Heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten, und es wird erwartet, dass dieser Anteil bis 2050 auf 68% steigen wird. Durch das Wachstum der Städte nimmt auch der Druck auf öffentliche Freiflächen wie Parks zu, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, vor allem in dichten Innenstädten.
Dennoch halten die meisten Menschen Parks für wichtig für ihre Lebensqualität. Das UN-Nachhaltigkeitsziel 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ beinhaltet sogar das Ziel, „den allgemeinen Zugang zu sicheren, integrativen und zugänglichen grünen und öffentlichen Räumen“ zu gewährleisten. Daraus ergibt sich ein potenzieller Zielkonflikt: der zwischen dem Wert eines Parks zum Wert des Wohnens (oder einer anderen Nutzung). Während die Bewertung von Wohnraum oder anderen Formen kommerzieller Nutzung relativ einfach ist, ist dies bei Parks und anderen Einrichtungen, die die Lebensqualität erhöhen, deutlich schwieriger. Eine valide Messmethode hätte auch über den konkreten Anwendungsfall hinaus hohen wissenschaftlichen Nutzen.
Wie den Wert eines Parks messen kann
Um den Nutzen städtischer Annehmlichkeiten wie öffentlichen Parks zu bewerten, betrachten Ökonomen in der Regel die Hauspreise in der Umgebung. So wird festgestellt, wie viel mehr Menschen bereit sind zu zahlen, um in der Nähe dieser Annehmlichkeit zu leben. Daraus wiederum soll der monetäre Nutzen für die Anwohner abgeleitet werden. Das grundsätzliche Problem dieser Methode ist jedoch, dass der Bestand an Parks im Laufe der Zeit weitgehend konstant bleibt und die Haushalte in ihrer Umgebung nicht einfach zufällig dort angesiedelt, sondern sich selbst dafür entscheiden. Außerdem sind die Preise in der Regel ziemlich starr und ändern sich kaum, vor allem nicht über kürzere Zeiträume.
In einer kürzlich von mir gemeinsam mit Jan Goebel und Katrin Rehdanz veröffentlichten Studie umgehen wir diese methodischen Probleme, indem wir nicht die Veränderungen in den Parks selbst, sondern stattdessen die durch die Covid-19-Beschränkungen hervorgerufenen Veränderungen ihrer Nutzungswerte untersucht haben – also während einer Zeit, in der die Standortwahl der Haushalte ebenfalls weitgehend vorgegeben war. Es ist anzunehmen, dass ein Park in der Nähe des Hauses während der Pandemiebeschränkungen plötzlich und unerwartet viel wertvoller wurde als in „normalen Zeiten“.
Anstelle von Hauspreisen betrachten wir die von den Bewohnern selbst angegebene Lebenszufriedenheit, eine validierte Messgröße, die jetzt routinemäßig vom Office for National Statistics (ONS) erhoben wird, um das allgemeine persönliche Wohlergehen im Vereinigten Königreich zu erfassen, und die vom britischen Finanzministerium für politische Analysen verwendet wird. Wichtig ist, dass die Lebenszufriedenheit zur monetären Bewertung immaterieller Auswirkungen verwendet werden kann und daher bereits zur Bewertung städtischer Annehmlichkeiten, einschließlich städtischer Grünflächen und anderer Bereiche, eingesetzt wurde.
Unsere Fallstudie ist Deutschland, wo – anders als in vielen anderen Ländern – der Besuch eines Parks immer erlaubt war und diese während der gesamten Pandemie geöffnet blieben. Wir verwenden ein sogenanntes kausales Difference-in-Differences-Design (DiD), bei dem wir die Veränderung des Wohlbefindens im Zuge der Covid-Pandemie von Bewohnern, die in der Nähe (Umkreis 1 km) einer Grünfläche leben mit dem von Bewohnern vergleichen, die weiter entfernt wohnen. Wir verwenden Daten aus allen deutschen Städten und Ballungsgebieten mit mehr als 100.000 Einwohnern.
Parks und Lebenszufriedenheit
Unsere wichtigsten Ergebnisse lauten:
Das Wohnen in der Nähe einer Grünfläche hatte während der COVID-19-Beschränkungen einen signifikanten, positiven Effekt auf die allgemeine Lebenszufriedenheit. Es gibt Hinweise auf abnehmende „Erträge“ aus Grünflächen, sowohl was die Größe als auch die Anzahl der Flächen betrifft. Die stärksten Auswirkungen sind bei Grünflächen zwischen 15 und 20 Hektar zu beobachten.
Bewohner, die in der Nähe einer Grünfläche leben, weisen deutlich weniger Symptome psychischer Erkrankungen, insbesondere Angst und Depression auf, und fühlten sich seltener einsam. Da sich die Pandemie auf Bewohner mit einer nahe gelegenen Grünfläche weniger nachteilig auswirkte als auf andere, schienen Grünflächen in dieser stressigen Zeit eine abfedernde Rolle zu spielen.
Wenn man berechnet, wie viel ein Bewohner ohne eine nahe gelegene Grünfläche (von mindestens 15 Hektar) entschädigt werden müsste, um das gleiche Maß an Lebenszufriedenheit zu erreichen wie ein Bewohner mit einer Grünfläche, kommt man auf etwa 5.950 Euro pro Jahr während der COVID-19-Beschränkungen.
Angesichts der Tatsache, dass mehr als 16 Millionen Einwohner in Deutschland in der Nähe einer Grünfläche leben, deuten unsere Ergebnisse auf einen erheblichen Nutzen während des COVID-19-Zeitraums hin, was ähnliche Implikationen für städtische Gebiete in anderen Ländern hat. Aber wie können wir dies nutzen, um den Wert eines Parks in normalen Zeiten zu bewerten?
Zunächst ist zu beachten, dass die jährliche Wahrscheinlichkeit einer Pandemie mit ähnlichen Auswirkungen wie COVID-19 in einem bestimmten Lebensjahr schätzungsweise bei etwa 2% liegt (Tendenz steigend). Wenn wir unseren Wert entsprechend anpassen, kommen wir zu einem erwarteten monetären Nutzen einer nahe gelegenen Grünfläche von 5.950 Euro x 0,02 = 119 Euro pro Einwohner pro Jahr.
Das bedeutet, dass eine Person, die keine Grünfläche in der Nähe hat, eine Entschädigung von etwa 119 Euro pro Jahr benötigt, um das gleiche Maß an Lebenszufriedenheit zu erreichen wie eine Person, die eine Grünfläche in der Nähe hat, und zwar in jedem beliebigen Jahr. Dabei handelt es sich um eine untere Grenze, da diese erwarteten Vorteile zusätzlich zu den grundlegenden Vorteilen sind, die Grünflächen bereits in normalen Zeiten bieten können.
Grünflächen können also in stressigen Zeiten eine wichtige Pufferfunktion erfüllen. Und die plötzlichen und unerwarteten Schwankungen der Nutzungswerte, die solch stressige Zeiten mit sich bringen, können uns dabei helfen, den Preis für Grünflächen in normalen Zeiten zu bestimmen.
Zum Autor:
Christian Krekel ist Assistenzprofessor für Behavioural Science in der Abteilung für Psychologie und Verhaltenswissenschaften an der London School of Economics and Political Science und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Programm zum kommunalen Wohlbefinden des Centre for Economic Performance. Außerdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wellbeing Research Centre der Universität Oxford.
Hinweis:
Die vollständige Studie, auf der dieser Artikel beruht, finden Sie hier. Dieser Beitrag ist zuerst in englischer Sprache im EUROPP-Blog erschienen.