In den „Fremden Federn“ stellen wir einmal pro Woche in Kooperation mit dem Kuratorendienst piqd eine Auswahl von lesenswerten journalistischen Fundstücken mit wirtschaftspolitischem Bezug zusammen. piqd versteht sich als eine „Programmzeitung für guten Journalismus“ – was relevant ist, bestimmen keine reichweitenoptimierten Algorithmen, sondern ausschließlich ausgewählte Fachjournalisten, Wissenschaftler und andere Experten.
Das Kreislaufsystem der Ökonomie
piqer:
Antje Schrupp
90 Prozent des Welthandels werden über den Seeweg abgewickelt. 30 Prozent der Frachtmenge entfallen dabei allein auf Rohöl. Die heutigen Mega-Schiffe sind riesig, sie haben eine Länge von 400 Metern und mehr. Die Mannschaften kommen vorwiegend aus dem globalen Süden, die Offiziere jedoch aus Europa oder China.
Die Hälfte des gesamten Seehandels wird von nur vier Reedereien kontrolliert, drei europäischen und einer chinesischen. Die USA spielen im direkten Seetransportgeschäft nur eine untergeordnete Rolle, allerdings kontrollieren sie alle wichtigen Meerengen – drei der sechs US-Flottenverbände sind nicht in Amerika stationiert, sondern in Europa, Ostasien und am Persischen Golf, von wo aus sie die drei Flaschenhälse der Schiffsrouten kontrollieren können: Die Straße von Gibraltar und den Suezkanal (Verbindung von Atlantik und Indischem Ozean), die Straße von Malakka (Verbindung zwischen Indischem Ozean und Südchinesischem Meer) und die Straße von Hormus am Persischen Golf. China ist seit einiger Zeit dabei, seinen Einfluss auf die Handelsrouten zu erweitern, wird aber der Vormachtstellung der USA noch nicht wirklich gefährlich.
Ein sehr lesenswerter Longread aus der Monde Diplomatique mit vielen interessanten Informationen über einen zentralen, aber oft wenig beachteten Aspekt der globalen Ökonomie.
Warum es arme und reiche Nationen oder Regionen gibt?
piqer:
Thomas Wahl
Die Geschichte der neuzeitlichen Ökonomie als Wissenschaft beginnt mit der Frage, wie der Wohlstand von Nationen entsteht und warum es arme und reiche Länder gibt.
At the time a handful of countries were becoming fabulously rich, while others remained dirt-poor. In 1500 the world’s richest country was twice as well-off as the poorest one; by 1750 the ratio was five to one. It is no coincidence that the most famous book in economics, published in 1776, inquired into “the Nature and Causes of the Wealth of Nations”.
Und so richtig ist die Frage immer noch nicht beantwortet, auch wenn manche meinen, die Unterdrückung, Kolonialisierung und Ausbeutung erkläre alles. Aber schon die älteren Ökonomen brachten (etwas spekulativ) kulturelle Faktoren ins Spiel. So etwa Adam Smith, in “The Wealth of Nations”, wo er u.a. analysierte, welche kulturellen Traditionen den Kapitalismus beförderten oder behinderten:
He argued that certain norms were required in order for market economies to thrive — most importantly, that people would be self-interested, but that they would satisfy their self-interest by adapting to the needs of others.
Karl Marx vermutete etwas später, dass es der „orientalische Despotismus“ sei, der die Entwicklung des Kapitalismus dort verhindere. Konkreter wurde Max Weber mit seiner protestantischen Ethik. Aber mit dem Aufstieg Japans und später der „asiatischen Tigerstaaten“ wurden diese Thesen in den Hintergrund gedrängt. Erst in den 80er Jahren kam es zu einem „Come Back“ der Ideen von den kulturellen Faktoren, neben den harten ökonomischen Determinanten.
Perhaps the most influential text in the revival of cultural economics was “Making Democracy Work”, a book from 1993 by Robert Putnam. Mr Putnam tried to understand why for many decades northern Italy had been richer than the south, folding the explanation under the catch-all term “social capital”. People in the south were fiercely loyal to their family, but more distrustful of outsiders—whereas in the north people were happier to form connections with strangers, Mr Putnam argued. In the north people read more newspapers, were more likely to participate in sports and cultural associations, and voted more frequently in referendums. This, the theory went, contributed to better local government and more efficient economic transactions, which in turn produced greater wealth ….
Ausgeprägte soziale Netzwerke, Vertrauen in Mitbürger und Institutionen befördern wirtschaftliche Entwicklung. In Regionen mit ausgeprägtem Sozialkapital investieren die Haushalte mehr in Aktien und weniger in Sparbücher. Dort, wo man Personen außerhalb der Familie mißtraut wiederum, ist es schwierig große Firmen aufzubauen, von Skaleneffekten zu profitieren und neue Technologien zu nutzen. Insgesamt nähern sich die Ökonomen offensichtlich zunehmend der Komplexität, den vielen verflochtenen Faktoren sozial-ökonomischer Prozesse an:
Far from the simplistic certainty of Weber, it seems likely that some countries are rich and others poor because of a messy combination of economic incentives, culture, institutions and chance—which is most important remains unclear.
Natürliche Faktoren allerdings tauchen in diesem Artikel nicht auf. David Landes z.B. betont in „The Wealth and Poverty of Nations: Why Some Are So Rich and Some So Poor“ (W. W. Norton, New York 1998) aber, dass stets ein Bündel von Ursachen – geographische, klimatische, politische und ökonomische – für die historischen Verläufe verantwortlich sind. Und Jared Diamond zeigt in „Guns, Germs, and Steel. The Fates of Human Societies“ (1997)
dass nicht rassische Unterschiede, sondern höchst unterschiedliche naturräumliche Ausgangsvoraussetzungen die Grundlage für die verschiedenartigen Entwicklungswege menschlicher Kulturen bildeten.
So hätten wir in der Geschichte ein kompliziertes Wechselspiel von Faktoren: kulturelle, institutionelle, geografische, klimatische und natürlich wirtschaftliche – gemischt auch durch den Zufall. Ein spannendes und weites Feld …
Warum das Lieferkettengesetz auch den Unternehmen nützt
piqer:
Alexandra Endres
In den vergangenen Tagen ist einiges über das Lieferkettengesetz berichtet worden, das die Bundesregierung plant: Vor allem Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) treibt, gemeinsam mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), das Vorhaben voran, während das Wirtschaftsministerium unter Peter Altmaier (CDU) bremst.
Auf ZEIT ONLINE ordnet Petra Pinzler in einer ebenfalls lesenswerten Kolumne die Gründe für das Gesetz und den Widerstand dagegen ein:
Es geht … um eine grundsätzliche Haltung, um die „menschenrechtliche Sorgfaltspflicht“. Das klingt abstrakt, aber es meint etwas sehr Konkretes: Je stärker die Lieferbeziehungen, desto stärker die Haftung. Oder noch konkreter: Wenn der deutsche Unternehmer seinem Zulieferer die Farbe, die Beschaffenheit, den Herstellungsprozess eines Produktes diktiert, kann er auch einen Feuerlöscher oder andere Brandschutzregeln vorschreiben. Wenn er das aber nicht tut, dann sollte er auch haften.
Die meisten Texte beschreiben den (vermeintlichen) Interessensgegensatz, der auch die politische Debatte prägt: Auf der einen Seite stehen die Unternehmen, die durch das Gesetz einen finanziellen Mehraufwand und ein Haftungsrisiko fürchten. Auf der anderen Seite Arbeiter*innen und Umwelt in den Lieferländern, die besser geschützt werden müssen.
Im hier gepiqten Text löst der Kollege Caspar Dohmen diesen Gegensatz mit nachvollziehbaren Argumenten auf. Er schreibt in der Süddeutschen Zeitung darüber, dass auch die Unternehmen einen Nutzen aus dem Gesetz ziehen könnten. Denn:
Klar, es kostet Geld, die Lieferketten künftig strenger zu kontrollieren. Und die Margen werden dann womöglich nicht mehr so hoch sein wie bisher. Aber, und das sind die zwei zentralen Sätze des Textes:
(D)ie Zusatzkosten sind Investitionen in die Zukunft. Und die gehört Produkten und Dienstleistungen, die in transparenten Lieferketten, ökologisch sauber und sozial verantwortlich hergestellt werden.
Verbraucher*innen achten stärker als früher auf menschenrechtliche und ökologische Belange, schreibt Dohmen, Investor*innen ebenso. Und weil Freiwilligkeit bisher kaum etwas gebracht hat, schreiben Regierungen zumindest den großen Unternehmen mittlerweile eher vor, Menschenrechte und Umwelt entlang ihrer Lieferketten verbindlich zu schützen. Ein Beispiel ist Frankreich.
Wer sich also jetzt bewegt, schreibt Dohmen, ohne auf neue Gesetze zu warten, kann später Pioniergewinne machen. Zumal neue Technologien wie Blockchain es einfacher machen, die Lieferketten tatsächlich zu kontrollieren:
Es wäre im Interesse aller, wenn die Firmen nun mit der neuen Blockchain-Technologie die Lieferketten umgestalten. Und dafür gibt es sogar das Know-how in Deutschland. Auch dies ist ein Grund, die Verantwortung für Lieferketten zu übernehmen und darin eine Chance zu sehen.
New Green Deal: Konflikte um eine neue EU-Chemikalienstrategie
piqer:
Jürgen Klute
Die EU-Regulierung zum Umgang mit und zur Nutzung von Chemikalien ist im weltweiten Vergleich sehr weitreichend und streng. Gleichwohl arbeitet die EU-Kommission im Rahmen des so genannten Green New Deal seit einiger Zeit an einer neuen nachhaltigeren Chemikalienstrategie.
Diese Neuausrichtung der EU-Chemikaliendebatte hat bisher kaum Eingang in öffentliche Debatten gefunden. Dabei hat sie eine hohe industrie-, arbeitsmarkt- und umweltpolitische Relevanz.
Joël Adami von der kleinen grün-alternativen Luxemburger Wochenzeitung „WOXX“ hat kürzlich einen ersten und auch guten Aufschlag gemacht, dieses Thema stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Den Anlass zu diesem Bericht gab eine Diskussionsrunde zum Thema „Europäische Chemiewende“, zu der der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold eingeladen hatte.
Als Diskussionspartnerinnen hatte Giegold den EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius, den Direktor der EU-Chemikalienbehörde Echa Bjorn Hansen, die Vizedirektorin des Chemieindustrieverbandes Cefic Sylvie Lemoine, Frida Hök, die Vizedirektorin der NGO Chemsec, und die luxemburgische Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng / Die Grünen) eingeladen.
Adamis Artikel stellt kurz und knapp die verschiedenen Positionen zum Thema europäische Chemiestrategie dar und gibt damit einen guten Überblick über die unterschiedlichen Zugänge, über die aktuelle Diskussions- und Interessenlage und über Machtkonstellationen im Blick auf dieses in seiner fachlichen Seite nicht gerade einfache Thema.
Altmaier über das neue EEG und die Klimaziele
piqer:
Leonie Sontheimer
Es sind abstrakte Zahlen, auf die es gerade ankommt: 100 Gigawatt bei Fotovoltaik und 71 Gigawatt bei Wind an Land. Es sind die Zielmarken für die Leistungen, die diese beiden erneuerbaren Energiequellen 2030 in Deutschland erbringen sollen. So steht es im Gesetzentwurf der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Wichtig sind die Zahlen vor allem im Hinblick auf die Klimaziele. Das EEG wird reformiert, um mit den Klimazielen der Bundesregierung in Einklang gebracht zu werden.
Ob der aktuelle Gesetzesentwurf das bereits leistet, bezweifeln Energieexperten, wie Susanne Götze auf Spiegel Online und Malte Kreuztfeldt in der taz bereits geschrieben haben. Die Hauptkritik liegt darin, dass im Entwurf davon ausgegangen wird, dass der Stromverbrauch bis 2030 im Vergleich zu heute nicht steigen werde.
Im Interview mit der taz verteidigt Bundeswirtschaftsminister Altmaier diese Annahme wie folgt:
[Gutachten] gehen davon aus, dass der Stromverbrauch in einigen Sektoren steigen wird, etwa wegen der Elektromobilität, in anderen aber sinken wird – etwa durch mehr Effizienz oder weil durch den Kohleausstieg der Eigenverbrauch der Kohlekraftwerke entfällt.
Die Forderung nach einem früheren Kohleausstieg ließ sich Altmaier jedoch nicht in den Mund legen:
Der Kohleausstieg kommt Ihrer Meinung nach also schon vor 2035?
Ich halte nichts davon, an den gesetzlichen Vorgaben jetzt wieder rumzuschrauben. Wir haben einen klaren und verlässlichen Pfad im Kohleausstiegsgesetz parteiübergreifend festgelegt. Aber wenn der Markt einen schnelleren Ausstieg erzwingt, werden wir uns dem nicht widersetzen.
Da der Gesetzesentwurf bisher nur einigen Redaktionen vorliegt und sehr viele für die meisten Menschen sehr abstrakte Zahlen enthält, aber extrem wichtig für die Frage ist, ob wir es schaffen werden, bis 2050 klimaneutral zu werden, empfehle ich allen, dieses Interview zu lesen und die EEG-Reform aufmerksam weiterzuverfolgen!
Vorläufige Hölle: Wie Jair Bolsonaro in Brasilien an die Macht gelangen konnte und was Corona ändert
piqer:
Florian Meyer-Hawranek
„Das Schlimme an der derzeitigen Situation ist: Die letzte Diktatur in Brasilien war aufgezwungen. Die jetzige ist gewählt.“ So knapp, präzise und hoffnungslos formuliert eine Brasilianerin die Momentaufnahme zu ihrem Land.
Dazu kommen: Korruption und organisierte Kriminalität, Abschwung, Polizeigewalt und dann auch noch Corona. Nicht, dass Jair Bolsonaro, der Tropical Trump, bei seiner Wahl und seinem Amtsantritt große Aufbruchstimmung verströmt hätte. Aber dass er angesichts der desolaten Entwicklung überhaupt so lange als Saubermann im Amt gelten konnte, das überraschte doch. Aktive Politik, konstruktive Vorschläge? Waren von ihm nicht zu hören. Dagegen jede Menge Angriffe, Verleumdungen und Verletzungen. Eine Ausweitung der Gewalt – beispielsweise gegen Aktivist*innen – und eine unnachgiebige Verfolgung politischer Gegner. Manchmal sogar innerhalb der eigenen Regierung. Schritt für Schritt fühlte sich das Leben in Brasilien mehr nach dem in einer Diktatur an, beschreibt es die Interviewpartnerin.
„Ordnung, Wirtschaftswachstum und Moral“ – so lauteten die Wahlversprechen des „lateinamerikanischen Donald Trump“. Seit seinem Amtsantritt haben sich soziale und ökologische Konflikte dramatisch verschärft. Dann kam Corona.
Anselm Weidner und Lutz Taufer holen in ihrer 50-minütigen Podcast-Episode weit aus. Weit vor Corona. Sie erzählen, wie es überhaupt zum Aufstieg Jair Messias Bolsonaros kommen konnte. Sie rekonstruieren den wirtschaftlichen und politischen Erfolg der Vorgänger*innen im Präsidentenamt: Lula da Silva und Dilma Rousseff – samt deren Fehler. Und sie berichten von der gezielten politischen Verfolgung ihrer Arbeiterpartei PT.
Einer der Profiteure: Jair Bolsonaro. Die Podcast-Episode gräbt aber tiefer: bei der Rolle der evangelikalen Kirchen sowie der Wirtschaft und deren ständiger Suche nach billiger Arbeit. Beides bediente Bolsonaro und konnte so erst an die Macht kommen und sich trotz miserabler Zustimmungswerte halten. Und dann kam Corona. „Brasilien hätte keinen schlechteren Präsidenten wählen können, um eine Pandemie zu überstehen.“ Heute hat das Land weltweit die zweitmeisten Corona-Toten – dabei wäre Brasilien eigentlich wesentlich besser auf eine Pandemie vorbereitet gewesen, wenn es nur anders reagiert hätte. Ein hörenswerter politischer Hintergrund.
Zum Tod von David Graeber: ein Interview über „Bullshit Jobs“
piqer:
Jannis Brühl
David Graeber ist tot. Der Anthropologe schrieb den Bestseller „Schulden“ und das Buch „Bullshit Jobs“, in dem er mit vielen Protokollen von Angestellten seine These unterstreicht, dass der heutige Kapitalismus massenhaft Jobs schafft, die den Unternehmen nicht einmal Profit bringen. In diesem Interview von 2018 beschreibt er das Phänomen, dass vielen schon begegnet ist, aber dass er erstmals konkret zu analysieren versucht: Diese Jobs sind einfach nur da, ohne Sinn und Zweck, und fressen dabei die Seelen derer auf, die sie ausführen. Die sinnlosen Jobs befinden sich Graeber zufolge nicht auf der „untersten“ Ebene der schlecht bezahlten, körperlich Arbeitenden. Sie sind mittelmäßig, teils sogar gut bezahlte Jobs von Klickworkern, die irgendetwas digital verwalten, was niemand braucht, oder eben im mittleren Management:
Die Aktienkurse einer Firma steigen, wenn einer dieser heroischen Vorstandschefs einfache Arbeiter rausschmeißt, Putzkräfte und alle, die etwas Sinnvolles leisten. Die Bullshit-Jobs im mittleren Management werden von solchen Kürzungen meist verschont, weil das Prestige und das Gehalt der Führungskräfte von der Größe des Personals abhängt, das sie selbst ernennen. So schaffen sie sich ihr eigenes Reich.
Eine interessante Sicht auf unsere Arbeitswelt: Die aus Graebers Sicht zwanghafte Vorstellung, jeder Mensch müsse acht Stunden oder mehr am Tag arbeiten, und diverse Mechanismen der Selbsterhaltung im System führen zu einem Heer an Menschen, die zur Sinnlosigkeit gezwungen sind (und diese Erkenntnis wiederum direkt zur Debatte über ein Grundeinkommen).
Weil das Interview aus der SZ-Reihe „Reden wir über Geld“ ist, erfährt man auch noch etwas darüber, wie viel Geld man mit internationalen Sachbuch-Bestsellern verdient, wie viel Vorschuss man danach fürs nächste Buch kriegt, wie schweineteuer London ist und dass auch ein selbsternannter Anarchist wie Graeber vom Reichtum träumt.
Ehrliche Werbung: Künstlernetzwerk parodiert Anzeigen für Autos
piqer:
Daniela Becker
Aaah, was kann man mit sogenannten Sport Utility Vehicles (SUV) nicht alles Tolles machen: Über Gebirge rauschen, Flüsse durchqueren, bequem durch Städte cruisen, ungestört von kleinen Unannehmlichkeiten wie wilden Fußgängern und Radfahrern – kurz: FREIHEIT genießen.
Eine Umweltaktivistengruppe aus dem Brandalism‘-Netzwerk hat sich jetzt ein paar von diesen heroischen Werbeanzeigen vorgenommen und parodiert. Brandalismus ist ein internationales Künstlerkollektiv, das insbesondere multinationale Konzerne, die in Fragen ökologischer Gerechtigkeit noch Luft nach oben haben, aufs Korn nimmt.
100 Parodie-Auto-Werbeplakate hängen im Moment auf Plakatwänden und an Bushaltestellen in England und Wales. Mein Liebling ist die Verballhornung des Plug-in-Hybriden BMW X5: „Embrace … the traffic jam – driving you into Climate Breakdown“. Weil das nun mal das ist, was man mit Autos in aller Regel macht: Im Stau stehen, Stau verursachen und die Klimakrise befeuern. (Die DUH hat vor Kurzem noch mal festgestellt, dass die Klimabilanz von Plug-in-Hybriden alles andere als umweltfreundlich ist.)