Bits-und-Bäume-Veranstaltung in Berlin. Ich empfehle euch einen Ex-Post-Blick auf die Themen und Inhalte, die ihr auf der Webseite findet. Es lohnt sich.
Die zweite Veranstaltung (18.10.) ist eine Online-Debatte, initiiert von B.A.U.M. e.V., die sich mit der Wechselwirkung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit befasst. Die Initiatorinnen sind langjährige Expertinnen in dem Feld und betreiben ein Netzwerk nachhaltiger Unternehmen.
Die dritte Veranstaltung (25.10.) ist eine Offline-Konferenz und nennt sich #WSXD.ruhr. Bei dieser Veranstaltung geht es explizit um neue Fragen zu New Work, die sich explizit aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit ergeben. Inputgebende sind langjährig bekannte Gesichter aus der deutschen New Work-Szene, die sich nun aufmachen, den nächsten Schritt der inhaltlichen Weiterentwicklung von New Work zu gehen.
Wie Immoscout24 zusammen mit der Schufa Wohnungssuchende abzockt
piqer:
Mohamed Amjahid
Eine aktuelle Recherche von NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung hat meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient, weil sie Millionen von verzweifelten Wohnungssuchenden – unter ihnen viele arme Menschen – betrifft.
Gegenstand: Der Anbieter Immoscout24 listet unter anderem Inserate von Vermietern und macht nebenbei mit der Wohnungsnot in Deutschland zusammen mit der Schufa viel Geld. Immoscout24 suggeriert seinen Nutzer*innen mit einer irreführenden Werbeaussage nämlich, dass schon für eine Wohnungsbesichtigung eine Schufa-Auskunft benötigt werde. Dabei dürfte es diesen millionenschweren Markt gar nicht geben. Der Datenschutz in Deutschland lässt Vermieter*innen erst beim Erstellen eines Mietvertrags den Spielraum, die Bonität der Mieter*innen einzusehen. Eine Schufa-Auskunft bei Wohnungsbesichtigung darf somit gar kein Thema sein. Immoscout24 dagegen verkauft ahnungslosen Kund*innen über sein Portal sogar ein teures Schufa-Abo. Immoscout24 weiß nämlich, dass es viel Glück und noch mehr Besichtigungen braucht, um überhaupt eine Chance zu bekommen, eine Wohnung zu finden: Abzocke auf dem Rücken von verzweifelten Wohnungssuchenden.
Gute Nachricht: Die Verbraucherzentrale hat Immoscout24 nach Veröffentlichung der Recherche abgemahnt und prüft weitere rechtliche Schritte gegen den Anbieter, um dieses dubiose Geschäftsmodell zu beenden.
Wie das Internet unser Streben nach Status verändert
piqer:
Jannis Brühl
W. David Marx‘ „Status and Culture“ ist eines dieser Bücher, nach deren Lektüre man die Welt mit Röntgenblick sieht. In dem soeben erschienenen Buch (bislang nur auf Englisch) beschreibt Marx, wie sehr praktisch alle Menschen nach Status streben – selbst die, die versuchen, sich in alternativen/subversiven Subkulturen dem Statusdenken zu entziehen (die streben nämlich nach hohem Status in ihrer Gruppe). Das Buch ist insgesamt lesenswert in seiner Analyse verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und wie sie jeweils nach Status streben (Old Money, New Money inkl. „New Nouveau Riche“ in Schwellenländern, Professional Class, inklusive – ich grüße euch – der Creative Class) etc. – Bourdieu 3.0 quasi.
Ich piqe das Buchkapitel über das Internet und wie es die alte Status-Welt aus dem 20. Jahrhundert auf den Kopf stellt. Marx‘ Beobachtungen fassen mehrere meiner vagen Gefühle über unsere aktuelle Kultur in Worte. Es beschreibt, wie ein ironischer, an Kanye West gerichteter Medium-Post von ihm selbst vor einem Jahrzehnt viral ging und was nachher davon blieb. Nämlich nichts.
My eighteen-year-old self would have been elated that I had somehow pranked the American mass media, had an audience of millions reading my work (or at least the headlines), and gotten a write-up in The New Yorker (okay, newyorker.com). But the impact of this viral success on my actual life was trivial. For all the attention and excitement, I received around five additional Twitter followers. And no one—not even my closest friends and family—remembers, references, or cares much about the entire episode
Marx verurteilt die neue, digitale Kultur nicht kulturpessismistisch-snobby als minderwertig. Aber er gibt die weitreichenden Folgen dieser Entwicklung zu bedenken.
They also debase cultural capital as an asset, which makes popularity and economic capital even more central in marking status. The end result, at least so far, has been less incentive for individuals to both create and celebrate culture with high symbolic complexity
Damit argumentiert er schlüssig gegen die „Long-Tail“-These, mit der Wired-Chefredakteur Chris Anderson in den Nullerjahren eine Welt der Nischenkultur und -produkte vorhersagte, die durch das Internet zu jedem Menschen mit noch so abseitigem Geschmack gelangen könnte – ein Lob der Vielfalt. Nix da, schreibt Marx. Wenn jede Information leicht verfügbar ist, verlieren Spezialwissen und Nischenkultur an Attraktivität, mit der sich Menschen früher von anderen abgrenzten und ihren Status erhöhten. Nun tendieren die Menschen zum Mainstream. Ein Beispiel wäre der Untergang der insiderischen Spex/Musiknerd-Kultur einerseits und Mega-Mainstreamerfolge wie Marvel-Filme oder Justin Bieber andererseits.
Das waren nur einige wenige Aspekte aus diesem dicht mit klugen Beobachtungen und Analysen gespickten Kapitel (und das ist nur ein Kapitel!).