Klimapolitik

Die schwierige Beziehung von Generationengerechtigkeit und Gegenwartspräferenz

Die verfassungsrechtliche Anerkennung zukünftiger Generationen als Subjekte mit eigenen Rechten ist eine juristische Neuheit – und stellt unsere Gesellschaft vor Herausforderungen, für die es keine einfachen Lösungen gibt. Ein Beitrag von Carla Reemtsma.

Was folgt aus der Klimakrise für unsere Wirtschaft(sweisen) und das Denken darüber? Im Angesicht der Fridays-for-Future-Proteste hat sich aus dem Netzwerk Plurale Ökonomik eine neue Initiative herausgebildet: Economists for Future. Mit der gleichnamigen Debattenreihe werden zentrale Fragen einer zukunftsfähigen Wirtschaft in den Fokus gerückt. Im Zentrum stehen nicht nur kritische Auseinandersetzungen mit dem Status Quo der Wirtschaftswissenschaften, sondern auch mögliche Wege und angemessene Antworten auf die dringlichen Herausforderungen. Dabei werden verschiedene Orientierungspunkte für einen tiefgreifenden Strukturwandels diskutiert. 

Wöchentlich erscheint wieder ein ausgewählter Beitrag, der sich kritisch-konstruktiv mit aktuellen Leerstellen und Herausforderungen in der Ökonomik und Wirtschaftspolitik auseinandersetzt. Die dritte Runde legt ihren Schwerpunkt auf Themen für die anstehende Bundestagswahl im September. Hierzu werden unterschiedliche Aspekte und Maßnahmen für eine sozial-ökologische 1,5-Grad-Politik beleuchtet. 

Alle Beiträge, die bisher im Rahmen der Economists-for-Future-Serie erschienen sind, finden Sie hier.

Urteile des Bundesverfassungsgerichtes werden nicht selten mit einer gewissen Spannung erwartet: Einige der Urteile bedeuten für die häufig selbst betroffenen Kläger*innen das Ende oft jahrelanger Kämpfe, etwa bei der steuerrechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare oder dem Urteil zur Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen. Andere Urteile sind von so grundlegender Bedeutung, dass sie sogar Jahrzehnte später noch Teil des kollektiven Sprachgebrauchs sind, sowie regelmäßig als Basis von Gerichtsurteilen zu ähnlichen Fällen dienen, wie etwa das als „Brokdorf-Beschluss“ bekannte Urteil zur Versammlungsfreiheit von 1985. Und wiederum andere Urteile sind vor allem eins: politisch höchstrelevant.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Verfassungsbeschwerden gegen das Klimaschutzgesetz der Großen Koalition ist ein solch politisch höchstrelevantes Urteil. Darin stellt das Gericht fest, dass das Klimaschutzgesetz aus dem Herbst 2019 in Teilen verfassungswidrig ist, da es unzureichende Bestimmungen über den Klimaschutz trifft. Das Gericht bemängelt, dass durch die fehlenden Pläne zur Emissionsreduktion nach 2030 zukünftige Generationen die Hauptlast der Klimaschutzbemühungen leisten müssten, während aktuelle Generationen vergleichsweise gering belastet würden. Die Reduktionen, die wir in Zukunft zu leisten hätten, wären so groß, dass sie unsere Freiheitsrechte unverhältnismäßig einschränken müssten – was wiederum verfassungswidrig wäre. Das Bundesverfassungsschutzgericht hat die Bundesregierung daher zum Nachbessern aufgefordert und ebenso dazu, klare Reduktionsziele für die Zeit nach 2030 vorzulegen.

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