Effektive nationale Klimapolitik

Die Stärken der Marktwirtschaft konsequent einsetzen

Manche Akteure behaupten, die Klimakrise sei (auch) ein Resultat der kapitalistischen Ordnung. Diese These schießt jedoch weit übers Ziel hinaus. Denn die Marktwirtschaft ist sogar besonders gut geeignet, um knappe Ressourcen möglichst sparsam und effizient einzusetzen – sofern die Preissignale stimmen. Ein Beitrag von Ulrich Stolzenburg.

Bild: Unsplash

Deutschland ist für 2,2% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, die EU insgesamt für weniger als 10% – bringt unser Handeln also überhaupt etwas, wenn viele Entwicklungs- und Schwellenländer und auch andere Industrieländer ohnehin nicht mitmachen? Der weltweite CO2-Ausstoß steigt weiter, obwohl er eigentlich rasch zurückgehen müsste. So wird es zunehmend unwahrscheinlich, dass der globale Temperaturanstieg auf weniger als 2 Grad begrenzt werden kann, wie im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbart. Weder die drängenden Appelle der Klimawissenschaft noch das andauernde Bemühen um zwischenstaatliche Koordination haben bislang viel erreicht außer heißer Luft.

Selbst in Deutschland, wo bereits viel Geld in die Hand genommen wurde, ist der Weg zur Klimaneutralität noch weit. Ernüchternde 80 Prozent des Primärenergieverbrauchs stammen immer noch aus fossilen Energieträgern (2018). Bis 2022 fällt zudem die Kernenergie weg, die bisher gut 6% der Energie geliefert hat. Erneuerbare Energien schlugen mit immerhin 14% zu Buche. Wind- und Solarenergie, die wichtigsten Stützen der Energiewende, lieferten trotz erheblichem Flächenverbrauch und milliardenschweren Subventionen zusammen gerade einmal gut 4,5% der Primärenergie (Wind 3%, Solar 1,5%). Die politischen und gesellschaftlichen Widerstände für zusätzliche Anstrengungen und Belastungen sind erheblich – aber auch der Druck, beim Klimaschutz endlich echte Fortschritte zu erzielen.

Andere Länder werden nur dann ihre Energiesysteme umbauen, wenn es keine gravierenden wirtschaftlichen Nachteile mit sich bringt

Warum werden die Erkenntnisse der Klimawissenschaft nicht endlich in global koordiniertes Handeln umgesetzt? Manche Akteure behaupten, die Klimakrise sei ein Resultat der kapitalistischen Ordnung, welche eine Lösung erschwere oder sogar gänzlich unmöglich mache. Diese These schießt jedoch weit übers Ziel hinaus. Denn die Marktwirtschaft ist sogar besonders gut geeignet, um knappe Ressourcen möglichst sparsam und effizient einzusetzen – sofern die Preissignale stimmen. Zudem gibt es für Entscheidungsträger in aller Welt eine ganze Reihe rein politökonomischer Gründe, das Klimaproblem auf die lange Bank zu schieben, die wenig bis nichts mit dem Wirtschaftssystem zu tun haben:

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