Hauszinssteuer

Die vergessene Vermögenssteuer

Verschiedenen Prognosen zufolge wird das vererbte Vermögen in Deutschland in den kommenden Jahren auf ein noch nie dagewesenes Niveau steigen. Wer wissen will, wie man leistungslose Vermögenszuwächse sinnvoll besteuert, könnte in der Weimarer Republik fündig werden. Ein Beitrag von Alexander Sacharow.

Deutschland redet wieder über die Vermögenssteuer. Manche erhoffen sich davon, dass große Vermögen deutlich mehr zur Finanzierung des Gemeinwohls beitragen. Abgesehen von der seit 1996 nicht mehr erhobenen Vermögenssteuer sowie der Grundsteuer gab es in Deutschland noch zwei nennenswerte vermögensbezogene Abgaben: den Lastenausgleich nach dem Zweiten Weltkrieg und die Hauszinssteuer zwischen den beiden Weltkriegen.

Quelle: Stefan Bach via Twitter

Die Hauszinssteuer

Die Hauszinssteuer wurde von deutschen Ökonominnen und Ökonomen fast vollkommen vergessen, ist aber vielen Städteplanern und Architekten noch ein Begriff. Sie ist aus einer historisch einmaligen Situation entstanden: Die Hyperinflation von 1923/24 führte dazu, dass nahezu alle Hauseigentümer innerhalb kürzester Zeit entschuldet waren. Ausstehende Kredite an Banken konnten auf Grund des Wertverlusts des Geldes einfach bedient werden. Gleichzeitig gab es in der Weimarer Republik eine Regulierung der Mieten aus den Nachwehen des Ersten Weltkriegs. Diese knüpfte die maximal erlaubte Miete an die sogenannte „Friedensmiete“ von 1914. Die Hyperinflation führte dazu, dass so die Mietbelastung für die meisten Haushalte einbrach. Zum Höhepunkt sank die durchschnittliche Mietbelastung auf 1 bis 2% des Nettoeinkommens. Mieter und Wohnungseigentümer waren damit zumindest in dieser Hinsicht Gewinner der Hyperinflation (obgleich sie natürlich wiederum in anderen Lebensbereichen negativ betroffen waren).

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