Einigung der Eurogruppe

Bestenfalls ein erster Schritt

Die Euro-Finanzminister haben sich auf einen Kompromiss zur Abfederung der Folgen der Corona-Krise geeinigt. Doch um den Zusammenbruch der Eurozone zu verhindern, wird es deutlich weitergehende Maßnahmen brauchen. Ein Beitrag von Philipp Heimberger.

Wenn Italien aus der Corona-Gesundheitskrise herauskommt, wird es auch ökonomisch vor einer enormen Herausforderung stehen. Die Fähigkeit des Landes, die Kosten für die Krisenbekämpfung und für die bald erforderlichen Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft zu tragen, ist jedoch durch bestehende Altlasten beschränkt – bereits jetzt hat Italien mit die höchste Schuldenquote aller Eurostaaten.

Eine erfolgreiche Krisenbewältigung wird deshalb maßgeblich von der Glaubwürdigkeit der gegenseitigen Unterstützung innerhalb der Eurozone abhängen. Die EZB leistet bereits einen entscheidenden Beitrag: Sie kauft im Rahmen des PEPP-Programms („Pandemic Emergency Purchase Programme“) Staatsanleihen in großem Umfang auf. Dadurch sind die Risikoaufschläge auf italienische Staatsanleihen, die vor wenigen Wochen bereits gefährlich angestiegen waren, wieder etwas zurückgegangen. Das PEPP-Programm sorgt also aktuell dafür, dass sich der italienische Staat auch in der Corona-Krise weiterhin zu sehr geringen Kosten refinanzieren kann.

Eine weiter stark divergierende fiskalpolitische Reaktion der Mitgliedsstaaten würde eine ungleichmäßige Erholung und eine politische Dynamik zur Folge haben, die bis zum Zusammenbruch der Eurozone führen könnte

Auf sich alleine gestellt wird Italien jedoch nicht dazu in der Lage sein, die Wirtschaft nach dem Corona-Lockdown wieder in Gang zu bringen. Wenngleich Italien wohl in der schwierigsten Situation ist und deshalb die zentrale „Bruchlinie“ für die Zukunft der Eurozone darstellt, werden auch andere hart von der Krise getroffene Länder wie Spanien mit nationalen Alleingängen kaum durchkommen: Es besteht die reale Gefahr, dass sie nur die dringendsten Maßnahmen finanzieren können, während Länder mit einer besseren Ausgangslage – wie Deutschland, Österreich oder die Niederlande – mehr fiskalischen Spielraum haben, um eine rasche Erholung zu unterstützen.

Die bisher als Antwort auf die Corona-Krise geschnürten nationalen Fiskalpakete zeigen das bereits deutlich: So beträgt für Deutschland laut Berechnungen des Thinkthank Bruegel der unmittelbare fiskalische Impuls (in Form von zusätzlichen Staatsausgaben für medizinische Ausrüstung, Kurzarbeitsgeld, Subventionen von Klein- und Mittelbetrieben etc.) für das Jahr 2020 rund 7% der Wirtschaftsleistung, für Italien hingegen nur 0,9%. Und auch bei der Stundung von Steuern und Sozialabgaben sowie bei anderen Liquiditätsbereitstellungen und Kreditgarantien bleibt Italiens bisherige Antwort hinter Deutschland zurück.

Daten: Bruegel.

Eine weiter stark divergierende fiskalpolitische Reaktion der Mitgliedsstaaten würde jedoch eine ungleichmäßige Erholung von der Corona-Krise und eine politische Dynamik zur Folge haben, die bis zum Zusammenbruch der Eurozone führen könnte.

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