Komplexität und Postwachstum

Die blinden Flecken der neoklassischen Klimaökonomik

Um der Klimakrise zu begegnen, müssen wir unsere Art zu wirtschaften radikal verändern. Doch die vorherrschende ökonomische Theorie ist ein großes Hindernis auf dem Weg zu einer notwendigen nachhaltigeren Wirtschaftsweise. Außerdem führt sie zu Politikempfehlungen, die systematisch die Möglichkeit einer Postwachstumswirtschaft ausblenden.

Foto: Pixabay

Im Angesicht der Klimakrise und der Fridays-for-Future-Proteste hat das Netzwerk Plurale Ökonomik unter #Economists4Future dazu aufgerufen, Impulse für neues ökonomisches Denken zu setzen und bislang wenig beachtete Aspekte der Klimaschutzdebatte in den Fokus zu rücken.

In dieser Debattenreihe erscheint wöchentlich ein ausgewählter Beitrag, der sich kritisch-konstruktiv mit aktuellen Leerstellen und Herausforderungen in der Klimaökonomik auseinandersetzt. Dabei geht es beispielsweise um den Umgang mit Unsicherheiten und Komplexität sowie um Existenzgrundlagen und soziale Konflikte. In diesem Beitrag kritisieren Lia Polotzek und Joachim Spangenberg die neoklassische Klimaökonomik. Alle bisher im Rahmen der Serie erschienenen Beiträge finden Sie hier.

Um der Klimakrise zu begegnen, müssen wir unsere Art zu wirtschaften radikal verändern. Ein großes Hindernis auf diesem Weg könnte die vorherrschende ökonomische Theorie sein. Denn der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft ist es methodisch unmöglich, alternative Wirtschaftsformen abzubilden. Außerdem führt sie zu Politikempfehlungen, die systematisch die Möglichkeit einer Postwachstumswirtschaft ausblenden.

Das zeigt sich insbesondere in den IPCC-Klimaszenarien, ihren Integrated Assessment Models (IAMs) und den daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen. In den Berichten, die im Wesentlichen Koproduktionen von Klima- und Wirtschaftswissenschaften sind (andere natur- und sozialwissenschaftliche Disziplinen sind bisher wenig präsent), wird die aktuelle Fachliteratur gesichtet und auf dieser Basis mögliche Zukünfte modelliert. Die verschiedenen klimatologischen Modellläufe, die unterschiedliche Politiken, aber auch Unsicherheiten bezüglich Daten und Wirkmechanismen abbilden, werden dabei mit ökonomischen Modellen zu IAMs zusammengeführt. IAMs analysieren somit die Wechselwirkungen zwischen Klima- und Wirtschaftssystem. Allgemein wird davon ausgegangen, dass Klima- und Wirtschaftswissenschaftler*innen jeweils angemessene Beschreibungen der Teile der Realität liefern, für deren Analyse und Verständnis sie zuständig sind.

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