In den „Fremden Federn“ stellen wir einmal pro Woche in Kooperation mit dem Kuratorendienst piqd eine Auswahl von lesenswerten journalistischen Fundstücken mit wirtschaftspolitischem Bezug zusammen. piqd versteht sich als eine „Programmzeitung für guten Journalismus“ – was relevant ist, bestimmen keine reichweitenoptimierten Algorithmen, sondern ausschließlich ausgewählte Fachjournalisten, Wissenschaftler und andere Experten.
J. Stiglitz warnt: Künstliche Intelligenz kann die Ungleichheit verstärken
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Ole Wintermann
In diesem Interview, das der Ökonom Joseph Stiglitz dem Guardian gegeben hat, geht es um die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz für die Zukunft der Arbeit, unser Konsumverhalten und das Machtgefälle zwischen global agierenden Tech-Unternehmen und den Menschen.
Stiglitz geht davon aus, dass KI grundsätzlich geeignet ist, um uns allen mehr Wohlstand und ein leichteres Leben zu ermöglichen. Die Hauptherausforderungen auf dem Arbeitsmarkt sind dabei aus seiner Sicht der Wechsel der Tätigkeiten, die Änderung der Berufsbilder und die Fähigkeit und Bereitschaft der Menschen, auf diese Veränderung einzugehen. KI muss dabei aber danach unterschieden werden, ob sie Tätigkeiten oder Menschen ersetzt. Schon heute kann KI MRT-Scans besser deuten als ein Radiologe, so dass dieser sich auf andere Aspekte seines Berufes konzentrieren kann. Im Bereich geringqualifizierter Arbeit kann KI einen Großteil der Arbeiten übernehmen; gerade in der Pflege, der Ausbildung und dem Gesundheitswesen können sich die so entlasteten Menschen aber dann mehr auf die Interaktion mit anderen Menschen konzentrieren. Andererseits werden Kassiererinnen und Lkw-Fahrer sicher komplett ersetzt werden.
Die Gefahr der Konzentration der KI-Kompetenz bei wenigen großen Firmen wird aber nach Stiglitz erst dadurch virulent, dass diese gleichzeitig die Konsumenten durch ihre Datenmacht manipulieren können.
Stiglitz sieht den Ausweg in der politisch gewollten Regulierung der Datenerhebung und der Einflussmöglichkeiten dieser Firmen. Er warnt davor, denselben Fehler der Nicht-Regulierung zu wiederholen, den man bereits zu Beginn der starken Globalisierungswelle seit den 1990er Jahren gemacht hat. Dies kann nur zu einer verstärkten Ungleichheit führen:
“If we don’t change our overall economic and policy framework, what we’re going towards is greater wage inequality, greater income and wealth inequality and probably more unemployment and a more divided society.“
Mit dem Ende des fossilen Energiesystems droht eine neue Finanzkrise
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Ralph Diermann
Rund 25 Billionen US-Dollar stecken weltweit in der fossilen Industrie – in Öl-, Gas- und Kohlereserven, in Pipelines und Kraftwerken. Diese Assets werden mit der globalen Energiewende massiv an Wert verlieren. Damit droht zehn Jahre nach der Finanzkrise die nächste große Gefahr für die Weltwirtschaft. Das prognostiziert die in London ansässige, renommierte Denkfabrik „Carbon Tracker“ in einer Analyse, die jetzt die taz vorgestellt hat.
Die Warnung vor dem Platzen der „Carbon Bubble“ ist nicht neu; schon vor sechs Jahren hat die Bank of England einen massiven Wertverlust fossiler Vermögenswerte vorhergesagt. Neu ist, dass der Abstieg der fossilen Energien nach Ansicht der Carbon-Tracker-Experten schon viel früher beginnt als gemeinhin erwartet – nämlich bereits 2020. Dann soll Solar- und Windenergie in allen Weltregionen billiger sein als fossile Brennstoffe.
Einige Annahmen und Schlussfolgerungen des Reports lassen sich durchaus in Zweifel ziehen. So werden wir „Peak Fossil“ nur dann bereits Anfang des nächsten Jahrzehnts sehen, wenn der globale Energieverbrauch lediglich um ein Prozent wächst. Das ist sehr optimistisch; andere Experten (etwa die Internationale Energie-Agentur) erwarten einen deutlich stärkeren Anstieg. Die Botschaft von Carbon Tracker ist aber richtig: Für Investoren wird’s über kurz oder lang ungemütlich. Divestment ist also nicht nur eine Frage der Moral, sondern auch der Risikominimierung.
Die Originalfassung des Analyse von Carbon Tracker gibt es hier.
Die Rente geht uns alle an: DIW-Studie nennt Details
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Barbara Streidl
Gut, wer nicht Single, un- und angelernt, selbständig ohne Mitarbeitende und keine Frau ist: Für diese Bevölkerungsgruppen wird es in Sachen Rente besonders eng, belegt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die SZ berichtet:
Die Hälfte der 55- bis 64-jährigen Arbeitnehmer wird nicht genug Rente erhalten, um ihren aktuellen Konsum inklusive Wohnen zu finanzieren. Ihnen fehlen im Schnitt 700 Euro im Monat
Diese Studie wird die ohnehin schon komplizierte Rentendiskussion in der Bundesregierung noch weiter komplizieren.
Ohne politische Veränderungen sinkt das Rentenniveau von heute 48 innerhalb der nächsten 25 Jahre auf 42 Prozent. Das bedeutet nicht, dass die ausgezahlten Renten schrumpfen, sie dürften weiter steigen. Das Rentenniveau sagt aus, wie hoch die Altersbezüge eines langjährigen Durchschnittsverdieners im Vergleich zum Durchschnittslohn sind – also wie Senioren am steigenden Wohlstand teilhaben.
Nicht nur die SPD möchte weg vom niedrigen Rentenniveau, auch die DIW-Forschungsgruppe will das. Und zwar ganz klar im Namen der Bevölkerung: Wenn etwa ein Mensch, der im Mindestlohnsegment gearbeitet hat, weniger bekommt, als jemand, der gar nicht gearbeitet hat, wird das schwer zu verargumentieren sein.
Eine kleine Geschichte des Geldes – nebst Vor- und Nachteilen
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Thomas Wahl
Wäre eine Welt ohne Geld eine bessere, ohne Gier, Hass oder Neid? Oder wäre sie ein schlechterer Ort? Diesen Fragen widmet sich der Artikel.
Ausgehend von der These, dass Geld genetisch mit unserer Geschichte und Kultur verbunden ist, ja die Grundlage unserer Zivilisation darstellt, werden verschiedene Aspekte bis zur Gegenwart durchdekliniert. Geld als Mittel des Bewertens und Zählens von Produkten und Ressourcen, Geld als universelles Tauschmittel, das Räume überwindet, Geld als Quelle von Glück und Gewalt. Interessant auch der Hinweis auf die Hybris unseres Denkens über Geld:
Die Geldwirtschaft heizte die Bedürfnisse an, diese die Begehrlichkeiten, die Wünsche …. , die weit über die Existenzsicherung hinausgingen. Dafür brauchte man eine bessere und systematische Ausbildung, Vernunft und Logik, pragmatische Prozesse und Standards, ein klares Rechtssystem und eine gute Verwaltung. All das kommt Wissensarbeitern und Intellektuellen zugute, die seit jeher zu den großen Skeptikern des Geldes gehören und damit immer auch ihre eigene Existenz in Zweifel ziehen.
Es folgt die Rolle des Geldes für die Neuzeit, für die Entstehung des Bürgertums und des Kapitalismus.
Von Italien und den Hansestädten aus hatte sich im 12. und 13. Jahrhundert allmählich ein selbstbewusstes Bürgertum entwickelt, dessen wichtigste Waffe das Geld war. Und dieses Geld veränderte dabei seinen Charakter. Es wurde von einem nützlichen Werkzeug zu einer „sozialen Technologie“ …. . Um das Jahr 1200 verbreitete sich von Italien aus der Wechsel, eine Verpflichtungsurkunde, deren Aussteller darin bestätigte, eine bestimmte Menge Geld an einen bestimmten Ort und Empfänger zu bezahlen – oder an einen Dritten, der in der Urkunde benannt worden war.
Es folgt die Geschichte des modernen Finanzsystems, oft einseitig verbunden mit Inflationen, Währungsreformen, Finanzkrisen.
Ein Lesen des Artikels und das Nachdenken darüber – mit etwas Abstand zur aktuellen Aufgeregtheit – lohnt sich ….
Wirtschaft – gut erklärt mit einer doppelten Portion Käse
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Alexander Matzkeit
Ich habe mich mit Wirtschaftsthemen immer schwergetan, bis ich Planet Money entdeckte. Das ist keine Übertreibung – dieser Podcast ist wie Sendung mit der Maus für Volks- und Betriebswirtschaft. Ursprünglich war er als Weiterentwicklung der This American Life-Episode „The Giant Pool of Money“ gestartet, die die Subprime-Krise erklärt hatte und später als The Big Short verfilmt wurde. Inzwischen sortiert Planet Money seit fast 900 Folgen zweimal die Woche in 15-20 Minuten komplexe Zusammenhänge oder erzählt kuriose Geschichten aus der Welt der Wirtschaft.
Die aktuellste Folge zum Beispiel berichtet, wie die USA in den 70ern versuchten, durch Käseproduktion die Milchwirtschaft anzukurbeln (die aktuelle Regierung hat ähnliche Pläne). Es entstand der berüchtigte „Government Cheese“, der Lagerhöhlen füllte und an bedürftige Familien ausgegeben wurde. Für solche Geschichten findet Planet Money in der Regel den richtigen Ton zwischen Erklärbär, sachlichem Journalismus und einer Prise Kicherhumor.
Und sie entdecken die irrwitzigsten Dinge. Wo wir schon beim Thema Käse sind, eine meiner Lieblingsfolgen beschrieb das Käsesorten-Diktat des Staats in der Schweiz des 20. Jahrhunderts. Und hier sind noch ein paar tolle aus jüngerer Zeit: das internationale Postpreis-Kartell, LeBron James ist unterbezahlt, auf der Jagd nach Online-Fake-Reviews, Wasserreservoirbatterien, Wodka-Reinheit, Kunst als Investition, Leute, die ihre Bitcoins verloren haben – und einer meiner All-Time-Favorites: Indexfonds sind besser als jeder Fondhändler.
Was Steueroasen mit dem Brexit zu tun haben
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Silke Jäger
Adam Ramsey ist Mitherausgeber der britischen Sektion von open democracy, einer Plattform, die sich für mehr Demokratie einsetzt – auch, indem sie über ihre Erosion berichtet.
In diesem Video erzählt der Journalist, woran er in den letzten anderthalb Jahren gearbeitet hat: An den Geldflüssen, die den Erfolg der Brexit-Kampagnen möglich gemacht haben.
Dabei stellt er eine Verbindung her zwischen der Struktur Großbritanniens als ehemaliges Empire, das leichten Zugang zu vielen Offshore-Steueroasen hat, Londons Rolle in der globalen Geldwäsche und dem, was die EU plant – und zum Teil schon umgesetzt hat – zur Bekämpfung der Steuerflucht und zur Bankenregulierung.
Zehn Minuten, die helfen zu verstehen, warum es Kräfte gibt, die sich mit aller Macht dafür einsetzen, dass Großbritannien seine eigenen Steuer- und Regulierungsgesetze machen kann, am liebsten schon direkt ab dem 30. März 2019. Und ein wichtiger Baustein, um zu verstehen, warum die Gefahr eines No-Deal-Brexits ziemlich real ist.
Außerdem erfährt man Interessantes über die Geschichte der digitalen Wahlhelfer der Brexit-Kampagnen und deren Verbindung in höchste politische Kreise.
Anschauen lohnt sich.
Wo bleibt der „Aufbruch“?
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Eric Bonse
Nun ist es offiziell: Der CSU-Politiker Manfred Weber will sich zum nächsten Präsidenten der EU-Kommission wählen lassen, und Kanzlerin Angela Merkel unterstützt ihn. Es sei höchste Zeit, dass Deutschland wieder einen Spitzenjob in Brüssel besetzt, heißt es in Berlin. Tatsächlich sind seit Walter Hallstein, dem letzten deutschen Kommissionspräsidenten, rund 50 Jahre vergangen.
Die deutsche Bewerbung wäre allerdings glaubwürdiger, wenn sie nicht nur personell, sondern auch politisch begründet würde. Doch weder Weber noch Merkel lieferten bisher einleuchtende Gründe, warum ein Deutscher die EU-Kommission führen soll – und was in Brüssel zu tun wäre. Mehr Bürgernähe, wie sie Weber verspricht, klingt gut, kann aber kein Programm ersetzen.
Mag sein, dass das Programm noch nachgereicht wird. Doch die Bilanz der letzten Monate seit dem Start der neuen GroKo stimmt nachdenklich. Erst hat Merkel den französischen Staatschef Emmanuel Macron ausgebremst und dessen Pläne für eine „Neugründung“ der EU blockiert. Gleichzeitig haben es Merkel, aber auch Weber und die CSU an eigenen Ideen missen lassen.
Dabei ist der „Aufbruch für Europa“ doch offizielles Koalitionsprogramm. Umgesetzt wurde davon bisher aber herzlich wenig, wie nun sogar der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger kritisiert. „Von Aufbruch für Europa ist in Berlin nicht viel zu spüren“, sagte der CDU-Politiker im „Welt“-Interview, in dem er auch seine Unterstützung für Weber begründet.
Wie wir Zukunftsthemen verschlafen
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Cornelia Daheim
Ein wütender Kommentar aus Spiegel Online, der konstatiert: Wir befinden uns in einem Zustand der politischen Paralyse. Unter anderem aufgrund der überhitzten Migrationsdebatte verlieren wir die großen Zukunftsthemen aus den Augen – oder verdrängen wir sie?
Der immense Vorteil der Debatte ist, dass sie die Illusion erweckt, hier bei uns sei es so toll, dass unsere größte Sorge darin bestehen muss, wie wir das Erreichte verteidigen. Ist das nicht, bei allem Angstgrusel, ein gutes Gefühl? Wenn wir über die mobilen Massen der Migranten streiten, müssen wir uns nicht um die Immobilität zuhause sorgen. Denn wenn es hier nicht so gut liefe, dann würden die ja auch nicht kommen wollen. (…) Diese frenetische Selbstbeschäftigung mit einem langfristig zu gestaltenden Prozess führt zu einem dramatischen Zeitverlust und einer Einengung der politischen Handlungsoptionen in nahezu allen anderen Politikfeldern.
Dabei hätten wir genug andere Themen, um die wir uns – zumindest auch – dringend kümmern müssten: Von Außenpolitik bis zu einer Innovations- und Technologiepolitik, die möglich macht, dass wir wieder Anschluss finden in all den neuen Felder, in denen längst andere Regionen die Nase vorn haben. Positiv sieht der Autor immerhin eine verstärkte Kraft bürgerschaftlichen Engagements, sonst wäre das gezeichnete Bild sehr düster. In jedem Fall lesenswert.
Indien war das Boomland der globalen Digitalisierung. Sieht aus, als wäre das vorbei.
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Antje Schrupp
Die indische IT-Branche gerät unter Druck. Ein Grund sind die immer ausgefeilteren Automatisierungs-Technologien, die viele der gering qualifizierten Jobs in der indischen IT-Industrie überflüssig machen. Was sie selbst automatisiert im Haus machen können, müssen westliche Firmen nicht mehr nach Indien auslagern. Der zweite Grund ist, dass Indien relativ wenig in die Entwicklung künstlicher Intelligenz investiert. Ganz anders als China, das hier nicht nur massiv Geld reinsteckt, sondern aufgrund seiner zentralistischen politischen Strukturen auch von oben verordnen kann, dass alle gesellschaftlichen Kräfte an einem Strang ziehen. Vom Zugriff auf Massen persönlicher Daten ganz zu schweigen. Das Nachsehen haben jene indischen Aufsteiger und Aufsteigerinnen, die sich durch IT-Berufe ein sicheres Auskommen erhofft haben, und nun feststellen, dass der Traum vielleicht früher platzen könnte, als sie dachten.
Vor dem Klimagipfel: Kalifornien geht voran
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Nick Reimer
Kalifornien prescht vor: Kurz vor dem Start des „Global Climate Action Summit“ in San Francisco unterschrieb Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown ein Gesetz, das den bevölkerungsreichsten Einzelstaat der USA bis spätestens 2045 treibhausgasneutral machen wird – also ohne fossile Brennstoffe auskommen muss. Das Gesetz sieht vor, dass Stromerzeuger in einem ersten Schritt bis 2030 zu 60 Prozent regenerative Stromquellen wie Wind- und Sonnenenergie verwenden. Bis 2045 soll dann das 100-Prozent-Ziel von CO2-freier Stromgewinnung erreicht werden. Eine ebenfalls unterzeichnete Anordnung soll zudem sicherstellen, dass die Erderwärmung über den Elektrosektor hinaus bekämpft wird. Der Gouverneur wird in einer Mitteilung so zitiert: „Es wird nicht einfach werden. Es wird nicht sofort sein. Aber es muss passieren.“
Der Global Climate Action Summit bringt auf Einladung von Gouverneur Brown tausende Entscheidungsträger und Experten zusammen; es geht um die Frage, welche Beiträge die Städte, Regionen, Konzerne und die Zivilgesellschaft zur Minderung der Emissionen leisten können. Der Gipfel ist nicht Teil des UN-Prozesses, der gerade in Bangkok einen Zwischenschritt erlebte.
Deutschland wird von Staatssekretär Thomas Bareiß (CDU) auf der Konferenz vertreten, der „vom 10. bis 14. September 2018 nach San Francisco“ reist, wo er „verschiedene Gespräche mit Vertretern des Silicon Valley sowie deutschen Unternehmen führen“ will, wie es aus dem Bundeswirtschaftsministerium heißt. Dass Bareiß an der Konferenz teilnimmt, wird erst im 6. Absatz der Mitteilung erwähnt, was Bände spricht – und Umweltschützer zu Kritik veranlasst. Michael Schäfer vom WWF Deutschland: „Die Bundesregierung sollte anlässlich des Gipfels in Kalifornien zumindest die wenigen Klimaschutzmaßnahmen aus dem Koalitionsvertrag auf den Weg bringen: von der steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung hin zu den Sonderausschreibungen für acht Gigawatt erneuerbare Energien bis 2020.“
Finanzcrash und digitale Demokratie: Die Island-Saga
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Simone Brunner
Kein Land wurde so hart von der Finanzkrise getroffen, wie die kleine Vulkaninsel Island. Die drei größten Geschäftsbanken des Landes sind infolge der Lehman-Pleite 2008 kollabiert. Im Verhältnis zur Größe der isländischen Wirtschaft ist der Banken-Zusammenbruch der größte, den es jemals in der Wirtschaftsgeschichte gegeben hat.
Doch die von den Naturgewalten schwer geprüften Isländer haben nach dem Finanzcrash-Trauma nicht lange gefackelt und den Schock sogleich für ein kühnes politisches Experiment genutzt: sich im Internet eine neue Verfassung zu schreiben, um die Macht der Banken zu brechen.
Das Schweizer Online-Medium Republik fällt immer wieder mit originellen Erzählformaten auf. Diesmal ist das aber besonders gut gelungen: Die Geschichte Islands seit der Finanzkrise, angelehnt an die nordische Saga. Eine Geschichte von Geiz und Gier, von Progressiven und Konservativen, von Helden, Bösewichten und dem wilden Zorn der Isländer. Ein Text, der uns aber auch viel über die Folgen der Finanzkrise und der Hoffnungen auf die digitale Demokratie erzählt. Und warum wir noch immer nicht wissen, ob es am Ende ein Happy End geben wird. Sie werden diese Geschichte lieben!