Makrothek August 2017

Auf diese Bücher und Videos lohnt es sich, einen Blick zu werfen

Hungrige Drachen in China, Thomas Piketty präsentiert einen Plan zur Demokratisierung der Eurozone und die wirtschaftlich prägendsten Erfindungen werden geehrt – das sind die Neuerscheinungen des letzten Monats.

Einmal pro Monat stellen wir neuerschienene Bücher, Videos und Podcasts mit wirtschaftspolitischem Bezug vor. Dabei handelt es sich nicht um Kaufempfehlungen. Wir verdienen auch kein Geld damit, falls Sie auf einen der Links unter den Hinweisen klicken.

 

Videos

ARD

Ostprodukte im Westregal – Geschäfte mit der DDR

Die DDR produzierte nicht für die eigene Bevölkerung Konsumgüter, sondern auch für den „Klassenfeind“. Die Arbeitskräfte waren billig, die Qualität gut. Die ARD-Dokumentation geht der Frage nach, wer dabei Profite auf wessen Kosten machte.

ARD-Mediathek

 

Arte

Armes Schwein – Fettes Geschäft

Noch nie war Schweinefleisch so billig wie heute. Aber ist Fleisch wirklich so billig? Und was hat es mit den durch Gülle verseuchten Böden und Trinkwasserbrunnen zu tun, mit über Steuergelder bezahlten EU-Strafzölle für fehlende Umweltauflagen, mit billigen Lohnarbeitern aus Osteuropa? Das Big Business mit dem billigen Fleisch ist ein schmutziges Geschäft, meint diese Arte-Dokumentation.

Arte-Mediathek

 

Arte

Saudi-Arabien – Ölmacht in der Krise

Saudi-Arabien ist ein Königreich der Widersprüche. Die Monarchie galt lange als Stabilitätsanker in der Krisenregion. Doch der Iran, Hauptkonkurrent der Saudis im Nahen Osten, wird immer stärker. Gleichzeitig verfällt der Ölpreis. Zum ersten Mal muss Saudi-Arabien im Ausland Schulden machen.

Arte-Mediathek

 

ZDFzoom

Hungriger Drache

Noch gilt China in vielen Bereichen als unterentwickelt. Doch mit dem Masterplan „Made in China 2025“ will die Regierung das Land zum Weltmarktführer machen. Damit das gelingt, hilft der Staat bei Firmenübernahmen im Ausland mit Kapitalspritzen nach – auch in Deutschland. Allein im vergangenen Jahr flossen für Übernahmen und Firmenbeteiligungen mehr als zehn Milliarden Euro von China nach Deutschland. Die ZDFzoom-Autoren Nina Behlendorf und Nicolai Piechota beleuchten, wie konsequent die Investitions-Offensive aus Fernost umgesetzt wird und welche Rolle dabei der Masterplan 2025 spielt.

ZDF-Mediathek

 

 

Bücher

Rutger Bregman

Utopien für Realisten

Historischer Fortschritt basierte fast immer auf utopischen Ideen: Noch vor 100 Jahren hätte niemand für möglich gehalten, dass die Sklaverei abgeschafft oder die Demokratie wirklich existieren würde. Doch wie begegnen wir den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, des Familienlebens, des gesamten globalen Gefüges? Rutger Bregman meint: „Das wahre Problem unserer Zeit ist nicht, dass es uns nicht gut ginge oder dass es uns in Zukunft schlechter gehen könnte. Das wahre Problem ist, dass wir uns nichts Besseres vorstellen können.“ Bregman argumentiert, dass das bedingungslose Grundeinkommen eine echte Option ist und prüft, inwiefern die 15-Stunden-Woche eine Antwort auf die Digitalisierung der Arbeit sein kann.

Rowohlt-Verlag

 

Harald Welzer (Hg.)

Die nachhaltige Republik

Harald Welzer versammelt in diesem Buch verschiedene Autoren zum Thema Nachhaltigkeit. Unter anderem entwerfen Friedrich von Borries, Julia Lohmann, Stephan Rammler, Charlotte Hoffmann, Maxim Keller und Frank Graef Utopien für die Stadt, die Mobilität, die Wirtschaft und die Regierung der Zukunft.

S. FISCHER Verlag

 

Ivan Krastev

Europadämmerung

Nach 1989 waren Landkarten plötzlich nicht länger in Mode. Die Grenzen sollten geöffnet werden für Menschen, Güter, Kapital und Ideen. Heute erleben wir wieder einen ideologischen Gezeitenwechsel, meint Ivan Krastev: Noch vor einigen Jahren hätte die Mehrheit der Europäer optimistisch auf die Globalisierung geblickt – heute empfinden sie Migration und die Rückkehr der Geopolitik jedoch als Quelle der Unsicherheit. Krastev untersucht die Ursachen für diesen Wandel und erörtert, welche Formen die europäische Desintegration annehmen könnte.

Suhrkamp

 

David Van Reybrouck

Für einen anderen Populismus

Populismus gilt, gerade in Zeiten des zunehmenden Nationalismus, als negativer Begriff. Doch in ganz Europa haben populistische Bewegungen starken Zulauf. David Van Reybrouck sieht den Grund dafür in einer immer größeren Kluft zwischen Menschen mit akademischer Ausbildung und Menschen bildungsfernerer Schichten. Während die Riege der Akademiker durchaus die Vorteile der Globalisierung sieht und Toleranz für das Fremde fordert, verbinden Menschen in ungelernten Jobs und mit schlechterer Bezahlung mit dem Wort Globalisierung oft zuallererst Ängste, auch Konkurrenzängste.

Daher fordert Van Reybrouck mehr Demokratie und Regierungsbeteiligung für alle: auch und gerade für diejenigen, die in medialen und gesellschaftlichen Debatten oft nicht zu Wort kommen und sich deshalb fatalerweise Parteien zuwenden, die populistisch den Nationalismus und rechtsradikale Bewegungen stärken. Er plädiert dafür, den Populismus nicht zu fürchten, sondern zur Stärkung der Demokratie zu nutzen.

Wallstein Verlag

 

S. Hennette, T. Piketty, G. Sacriste & A. Vauchez

Für ein anderes Europa

Thomas Piketty und seine Co-Autoren plädieren für die Demokratisierung der Eurozone, damit Europa wieder zu dem wird, was es sein sollte: ein Projekt, das den Wohlstand der Vielen mehrt und nicht den der Wenigen. Bisher hätten die europäischen Regierungen eine Politik betrieben, die einseitig die breite Masse belastete und das große Kapital schützte. In dem Buch wird ein „Vertrag“ entworfen, mit dem eine parlamentarische Vertretung der Eurozone geschaffen würde, um die Bürger einzubinden, den Interessen der Mehrheit Gehör zu verschaffen und das Auseinanderdriften Europas zu stoppen.

C.H.Beck

 

Per Molander

Die Anatomie der Ungleichheit

Ungleiche Verhältnisse entwickeln sich in jeder Gesellschaft, unabhängig von den Fähigkeiten und dem Arbeitswillen der Menschen, sagt der Mathematiker Per Molander. Ungleichheit sei zwar „natürlich“, aber kein Naturgesetz und könne mit den richtigen politischen Maßnahmen überwunden werden.

Westend Verlag

 

Heinrich August Winkler

Zerbricht der Westen?

Nach Auffassung von Heinrich August Winkler steckt der Westen derzeit in seiner schwersten Krise. Finanzkrise, Flüchtlingsströme, Brexit, autoritäre Regime in der EU und an ihren Grenzen, dazu ein amerikanischer Präsident, der weltweit für tiefe Verunsicherung sorgt – Europa und Amerika haben laut Winkler mit so vielen Herausforderungen gleichzeitig zu kämpfen, dass Endzeitstimmung aufkomme. Winkler beschreibt seine Sicht auf die jüngsten Ereignisse und bewertet „was falsch gelaufen ist, was richtig bleibt und was sich dringend ändern muss, wenn der Westen die Krise überwinden will“.

C.H.Beck

 

Nicolaus Heinen, Jan Mallien & Florian Toncar

Alles auf Anfang

Der Euro wird scheitern, prognostizieren die drei Autoren. Zu groß seien die Spannungen in Wirtschaft, Politik und Finanzsystem. Es wäre jedoch falsch, zu nationalen Währungen zurückzukehren. Sie sehen die Chance, einen neuen Euro zu schaffen, der die Konstruktionsfehler der Vergangenheit überwindet und die Vorteile einer gemeinsamen Währung erhält. Mit einer Europäischen Zentralbank, die sich auf ihre Kernkompetenz in der Geldpolitik beschränkt, mit strikter Gläubigerhaftung und einer intelligenten Bankenregulierung.

Campus Verlag

 

Kai Eicker-Wolf & Patrick Schreiner

Mit Tempo in die Privatisierung

Der Bund setzt zu Lasten der Länder eine zentrale Bundesfernstraßengesellschaft durch, zudem sollen kommunale Schulgebäude künftig vom Bund direkt gefördert werden können. Beides öffnet den Weg zu noch mehr Privatisierungen und zu noch mehr Öffentlich-Privaten Partnerschaften, meinen Kai Eicker-Wolf und Patrick Schreiner. Darüber könne sich die Finanzwirtschaft freuen: für Versicherungen, Banken und Investmentfonds gibt es neue Anlagemöglichkeiten. Und freuen könne sich auch die Politik – elegant kann sie nun selbstverordnete Verschuldungsregeln umgehen.

Die Bürgerinnen und Bürger aber haben aufgrund intransparenter und undemokratischer Entscheidungsprozesse das Nachsehen, so die Autoren. Und die Steuerzahlenden müssten für Extrarenditen der Investoren aufkommen.

PapyRossa Verlag

 

Podcast

BBC

50 Things That Made the Modern Economy

In einer BBC-Serie stellt der Wirtschaftsjournalist Tim Harford die 50 prägendsten Erfindungen der Geschichte vor. Jede Folge ist ca. zehn Minuten lang. Mit dabei sind Erfindungen wie der Stacheldraht, Flaschenmilch für Babies, Aufzüge, das Papier, die Pille oder der Strichcode.

BBC World Service