Chartbook

Was letzte Woche wichtig war

Durchwachsene Stimmung in Deutschland und der Eurozone, Korrekturen und Fehlprognosen in den USA, Brexit-Sorgen – das waren die wichtigsten und spannendsten Charts der letzten Woche.

Jede Woche werden unzählige Wirtschaftsdaten veröffentlicht – manche sind wichtig, einige spannend und unterhaltsam, andere eher nicht. In unserer Chartbook-Rubrik fassen wir immer zum Wochenausklang die besten und relevantesten Charts und Daten der letzten Tage kompakt und übersichtlich zusammen.

 

Deutschland

Der deutsche Staat hat im Jahr 2015 einen Haushaltsüberschuss in Höhe von 19,4 Milliarden Euro erzielt.

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Quellen: bis 2014: IWF, 2015: Destatis.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat die Detailergebnisse für die Wirtschaftsleistung im 4. Quartal veröffentlicht. Demnach stieg das deutsche BIP im Schlussquartal 2015 um 0,3% im Vergleich zum Vorquartal.

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BIP-Wachstum im Vergleich zum Vorquartal (preis-, saison- und kalenderbereinigt). Quelle: Destatis

Bemerkenswert war, dass aus der Privatwirtschaft keine Wachstumsimpulse kamen – ohne die erhöhten Staatsausgaben hätte die deutsche Wirtschaft stagniert, wie die Berechnung der Wachstumsbeiträge nach Sektoren zeigt.

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Wachstumsbeiträge der volkswirtschaftlichen Sektoren (preis-, saison- und kalenderbereinigt), *Konsum und Bruttoanlageinvestitionen. Quellen: Destatis, Berechnungen von André Kühnlenz (via weitwinkelsubjektiv.com)

Das laufende Quartal startete dagegen verhalten. Zwei wichtige Frühindikatoren für die deutsche Wirtschaft zeigen nach unten. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank bereits den dritten Monat in Folge, auch der Composite-­Einkaufsmanagerindex (PMI) zeigt abwärts.

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Jeweils gleitende 3-Monats-Durschnitte. Quellen: ifo-Institut, Markit, Makronom

Etwas verbessert hat sich die dagegen die Konsumlaune in Deutschland, zumindest zeigt dies der GfK-Konsumklimaindex. Der Index prognostiziert für März einen leichten Anstieg auf 9,5 Punkte, liegt damit aber immer noch unter den Werten des Vorquartals.

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Quelle: GfK.

Gemischte Signale kommen vom Arbeitsmarkt. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer stieg im Februar leicht an. Dagegen gab das ifo-Beschäftigungsbarometer deutlich nach, vor allem im Dienstleistungssektor ging es abwärts.

ifo_Beschäftigungsbarometer_Februar 2016_MakronomIAB_Arbeitsmarktbarometer_Februar 2016_MakronomDestatis hat außerdem die Zahlen zum deutschen Außenhandel für das Jahr 2015 veröffentlicht. Hier sorgte vor allem die Wachablösung bei den Exporten für Schlagzeilen: Erstmals seit 1961 hat Frankreich seine Spitzenposition als Hauptzielland für die deutschen Ausfuhren verloren. Hier die Übersicht für die wichtigsten deutschen Handelspartner im letzten Jahr:

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In Mrd. Euro. Quellen: Destatis, Makronom

Einen neuen Rekord dürfte Deutschland auch bei seinem Überschuss in seiner Leistungsbilanz aufgestellt haben. Laut Berechnungen des ifo-Instituts ist der Netto-Kapitalexport 2015 weiter gestiegen – auf den Rekordwert von 252 Mrd. Euro. Das entspricht 8,3% des BIP. In der EU sind eigentlich nur Überschüsse von 6% des BIP erlaubt – die EU-Kommission rief die Bundesregierung in der letzten Woche erneut dazu auf, dieser Entwicklung entgegenzusteuern.

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Leistungsbilanzsaldo in % des BIP. Quellen: bis 2014: IWF, 2015: ifo.

 

Eurozone

Auch in der Eurozone insgesamt trübt sich die konjunkturelle Lage derzeit ein. Der Composite-Einkaufsmanagerindex für die Währungsunion hat sich zum zweiten Mal in Folge abgeschwächt.

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Quelle: tradingeconomics.com

Diesen Abwärtstrend bestätigte auch der von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment-Indikator, der ebenfalls deutlich nachgab:

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Aufgrund der schwächer werdenden wirtschaftlichen Dynamik ist auch kaum damit zu rechnen, dass sich die Inflationsrate in der Eurozone spürbar beleben wird. Im Januar lag die Preissteigerung in der Währungsunion noch tiefer als ursprünglich angenommen. Die europäische Statistikbehörde Eurostat korrigierte die Inflationsrate von 0,4 auf 0,3% nach unten.

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Quelle: tradingeconomics.com

 

USA

Die US-Wirtschaft ist im 4. Quartal 2015 stärker gewachsen als zunächst gemeldet worden war. Das Bureau of Economic Analysis korrigierte die annualisierte Wachstumsrate von 0,7 auf 1%.

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Quelle: tradingeconomics.com

Revisionen früherer Zahlen und falsche Prognosen sind nicht nur in den USA statistisches Tagesgeschäft. Aber manchmal ist es schon erstaunlich, wie systematisch Prognosen an der Realität vorbei zielen können. Das lässt sich anhand des folgenden Charts beobachten, der die Prognosen und die tatsächliche Entwicklung des US-Arbeitsmarktes darstellt (gefunden im „Economic Report of the President“).

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China

Die Debatte um die Konjunkturabschwächung in China ist in der letzten Woche etwas ruhiger geworden – was auch daran gelegen haben dürfte, dass keine wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht wurden. Sorgenfalten macht aber weiterhin vielen die Verschuldung des Landes. Diese Grafik zeigt, dass jedenfalls die Ängste vor einer plötzlichen Schuldenkrise ziemlich übertrieben sind – denn in Relation zu seiner Wirtschaftsleistung ist China das Schwellenland mit der geringsten Auslandsverschuldung (gekennzeichnet durch die roten Rauten).

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Großbritannien/Brexit

Das britische Pfund ist gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen. Auslöser war die Ankündigung von Londons Oberbürgermeister Boris „BoJo“ Johnson, beim am 23. Juni stattfindenden Referendum über den EU-Verbleib Großbritanniens für den Brexit zu stimmen.

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Quelle: tradingeconomics.com

Ob sich die Brexit-Unsicherheit auch in schwächeren Wachstumsraten widerspiegelt, muss sich erst noch zeigen. Im 4. Quartal des letzten Jahres wuchs die britische Wirtschaft jedenfalls leicht schneller als noch im Vorquartal.

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Quelle: tradingeconomics.com

 

Finanzmärkte

Die wichtigsten Aktienmärkte sind in der letzten Woche weitestgehend auf der Stelle getreten.

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Quellen: finanzen.net, Makronom

Auch die Ölpreise konnten ihren Aufwärtstrend aus der Vorwoche nicht weiter fortsetzen.

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Ölpreise in US-Dollar pro Barrel, Tagesschlusskurse. Quellen: finanzen.net, Makronom.

 

Vermischtes

Zum Schluss noch eine Grafik aus einer Studie zweier Cambridge-Ökonomen. Etwas vereinfacht könnte man sagen, dass sie zeigt, dass Menschen in reicheren Ländern weniger arbeiten müssen (Ausnahme: USA).

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Ob weniger Arbeit die Menschen aber eher glücklicher oder unglücklicher macht, ist natürlich eine ganz andere Frage. Dieser Chart aus dem Economist zeigt jedenfalls, dass die europäischen Bürger im Durchschnitt derzeit so „glücklich“ sind wie zuletzt vor der Finanzkrise.

 

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