Nach Corona

Eine reformierte EU in einer veränderten globalen Wirtschaft

Die Corona-Krise dürfte das Zeitalter naiver globaler Marktöffnungen endgültig beenden. In Zukunft bedarf es einer aufgeklärten Globalisierung, für die sich die Europäische Union mit institutionellen Reformen rüsten sollte. Ein Essay von Gustav A. Horn.

Bild: Pixabay

Jede Krise zerstört Vertrauen in Bestehendes. Zuletzt konnte man dies während der Finanzmarktkrise erleben. Wer zuvor auf die Stabilität der Finanzmärkte und deren Fähigkeit vertraut hatte, große Risiken verarbeiten zu können, wurde bitter enttäuscht. Faule und undurchsichtige Kredite brachten die Finanzmärkte weltweit zum Einsturz. Die nachfolgende Krise des Euroraums zeigte mit den Spekulationswellen gegen Staatsanleihen zudem, dass Finanzmärkte nicht nur bestehende Unsicherheiten schlecht verarbeiten, sondern selbst sogar zusätzliche Unsicherheiten erzeugen können. Sie lösten nicht nur die bestehenden Probleme nicht, sie wurden selbst zum Problem und verspielten das in sie gesetzte Vertrauen.

Derzeit erleben wir eine wahrscheinlich mindestens ebenso gravierende Krise, und auch sie zerstört Vertrauen in Bestehendes. Dieses Mal waren aber nicht die Finanzmärkte die Treiber der Krise, sondern ein Virus. Der anfängliche Crash an den Börsen war nur ein Symptom der sich ausbreitenden Unsicherheit. Es wäre jedoch oberflächlich, die teilweise dramatischen ökonomischen Folgen der Krise allein auf eine virologische Ursache zurückzuführen. Denn dass dieses Virus einen so großen globalen Schaden anrichten kann, hängt unmittelbar mit der von uns praktizierten Form der Globalisierung zusammen. Die Corona-Krise ist demnach nicht zuletzt eine Vertrauenskrise in die Globalisierung.

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