#EconomistsForFuture

Das Politische des Ökonomischen wiederentdecken

Es braucht ein alternatives Wirtschaftssystem, in dem Produktions- und Naturverhältnisse nicht mehr von sozialen Spaltungen und dem maßlosen Streben nach Geldverwertung beherrscht werden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, muss sich die Ökonomik als Disziplin grundsätzlich wandeln.

Im Angesicht der Klimakrise und der Fridays-for-Future-Proteste hat das Netzwerk Plurale Ökonomik unter #Economists4Future dazu aufgerufen, Impulse für neues ökonomisches Denken zu setzen und bislang wenig beachtete Aspekte der Klimaschutzdebatte in den Fokus zu rücken.

In dieser Debattenreihe erscheint wöchentlich ein ausgewählter Beitrag, der sich kritisch-konstruktiv mit aktuellen Leerstellen und Herausforderungen in der Klimaökonomik auseinandersetzt. Dabei geht es beispielsweise um den Umgang mit Unsicherheiten und Komplexität sowie um Existenzgrundlagen und soziale Konflikte. Alle bisher im Rahmen der Serie erschienenen Beiträge finden Sie hier.

Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen 2018 diskutierte Olivier Blanchard, ehemaliger Chefökonom des IWF und Autor eines Standard-Lehrbuchs zur Makroökonomie, mit dem italienischen Ökonomen Emiliano Brancaccio über die Krisen unserer Zeit:

“I would like to start from the question of whether there are alternatives to capitalism. My answer is ‘No’, in the following sense. For me, it is obvious that the only non-chaotic way to organize economic interactions in a world populated by seven billion people is the use of markets.“ – Oliver Blanchard

Die Debatte stand im Kontext der Krise der Wirtschaftswissenschaften, in der die Dominanz einer bestimmten theoretischen und methodischen Perspektive innerhalb der Disziplin zunehmend in Frage gestellt wird.

Eine Woche zuvor hatte Greta Thunberg die internationale Politik auf der 24. Weltklimakonferenz in Katowice ermahnt, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen:

“We cannot solve a crisis without treating it as a crisis. We need to keep the fossil fuels in the ground and we need to focus on equity. And if solutions within this system are so impossible to find then maybe we should change the system itself.” – Greta Thunberg

Die zwei Beiträge scheinen zunächst nicht viel gemein zu haben. Doch im Kern dieser beiden Krisen geht es vor allem um die Frage, wie zukunftsfähig das vorherrschende Wirtschaftssystem ist.

Die Bewegung „Fridays for Future“ ist im Kern konservativ und radikal zugleich ist. Auf der einen Seite ist die Hauptforderung, bereits bestehende internationale Vereinbarungen (zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5℃) einzuhalten, vorrangig ein realpolitisches Ziel. Gleichzeitig scheint diese Forderung geradezu utopisch, weil keine der Maßnahmen aus Politik und Industrie in den vergangenen Jahrzehnten auch nur annähernd darauf hindeuten, dass dieses Ziel mit einem „weiter so“ zu erreichen wäre, es also einen radikalen Wandel braucht.

Wie ist dieses Paradox zu erklären? Warum sollte sich gerade #EconomistsForFutures dieser Frage annehmen? Und was sind Perspektiven, die eine kritische Gesellschaftsforschung dazu bieten kann?

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