Geldpolitik

Warum die Wirtschaft noch lange inflationsanfällig bleiben wird

War das plötzliche und beunruhigende Aufkeimen der Inflation ein einmaliges historisches Ereignis – oder müssen wir uns auf mehr gefasst machen? Vieles spricht leider für Letzteres, was vor allem die Geldpolitik vor ein Dilemma stellt. Ein Beitrag von Gustav A. Horn.

Die Inflationsraten sinken, doch das Monster lebt. Im vorigen Jahrzehnt dachten noch viele, dass Inflation eine Gefahr von gestern sei. Seinerzeit war eher die Sorge vorherrschend, die europäischen Volkswirtschaften könnten – ähnlich wie Japan zuvor – in eine Phase zäher deflationärer Preisentwicklungen gleiten. Tendenziell rückläufige Preise, so verlockend sie aus der Sicht des einzelnen Haushalts heute erscheinen mögen, sind in Wahrheit Gift für die Gesamtwirtschaft. Die Erwartung fallender Preise verschreckt Investoren, da dies ihre Gewinnaussichten drückt, und lässt Konsumenten zurückhaltend werden, da sie morgen ja ein günstigeres Angebot erwarten können. Mit anderen Worten: Die deflationäre Wirtschaft lahmt, ist ständig rezessionsgefährdet, und zwingt die Zentralbanken zu aufwendigen Stützungsmaßnahmen.

Insofern hätte die Rückkehr der Inflation während der Covid-Pandemie eigentlich begrüßt werden müssen. Bis zu einem gewissen Grad war dies auch der Fall. Abgesehen davon, dass die belastenden deflationären Preiserwartungen durchbrochen wurden, waren die Konsequenzen jedoch alles andere als positiv. Der schnelle Wechsel von deflationärer zu inflationärer Tendenz trieb die Zentralbanken an die Grenzen ihrer Reaktionsfähigkeit mit der Gefahr zu später, und dann überschießender, Zinsanhebungen.

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