Rezension

Kapitalismus der Endlichkeit

In seinem neuen Buch beschreibt Arnaud Orain, wie der Kapitalismus immer wieder in merkantilistische Phasen zurückkehrt, in denen Macht und Seewege wichtiger sind als Marktlogik. Anders als früher wird dieser Wandel heute jedoch nicht mehr durch materielle Knappheit, sondern geopolitische Rivalität angetrieben. Eine Rezension von Branko Milanovic.

Heutzutage ist die Ansicht weit verbreitet, dass die Ära der neoliberalen Globalisierung zu Ende ist. Viel weniger klar ist, welche Art von internationalem und nationalem System die Nachfolge des Neoliberalismus antreten wird. Es gibt viele potenzielle Kandidaten, denn, um Yogi Berra zu paraphrasieren, ist es schwierig, Vorhersagen zu treffen, insbesondere über die Zukunft.

Die Wirtschaftsgeschichte kann jedoch helfen. Das neue Buch des französischen Wirtschaftswissenschaftlers Arnaud Orain Le monde confisqué geht in diese Richtung, indem es den zyklischen Charakter des Weltkapitalismus in den letzten vier Jahrhunderten untersucht. Orain zufolge befinden wir uns in einer dieser Phasen der periodischen Anpassungen des Kapitalismus, vom Freihandel zum „bewaffneten Handel“, der für den Merkantilismus charakteristisch ist. In Orains Lesart des Kapitalismus gab es mehr Epochen des Merkantilismus als des Laissez-faire und des Freihandels. Er betrachtet drei solche (merkantilistische) Epochen: die europäische Eroberung der Welt im 17. und 18. Jahrhundert, 1880-1945 und die Gegenwart.

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