In den „Fremden Federn“ stellen wir einmal pro Woche in Kooperation mit dem Kuratorendienst Forum (früher piqd) eine Auswahl von lesenswerten journalistischen Fundstücken mit wirtschaftspolitischem Bezug zusammen. Formum.eu versteht sich als eine „Programmzeitung für guten Journalismus“ – was relevant ist, bestimmen keine reichweitenoptimierten Algorithmen, sondern ausschließlich ausgewählte Fachjournalisten, Wissenschaftler und andere Experten.
Wie man die Geschichte einer Nation verkauft
piqer:
Emily Kossak
Im 21. Jahrhundert ist die Weltbevölkerung so wohlhabend, wie sie das vielleicht noch nie war. Gerecht verteilt ist dieser Wohlstand nicht. Warum? Hier sind ein paar Beispiele:
Laut dem World Inequality Report der Weltbank von 2022 ist Wohlstand heute ungefähr genauso ungleich verteilt wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt des westlichen Imperialismus. Burundi, der Südsudan, Mosambik oder die Demokratische Republik Kongo: Fast alle der ärmsten Länder der Welt sind ehemalige Kolonien. Die USA, Deutschland, Frankreich oder Großbritannien: Fast alle der reichsten Länder der Welt sind ehemalige Kolonialmächte. Im Juni 2021 hatten die reicheren Länder 44% aller weltweit produzierten COVID-19-Impfstoffe erworben, obwohl sie nur etwa 16% der Weltbevölkerung ausmachen. Im Gegensatz dazu hatten ärmere Länder im selben Zeitraum weniger als 1% des weltweiten Impfstoffangebots erhalten.
Auch wenn man die Welt nicht erklären kann, indem man sie einfach in Unterdrücker und Unterdrückte einteilt: Das sind gute Gründe, die Glaubwürdigkeit westlicher Werte wie Demokratie, Gleichheit und Freiheit anzuzweifeln. Es gibt ein Land, das diese Unglaubwürdigkeit schamlos ausnutzt: China.
Als Xi Jinping 2012 antrat, entschied er: China hat der Welt eine Geschichte zu erzählen. Und die braucht unbedingt ein besseres Marketing. Xi rief “Chinas Geschichte gut erzählen” ins Leben, eine Art Marketing-Strategie, die die Soft Power seines Landes auf ein neues Level heben sollte. Und was genau meint Xi Jinping mit der “China Story”?
Diese Geschichte ist simpel: China hat es innerhalb weniger Jahrzehnte aus bitterer Armut und eigener Kraft zu einem wohlhabenden, mächtigen Land geschafft. Die “China Story” ist subversiv: Sie bietet Nicht-Einmischung statt Belehrung. Wirtschaftliche Entwicklung statt Entwicklungshilfe. Vom Staat gelenkte Rechte statt allgemeiner Rechte. Und sie hat einen Kern: die Kommunistische Partei, deren Kompetenz ein Vorbild für andere Länder ist.
Die “China Story” ist ein von der Kommunistischen Partei kontrolliertes Narrativ. Es ist weder wasserdicht noch realitätsgetreu. Trotzdem ist sie eine Erfolgsgeschichte. Und hat einen unbezahlbaren Vorteil: Sie kommt nicht aus dem Westen. Der Kick an der “China Story”? Das kannst du auch schaffen.
China will seine eigene Geschichte neu erzählen. Wie genau das funktioniert, und ob China damit bisher erfolgreich war, erkläre ich in diesem Text. Der Text ist aus einer Reihe meines Newsletters „How to China“ zur Frage: Warum will China eine Sonderrolle, wenn es um Menschenrechte geht?
Wie Lebensmittelkonzerne uns manipulieren
piqer:
Theresa Bäuerlein
Dieser Artikel ist schon ein bisschen älter, von 2013, aber er ist so wahnsinnig gut, dass es sich immer noch lohnt ihn zu lesen. Der Autor hat extrem tief und detailliert recherchiert, wie Lebensmittelhersteller Produkte herstellen, die es Menschen sehr schwer machen, ihnen zu widerstehen. Der Artikel zeigt, dass es nicht (nur) an der mangelnden Willenskraft der Verbraucher:innen liegt, wenn die Zahlen für Diabetes, Fettleibigkeit und Bluthochdruck explodieren. Anhand sehr konkreter Beispiele erklärt er, was er innerhalb von vier Jahren Recherche herausgefunden hat. Er hat mit mehr als 300 Personen gesprochen, die in der verarbeiteten Lebensmittelindustrie tätig sind oder waren, von Wissenschaftler:innen über Marketingfachleute bis hin zu Geschäftsführer:innen.
Obwohl spätestens seit den 1990er Jahren klar ist, dass es schlecht für Menschen ist, wenn sie stark zuckerhaltige, salzige und fettige Lebensmittel konsumieren, setzt die Lebensmittelindustrie weiterhin darauf, dass Konsument:innen diesen nur schwer widerstehen können. Unternehmen nutzen wissenschaftliche Methoden, wie die Optimierung des sogenannten „Bliss-Points“ (die perfekte Kombination von Zutaten, um Lebensmittel unwiderstehlich zu machen), um Produkte zu entwickeln, die übermäßiges Essen fördern. Der Artikel beleuchtet Fallstudien von Unternehmen wie Frito-Lay, Kraft und Coca-Cola, die darauf abzielen, durch süchtig machende Lebensmittel maximale Gewinne zu erzielen, anstatt sich mit den gesundheitlichen Folgen auseinanderzusetzen.
Ein bezeichnendes Zitat:
„Wir werden nicht an den Kronjuwelen des Unternehmens herumpfuschen und die Rezepturen ändern, nur weil ein paar Jungs in weißen Kitteln sich Sorgen über Fettleibigkeit machen.“
Der Wohlstand der Nationen – es sind die Institutionen, stupid
piqer:
Thomas Wahl
Die Frage, warum manche Länder reich und andere Länder arm sind, beschäftigt (nicht nur) die Wirtschaftswissenschaften schon lange. Mitte Oktober hat eine Gruppe von Ökonomen, die oft gemeinsam gearbeitet und publiziert haben, für ihre Antworten auf diese Frage den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekommen. Es sind die in den USA arbeitenden Forscher Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson für ihre Studien über Wohlstand und Einkommensunterschiede.
In ihrer gewürdigten Studie entwickelten sie, empirisch gestützt, die These, dass Unterschiede in den wirtschaftlichen Institutionen die grundlegende Ursache für Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung sind. Also, dass Wohlstand weniger oder gar nicht vom Klima oder von der Größe der Bevölkerung und deren Besitz an natürlichen Gütern abhängt.
Ihre Forschung beschäftigt sich damit, wie Institutionen gebildet werden und welchen Einfluss sie auf den Wohlstand haben. In einer Studie stellten die drei Ökonomen nicht nur die Theorie auf, dass die Ursache für die gravierenden Wohlstandsunterschiede zwischen den 20 Prozent reichsten Ländern und den ärmsten Ländern der Welt in politischen, kulturellen oder regionalen Rahmbedingungen liegen – sondern dass es auch darauf ankommt, ob die Institutionen inklusiv oder extraktiv im ökonomischen Sinne arbeiten. In Ländern mit schwacher Rechtsstaatlichkeit, in denen die Bevölkerung ausgebeutet wird, sorgen demnach auch die bestehenden politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Institutionen nicht für Wachstum, sondern dienen prioritär der herrschenden Elite und ihrem Machterhalt.
Wobei der Begriff Institutionen, so die FAZ,
im ökonomischen Sprachgebrauch nicht etwa für politische oder soziale Einrichtungen wie etwa ein Parlament (steht), sondern für die Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders. Konkret heißt das zum Beispiel: Leben die Menschen in einer liberalen Demokratie oder in einer Marktwirtschaft? Leben sie in einem diktatorischen Regime wie in Nordkorea oder China? Können sie auf sichere Eigentumsrechte vertrauen? Sind sie Teil einer sozialistischen Planwirtschaft?
Ich denke, es ist wichtig zu betonen, dass die Existenz formaler Apparate wie Parteien, Gerichte oder Staaten eben allein nicht ausreicht. Es geht um die Aktivitäten, das Mitwirken aller Bürger. Dazu konnten die Ökonomen zeigen, je mehr Menschen an wirtschaftlichen Entscheidungen beteiligt werden, desto eher wächst der Wohlstand. Demokratie bringt also Wohlstand. Aber es gilt auch:
Es ist gar nicht so einfach festzustellen, ob Demokratie wirklich Wohlstand bringt oder Wohlstand Demokratie.
Wir wissen, auch in reichen Demokratien kann der Wohlstand sinken. Wenn die Wohlstandsunterschiede zwischen Ländern durch die Qualität der sozialen Institutionen bestimmt werden, stellt sich die Frage: Woher kommen diese Institutionen in den verschiedenen Ländern? Dazu untersuchten die Preisträger u.a. die Entwicklung unterschiedlicher, ehemals europäischer Kolonien und konnten zeigen:
Oft waren es gerade die reichen Landstriche, in denen die Kolonialherren solche (inklusiven Th.W.) Institutionen nicht eingerichtet haben, weil die Schätze dieser Landstriche ausgebeutet werden sollten. Sie wurden mit der Zeit immer ärmer. Arme Landstriche dagegen bekamen integrativere Institutionen, weil sich dort Europäer ansiedeln wollten – und diese integrativeren Institutionen haben die Landstriche mit der Zeit reich gemacht.
D.h., die Europäer brachten in diesem Falle ihre wirtschaftlich erfolgreichen Institutionen mit bzw. diese wurden wie im Falle Südkoreas kopiert. Oder wie es der empfohlene Artikel in der ZEIT formuliert:
Dabei zeigte sich: Länder mit ausbeuterischen Institutionen waren oft früher reich und später arm geworden. Länder aber, die eigentlich arm waren, aber rechtsstaatliche Institutionen schufen, eine Demokratie hatten und eine soziale Marktwirtschaft einführten, waren zu reichen Ländern aufgestiegen.
Auch für den Fall nicht kolonialisierter Völker finden sich nachvollziehbare Erklärungen zur Entstehung entsprechender inkludierender Institutionen, mit denen Entwicklungshemmnisse aufgebrochen werden können:
Solange die politische Elite vom vorherrschenden System profitiere, misstraue die Bevölkerung deren Versprechungen von wirtschaftlichen Reformen und Demokratie. Umgekehrt befürchteten die Machthaber, dass sie im Falle von Reformen nicht für ihren Machtverlust kompensiert würden. Dies führe zu einer Pattsituation und einem Glaubwürdigkeitsproblem zwischen Eliten und der Bevölkerung, das den Weg aus der Armut verhindere.
Aber auch unterdrückte Bevölkerungen ohne direkte politische Macht können sich zusammenschließen und demokratische Beteiligung fordern, mit Revolution drohen.
Allein diese Drohung führt manchmal dazu, dass autokratische Regime auf ihre Macht verzichten und einen demokratischen Umschwung zulassen. Dieses Modell erklärt unter anderem die Demokratisierung Westeuropas in den Jahrzehnten um 1900 oder weshalb sich in einigen Ländern demokratische mit nichtdemokratischen Perioden abwechseln.
Wer es genauer wissen will – die Laureaten haben ihre Erkenntnisse bereits früher in populärwissenschaftlichen Büchern veröffentlicht:
Daron Acemoglu und James A. Robinson: Warum Nationen scheitern
Daron Acemoglu, Simon Johnson: Macht und Fortschritt
Wenn verantwortungslose Milliardäre zu viel Einfluss ausüben
piqer:
Jürgen Klute
Wer in Deutschland über Reichtum redet, sieht sich schnell mit dem Vorwurf konfrontiert, eine Neid-Diskussion anzetteln zu wollen. Dabei gibt es gute Gründe, über Reichtum und seine gesellschaftlichen Wirkungen zu sprechen. Diese Gründe legt Daron Acemoğlu in einem Gastkommentar im Wiener Standard dar. Daron Acemoğlu ist Professor für Wirtschaftswissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Gemeinsam mit Simon Johnson und James Robinson erhält er für die Forschung zu Wohlstand und Institutionen in diesem Jahr den Wirtschaftsnobelpreis.
Daron Acemoğlu spricht sich nicht prinzipiell gegen Reichtum aus. Er hat vielmehr untersucht, wie sich in der heutigen US-amerikanischen Gesellschaft wirtschaftlicher Reichtum und gesellschaftlicher Status miteinander verknüpfen und welche gesellschaftlichen Auswirkungen diese Verknüpfung hat. Gesellschaftlicher Status war laut Acemoğlu nicht immer in der Art mit Reichtum verknüpft, wie es heute der Fall ist. Gesellschaftlicher Status verleiht gesellschaftlichen Einfluss und damit Macht. Die Idee der Demokratie basiert darauf, die Macht Einzelner in einem gesellschaftlichen Interesse zu begrenzen. Aus dieser demokratischen Grundidee leitet Acemoğlu die Notwendigkeit einer strukturellen Begrenzung der aus wirtschaftlichem Reichtum entstehenden politischen Macht ab.
Die Denkanstöße von Daron Acemoğlu aufzunehmen, um zu einer Diskussion über die politischen Folgen von wirtschaftlichem Reichtum beizutragen und nach Wegen zu suchen, wie die negativen politischen Folgen wirtschaftlichen Reichtums begrenzt werden können, ist m.E. überfällig im Sinne einer Stärkung der Widerstandsfähigkeit demokratischer Gesellschaften.
Wie die Zerrspiegel-Fabrik Social Media unsere Normen verändert
piqer:
René Walter
Die Psychologen Claire E. Robertson, Kareena S. del Rosario und Jay J. Van Bavel veröffentlichten grade ein neues Paper darüber, wie die „Funhouse Mirror Factory“ Social Media die Wahrnehmung sozialer Normen verändert.
Die Wissenschaftler fanden in ihren Studien, dass „während nur 3% der aktiven Accounts als toxisch deklariert werden können, diese 33% des gesamten Contents produzierten. Außerdem beginnen 74% aller Konflikte online in nur 1% aller Communitys, und 0,1% aller User teilen 80% an Desinformation.“
Das Paper fügt sich nahtlos in einer Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen zu den sogenannten „Superspreadern“ von Desinformation. So waren etwa während der Corona-Pandemie grade einmal 12 Impfgegner – das sogenannte „Desinformation Dozen“ – für rund zwei Drittel aller Desinformationskampagnen verantwortlich, und nur ein kleiner Zirkel einflussreicher rechter Accounts schaffte es vor vier Jahren erfolgreich, die Lüge von angeblichen Manipulationen der US-Wahl 2020 als Talking Point zu etablieren.
Die Folge:
False norms emerge, in part, because social media is dominated by a small number of extreme people who post only their most extreme opinions, and do so at a very high volume–often posting dozens of times more than others, while more moderate or neutral opinions are practically invisible online.
Der Kulturwissenschaftler und Netzdenker Dr. Michael Seemann kommentiert das Paper in seinem unbedingt empfehlenswerten Newsletter, stimmt der Bestandsaufnahme insgesamt zu, stört sich aber zurecht an dem Begriff „False Norms“:
„Wieso sollten die auf Social Media eingeübten Normen ‚fake‘ sein? Sie sind nicht ‚fake‘ im Kontext der Leute, die so sprechen. Diese Normen mögen weit weniger weit verbreitet sein, als Menschen auf Social Media denken, aber was da wächst, ist real und setzt bereits ganz materielle Gewalt in die Welt.“
Deshalb ist meine Textempfehlung zum Paper ein 7 Jahre alter Text im New Yorker darüber, wie sich soziale Normen verändern. Anhand vieler Beispiele, von Nazi-Graffito in Brooklyn bis zum Genozid in Ruanda, beschreibt der Artikel von Maria Konnikova, wie sich soziale Normen eben nicht einfach so durch soziale Magie und Schwarmverhalten ändern, sondern dass immer einige wenige autoritativ wahrgenommene Player maßgeblich zu einer Verschiebung gesellschaftlicher Normen beitragen. Und diese Normen sind immer real, ganz egal, ob sie zu gesellschaftlicher Solidarität und Emanzipation beitragen, oder eben schlimmstenfalls zu Gewalt und Pogromen führen. Oder dazu, dass rechte Politiker in den USA die Katastrophenhilfe nach zwei Hurricanes behindern, in dem sie haarsträubende Verschwörungstheorien streuen, was Barack Obama in einer Rede zum Anlass nimmt, eine einfache Frage zu stellen: „When did that become okay?“
„It became okay“ als eine relativ kleine Anzahl rechter Superspreader seit rund zehn Jahren neue Normen innerhalb der konservativen Gemeinschaft etablierten, laut denen es schlichtweg „okay“ ist, Desinformation als Mittel zum Zweck zu verbreiten, selbst wenn es Leben während Extremwettersituationen kostet oder Migranten in Springfield terrorisiert. Diese Normverschiebungen sind eine direkte Folge einer Aufmerksamkeitsökonomie, die extremistische Akteure mit Macht und Einfluss belohnt.
Die neuen Super-Journalisten
piqer:
Jannis Brühl
Die Karriere einer einzelnen Journalistin oder eines einzelnen Journalisten nachzuzeichnen, wäre an sich keinen PICK wert. Aber Taylor Lorenz rechtfertigt einen, auch wenn sie in diesem Porträt im New Yorker nicht sonderlich sympathisch rüberkommt. Die US-Reporterin/Creatorin/Social-Media-Person steht für eine neue Form journalistischer Personenmarke. Sie berichtet nicht nur auf eine erfrischend faire Weise über Social Media (ohne den herablassenden Blick auf den „fremden Planeten“ SoMed mancher alteingesessener Autoren). Sie bespielt selbst auch Social Media meisterhaft, und zwar nicht nur, um ihre Arbeitgeber zu pushen – sondern vor allem sich selbst. Wie der Ex-Vice-Producer Johnny Harris, der zum erfolgreichen Youtube-Erkärbär geworden ist und in diesem Artikel aus dem New Yorker zu Wort kommt, und die Anti-„Wokeness“-Kulturkriegerin Bari Weiss, ist sie zur Vorzeige-Medienunternehmerin ihrer selbst geworden.
Auch weil ihr provokantes, ziemlich filterloses Auftreten in den sozialen Netzwerken ihr Ärger einbrachte, verließ sie erst die New York Times, und zuletzt die Washington Post, zu der sie danach gegangen war. Lorenz hat nun ihren eigenen Newsletter auf Substack zu ihrem Vollzeitjob gemacht. Die großen US-Häuser haben damit ihre bekannteste Social-Media-Reporterin verloren.
Ihre Geschichte ist eine interessante Fallstudie, weil Lorenz das Spiel mit dem Internet komplett verstanden hat. Dazu gehört auch die Provokation. Sie werde „auf den Gräbern der legacy media tanzen“, erklärt sie dem Reporter des New Yorker.
Der Artikel gibt einen guten Eindruck, wie Medienkarrieren von Einzelkämpfern jenseits der traditionellen Medienhäuser heute aussehen können. Einschränkend sei allerdings gesagt, dass Taylor Lorenz die „legacy media“ als Sprungbrett brauchte, ähnlich wie Bari Weiss oder der Über-Substacker Matthew Yglesias. Ob das nur dafür spricht, dass wir uns in einer Übergangsphase von Alt zu Neu befinden, oder ob die Medienhäuser ein entscheidender Faktor bleiben (nationale Medien gehen nach wie vor selten pleite), wird eine spannende Frage.