MMT

Vollbeschäftigung und Preisstabilität: Ein Trade-off?

Die jetzige Art der Inflationssteuerung verfehlt ständig ihr Ziel und trägt zu einer steigenden Ungleichheit bei. Hingegen würden die Einsichten und Instrumente der Modern Monetary Theory es ermöglichen, Preisstabilität und Vollbeschäftigung als miteinander kompatible Ziele zu verfolgen. Ein Beitrag von Maurice Höfgen, Dirk Ehnts und Marcel Dimke.

In der Vorwoche haben wir an dieser Stelle erläutert, wie die Inflation aus Perspektive der Modern Monetary Theory (MMT) zu verstehen ist, was ihre zugrundeliegenden Ursachen sind und welche Einflussmöglichkeiten der Staat hat.

In Teil 2 beleuchten wir im Folgenden, welche Rolle der Zinspolitik in Sachen Inflationssteuerung zuzumuten ist, wie der vermeintliche Widerspruch zwischen Vollbeschäftigung und Preisstabilität aufgelöst werden kann und welche Bedeutung einer staatlichen Jobgarantie in dieser Hinsicht zukommt.

Ein zentrales Konzept für die gegenwärtige Geldpolitik ist die sogenannte non-accelerating inflationary rate of unemployment (NAIRU).  Diesem Konzept zufolge gibt es ein langfristiges Arbeitslosigkeitsniveau, das von Arbeitsmarktinstitutionen und der Marktmacht der Unternehmen abhängt, und zu dem die Inflation stabil ist. Kurzfristige Abweichungen von diesem Niveau verursachen deflationären oder inflationären Druck und steuern die tatsächliche Arbeitslosigkeit in Richtung ihrer langfristigen Gleichgewichtsrate – so das Konzept.

Seit Beginn der neoliberalen Ära versuchen Zentralbanken Inflation durch Zinserhöhungen zu bekämpfen bzw. ihr vorzubeugen. Zinserhöhungen sollen private Investitionen abwürgen und über die damit verbundenen Multipli­katorwirkungen auf den Konsum der Konjunktur und somit auch etwaigen inflationären Tendenzen den Wind aus den Segeln nehmen.

Zumindest implizit heißt das: Es bedarf eines ausreichend hohen Maßes an Arbeitslosigkeit, um die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer in Schach zu halten und deren Lohnforderungen zu disziplinieren, damit die in Teil 1 beschriebene Lohn-Preis-Spirale nicht befeuert wird. Dieser Ansatz wird auch als „unemployed buffer stock approach“ bezeichnet. Wie der Name schon deutlich macht, setzt diese Politik also – überspitzt formuliert –  auf eine Reservearmee an Arbeitssuchenden. Die Folge ist die permanente Existenz unfreiwilliger Arbeitslosigkeit, wodurch die ohnehin systematisch Benachteiligten überproportional hart getroffen werden.

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