Essay

Inszenierter Standortwettbewerb

Das Denken in Standortwettbewerben umgibt die Politik wie eine gläserne Wand. Doch so „naturwüchsig“, wie wir oft glauben, ist der Wettbewerb zwischen Volkswirtschaften nicht. Ein Beitrag von Rolf Klein.

Bild: ImagineCup via Flickr (CC BY 2.0)

Das Schlagwort des „internationalen Standortwettbewerbs“ unterstellt, dass nicht nur Unternehmen Konkurrenten sind, sondern auch Staaten und Volkswirtschaften. Der Standortwettbewerb ist nicht zuletzt ein wirkungsvoller Kampfbegriff. Er hat dazu geführt, dass die Unternehmenssteuern spürbar gesunken und die Staaten vermehrt auf Kredite ausgewichen sind. Gewerkschaften haben an Einfluss verloren. Selbst Fragen des Rentensystems werden mit dem Standortwettbewerb in Verbindung gebracht.

Wenn wir wissen wollen, warum öffentliche Aufgaben oft unterfinanziert und Löhne hinter der Wirtschaftsentwicklung zurückgeblieben sind, treffen wir auf Begründungen, die auf dem internationalen Wettbewerb beruhen. So ist auch das Paradoxon zu erklären, dass Deutschland im Laufe der Jahrzehnte zwar immer reicher geworden ist, wir aber trotzdem glauben, uns als Gesellschaft vieles nicht (mehr) leisten zu können.

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