Gesundheitsökonomie

Covid-19 und die „vernachlässigten Krankheiten“

Die Debatte um den mangelnden Zugang zu Covid-19-Impfstoffen für die Länder des Globalen Südens reiht sich ein in eine lange Geschichte des Kampfs um effektive und leistbare Behandlungen für sogenannte „vernachlässigte Krankheiten“. Das um den Schutz geistiger Eigentumsrechte aufgebaute pharmazeutische Innovationssystem hat hier breitflächig versagt.

Covid-19 gehört zur Gruppe der neuen Infektionserkrankungen, die seit dem ersten Ausbruch einer SARS-Epidemie im Jahr 2002 bislang hauptsächlich in Schwellen- und „Entwicklungsländern“ aufgetreten sind. Wie im Fall zahlreicher weiterer Krankheiten der letzten Jahrzehnte waren davon zwar teils Milliarden von Menschen betroffen. Doch erst seit Covid-19 zur globalen Pandemie wurde und sich gravierend auf die Gesellschaften der OECD-Länder und ihre volkswirtschaftlichen Systeme auswirkt, wird einer solchen Krankheit jene gesundheitspolitische Aufmerksamkeit zuteil, die der Globale Süden in vielen anderen Fällen seit langem schmerzlich vermisst.

Denn der Anteil an pharmazeutischen Forschungs- und Entwicklungsgeldern für jene Krankheiten, die vor allem in den Ländern des Globalen Südens auftreten, ist verschwindend gering. Das gilt für den öffentlichen Sektor, noch viel mehr aber für die Pharmaindustrie. Kein Wunder also, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für diese Krankheiten den Begriff neglected diseases, sinngemäß also „vernachlässigte Krankheiten“, eingeführt hat.

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