Klimakrise

Zeit für einen Powerslide

Mit vielen Milliarden will die Bundesregierung den Konjunkturmotor neu starten. Doch das Navi ist weiter auf Klimacrash eingestellt. Ein Kommentar von Jörg Haas.

Im Motorsport gibt es eine Kurventechnik namens Powerslide, bei der man vor der Haarnadelkurve bremst, das Lenkrad einschlägt, so dass das Heck herumschwenkt – und dann sogleich wieder gefühlvoll aufs Gaspedal drückt und aus der Kurve heraus beschleunigt. Man verzeihe mir die Metapher mit Benzingeruch – aber für die notwendige ökologisch-ökonomische Wende in der aktuellen Systemkrise ist sie vielleicht dennoch ein brauchbares Bild. Denn wir rasen mit hoher Geschwindigkeit auf eine Haarnadelkurve zu, hinter der eine Betonwand lauert: der Klimacrash. Um die jetzt anstehende 180-Grad Kurve gut und schnell zu bewältigen, brauchen wir wie beim Powerslide die kluge Kombination von drei Aktivitäten: Bremsen, Lenken und Beschleunigen.

Durch die Corona-Krise ist der Wirtschaftsmotor abrupt zum Halten gekommen. Nun tritt die Bundesregierung kräftig aufs Gaspedal. Viele Milliarden sollen den Konjunkturmotor neu starten. Da hat die Bundesregierung – spät aber doch – die Lektionen der letzten großen Wirtschaftskrise 2008 gelernt, als die deutsche Wirtschaft nur deshalb florieren konnte, weil anderswo – in China und den USA – weniger gespart und stattdessen die Konjunktur angekurbelt wurde.

Doch mit Vollgas allein kommt man nicht um eine scharfe Kurve, sondern landet in den planetarischen Leitplanken. Nur aufgrund der Corona-bedingten Einmaleffekte wird vielleicht das Klimaziel für 2020 wider aller Erwartungen erreicht. Doch auf dem richtigen Kurs ist man damit noch lange nicht: Alle Prognosen lassen erwarten, dass die Bundesregierung ihr eigenes, zu schwaches Ziel für 2030 mit den bisherigen Maßnahmen weit verfehlen wird.

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