Arbeitsmarkt

Was kommt nach Hartz IV?

Aus der wissenschaftlichen Evidenz lässt sich nicht verlässlich schließen, in was für einem Ausmaß Hartz IV dazu beigetragen hat, die Arbeitslosigkeit in Deutschland zu senken. Doch es besteht weitgehend Konsens, dass die Reform Nebenwirkungen hatte und ein neues Krankheitsbild entstanden ist – und Deutschland dementsprechend eine neue Therapie braucht. Ein Beitrag von Tom Krebs.

Foto: Pixabay

Die Welt ändert sich, aber eines bleibt gleich: Deutschland diskutiert über die Hartz IV-Reform. Hat die Therapie „Hartz IV“ gewirkt und die Krankheit „Arbeitslosigkeit“ geheilt? Oder sind es andere Faktoren, die den Rückgang der Arbeitslosigkeit in Deutschland erklären?

In diesem Beitrag versuche ich, diese Frage mit Hilfe der wissenschaftlichen Literatur zu beantworten. Meine Schlussfolgerung ist, dass die verfügbare wissenschaftliche Evidenz – wie so häufig – keine eindeutige Antwort zulässt: Einerseits war die Hartz IV-Reform einer von mehreren Faktoren, die zu einem Rückgang der strukturellen Arbeitslosigkeit in Deutschland geführt haben. Andererseits ist es nicht möglich, den Anteil der Hartz IV-Reform verlässlich zu quantifizieren – ein Spektrum von Werten mit erheblicher Bandbreite steht im Einklang mit der verfügbaren Evidenz.

Zudem werde ich argumentieren, dass es für die aktuelle Wirtschaftspolitik ohnehin eher zweitrangig ist, wie wir die Frage „Hat Hartz IV gewirkt?“ beantworten. Denn es besteht weitgehend Konsens, dass die Therapie „Hartz IV“ Nebenwirkungen hatte, die zu einer Verschlechterung der Lebensqualität vieler Menschen geführt haben. Zudem ist die größte wirtschaftspolitische Herausforderung anno 2019 nicht die hohe Arbeitslosigkeit, sondern ein Übermaß an atypischer Beschäftigung und ein ausufernder Niedriglohnsektor. Es gibt also eine neue Krankheit, und entsprechend braucht es eine neue Therapie.

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