Studie

Führt ökonomische Ungleichheit zu verstärkter politischer Polarisierung?

Eine neue Studie zeigt, dass harte „Brot-und-Butter“-Themen eine wichtige Rolle bei der Erklärung der jüngsten Popularität rechtsextremer Parteien in den westeuropäischen Demokratien spielen. Es handelt sich also zumindest bis zu einem gewissen Grad um ein hausgemachtes Problem.

Der zunehmende Wahlerfolg radikaler und populistischer Parteien links und rechts des politischen Spektrums auf einem seit den 1960er und 1970er Jahren nicht mehr erlebtem Niveau ist sicherlich eines der prägenden Phänomene des letzten Jahrzehnts. Diese Entwicklung wurde sowohl durch endogene Prozesse, die sich aus dem Parteienwettbewerb ergaben, als auch durch sozioökonomische Faktoren vorangetrieben. Beide Dimensionen sind eindeutig relevant: Denn das Wahlverhalten wird einerseits durch die „Nachfrage“ und die Präferenzen der Wähler bestimmt und andererseits auf der „Angebotsseite“ des politischen Wettbewerbs durch die Versuche von Politikern und politischen Unternehmern, Wähler zu mobilisieren.

Eine große Anzahl von Studien bietet eine vielschichtige Diskussion über den Mechanismus, der die sozioökonomischen Bedingungen in einer Gesellschaft mit dem individuellen Wahlverhalten und den kollektiven Wahlergebnissen verbindet. Jüngste Studien über die Determinanten von Wahlerfolg, die auf mehrstufigen Ansätzen beruhen, haben z. B. gezeigt, dass rechtsradikale Parteien eine beträchtliche Wahlunterstützung von Wählern erhalten, die am meisten unter der gesellschaftlichen Ungleichheit leiden, nämlich von Wählern in niedrigeren sozioökonomischen Positionen.

In einer aktuellen empirischen Studie (Proaño et al., 2020) bauen wir methodisch und theoretisch auf der in der Politikwissenschaft etablierten Vorstellung einer „macro polity“ (Erikson et al., 2002) auf. Wir untersuchen für 20 entwickelte Länder anhand jährlicher Daten, die von 1970 bis 2016 für 291 Parlamentswahlen erhoben wurden, wie unterschiedliche Einkommensungleichheitsmaße den Wahlerfolg der links- und rechtsextremen Parteien sowie Parteien der Mitte beeinflusst haben. Unsere Definition von politischer Polarisierung basiert daher auf der Wahlunterstützung für solche links- und rechtsextreme Parteien.

Kostenpflichtiger Inhalt

Bitte melden Sie sich an, um weiterzulesen

Noch kein Abo?