Die Grünen und die Schuldenbremse

Eine klare Absicht – aber viele offene Fragen

Mit Blick auf die Fiskalpolitik und die Reform der Schuldenbremse sind die Grünen von allen relevanten Parteien mit Abstand die auskunftsfreudigste. Doch auch sie lassen einige Punkte offen, die alles andere als trivial sind. Eine Analyse von Jan Priewe.

Die Grünen sind die Partei der Stunde. Die Klärung der Kanzlerkandidatur ist – gerade im Vergleich zur Union – relativ harmonisch von statten gegangen. Und allen aktuellen Umfragen zufolge wird es nach der Bundestagswahl im September keine praktikable Koalitionsoption geben, die ohne die Grünen auskommt – möglicherweise sogar mit ihnen an der Spitze.

Daher schaut man nicht nur in Deutschland, sondern auch in Brüssel und den anderen europäischen Hauptstädten mit Argusaugen auf das grüne Parteiprogramm, und insbesondere auf die Absichten zur Fiskalpolitik. Öffentliche Investitionen sind zentral für Klimapolitik, und die steht im Zentrum dessen, was die Grünen wollen und womit sie punkten können.

Das Programm der Grünen

Was sagen die Grünen zur Schuldenbremse und was zu den europäischen Fiskalregeln, die damit eng verknüpft sind? Die zentrale Stelle im Entwurf des Wahlprogramms, das im Juni verabschiedet werden soll, lautet:

„Wir wollen die Schuldenbremse im Grundgesetz zeitgemäß gestalten – um die so dringenden Investitionen zu ermöglichen. Bei konsumtiven Ausgaben bleibt es bei den derzeitigen strikten Regelungen; bei Investitionen, die neues öffentliches Vermögen schaffen, erlauben wir eine begrenzte Kreditaufnahme. So schaffen wir öffentliches Vermögen, das uns allen gehört, denn die Rendite öffentlicher Investitionen ist hoch, während der Bund keine Zinsen für seine Kredite bezahlt. Das schafft ein hohes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, das sicherstellt, dass unsere Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftskraft weiter abnehmen. Die kluge Unternehmerin spart nicht, sie investiert. Der kluge Staat tut es ihr gleich.“

Und an anderer Stelle wird präzisiert:

 „Wir wollen, dass Deutschland bei den öffentlichen Investitionen im Vergleich der Industrieländer vom Nachzügler zum Spitzenreiter wird, und in diesem Jahrzehnt pro Jahr 50 Milliarden Euro zusätzlich investieren.”

Dies lässt sich wie folgt übersetzen:

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