Am 23. April und 7. Mai bestimmen die Franzosen einen Nachfolger von Präsident Francois Hollande. Auf dieser Seite finden Sie die jüngsten Umfragen sowie die Programme und Kurzporträts der Kandidaten.
Zuletzt aktualisiert: 24. März
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Die französischen Präsidentschaftswahlen werden in zwei Runden ausgetragen. Zwar ist es theoretisch möglich, dass ein Kandidat bereits im ersten Wahlgang (Termin: 23. April) die absolute Mehrheit der Stimmen erreicht und so die Wahl gewinnt, allerdings ist dies in der Geschichte der Fünften Republik noch nie vorgekommen. Die beiden Bestplatzierten treten am 7. Mai zur Stichwahl an.
Laut den aktuellen Umfragen dürfen derzeit vor allem drei Kandidaten Hoffnungen auf den Einzug in die Stichwahl machen – allen voran die Rechtsaußen-Kandidatin Marine Le Pen vom Front National, die das Feld seit geraumer Zeit anführt. Dahinter rangiert der parteiunabhängige Kandidat Emmanuel Macron (En Marche-Bewegung), gefolgt von François Fillon, dem Spitzenkandidaten der konservativen Republikaner. Außenseiterchancen haben noch der Sozialist Benoît Hamon und Jean-Luc Mélenchon von der Linkspartei.
Marine Le Pen hat zwar die besten Aussichten auf den Einzug in die Stichwahl, ihre Chancen auf den Einzug in den Elysee-Palast sind aber eher gering. Den sowohl Macron als auch Fillon haben gegenüber Le Pen in einem direkten Duell derzeit deutlich die Nase vorn.
Ein Duell zwischen Macron und Fillon wurde von den Meinungsforschungsinstituten in letzter Zeit nicht mehr erfragt. Bei der letzten Umfragen Ende Januar hatte Macron mit etwa 55 zu 45% in Führung gelegen.
Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten wirtschaftspolitischen Programmpunkte der fünf aussichtsreichsten Kandidaten. Die Übersicht basiert im Wesentlichen auf Analysen des Deutsch-Französischen Instituts.
Marine Le Pen (*1968), Kandidatin des Front National, war von 1992 – 1998 als Anwältin tätig und hat von 1998 – 2003 die juristische Abteilung ihrer Partei geleitet. Seit 2004 ist sie Mitglied des Europarlamentes, seit 2011 Präsidentin des Front National, als dessen Kandidatin sie bei den Präsidentschaftswahlen 2012 im ersten Wahlgang 17,9% der Stimmen erreichte. Anders als ihr Vater hält sie sich mit rassistischen und antireligiösen Parolen weitgehend zurück. Sie versucht sich als „nationales“ Bollwerk gegenüber fremden „Gefahren“ (Einwanderung, Globalisierung, Kriminalität, Euro) zu profilieren. Im Falle eines Wahlsiegs will sie ein Referendum abhalten, in dem über Frankreichs Ausstritt aus dem Euro und der Europäischen Union entschieden werden soll.
François Fillon (*1954), Kandidat der Republikaner (LR), hat ein Studium des öffentlichen Rechts abgeschlossen. Mit 27 Jahren wird er als Abgeordneter des Départements Sarthe in die Nationalversammlung gewählt. Zwischen 1993 und 2004 hat er verschiedene Ministerämter inne und ist von 1998 – 2002 Präsident der Region Pays de la Loire. Während der Amtszeit des Präsidenten Sarkozy leitet er fünf Jahre lang als Premierminister die Regierungsgeschäfte. 2012 kandidiert er erfolglos für den Parteivorsitz der UMP, in der laufenden Legislaturperiode vertritt er als Abgeordneter einen Pariser Wahlkreis. Die Vorwahlen der Republikaner gewinnt er zur Überraschung vieler mit einem wirtschaftsfreundlichen Programm, dessen Umsetzung den Arbeitnehmern einiges abverlangen würde.
Emmanuel Macron (*1977), Kandidat der Bewegung En Marche (EM), ist Absolvent der Hochschule für Politikwissenschaft Paris und der Elitehochschule für Verwaltung (ENA) Strasbourg. Von 2004 – 2008 war er in der staatlichen Finanzkontrolle tätig; von 2008 – 2012 arbeitete er als Investmentbanker. François Hollande berief ihn nach seiner Wahl in den Präsidialstab als Berater für Wirtschafts- und Finanzpolitik, von 2014 – 2016 bekleidete Macron das Amt des Wirtschaftsministers in der Regierung Valls.
Seit seinem freiwilligen Rückzug aus der Regierung im August 2016 profiliert er sich als unabhängiger Politiker, der das klassische Links-Rechts-Schema für überholt hält. Ähnlich wie François Fillon möchte er die Unternehmen stärker entlasten und das Arbeitsrecht weiter flexibilisieren. Im Gegensatz zu den anderen Kandidaten will Macron die europäische Integration Frankreichs weiter vorantreiben, da Frankreich allein die globalen Herausforderungen nicht meistern könne.
Benoît Hamon (*1967), Kandidat der Parti socialiste (PS), hat Geschichte studiert und sich schon als Student politisch für die PS engagiert. 1993 wird er Präsident ihrer Jugendorganisation, an diese Tätigkeit schließen sich verschiedene Parteiämter und Mandate an. Von 2004 – 2009 ist er Europaabgeordneter, von 2008 – 2012 Sprecher der sozialistischen Partei. Im Kabinett Ayrault ist er zunächst für Sozialwirtschaft zuständig, von April bis August 2014 fungiert er als Bildungsminister im Kabinett Valls. Er verliert seinen Kabinettsposten, nachdem er sich öffentlicher Kritik am Kurs des Präsidenten angeschlossen hat. Innerhalb seiner Partei vertritt er den linken Flügel, was sich in seinem Programm, mit dem er die Vorwahlen des linken politischen Spektrums gewonnen hat, manifestiert.
Jean-Luc Mélenchon (*1951), Kandidat der Bewegung La France insoumise (FI), hat Philosophie studiert und in den 70er Jahren als Lehrer und Journalist gearbeitet. Zwischen 1986 – 2010 vertritt er für die PS das Departement Essonne 19 Jahre lang im Senat, von März 2000 bis Mai 2002 ist er Minister für Berufsbildung in der Regierung Jospin. Im November 2008 verlässt er die PS, weil sie seiner Ansicht nach traditionell linke Positionen nicht mehr vertritt, und gründet die Linkspartei (Parti de Gauche), die sich an der deutschen Partei „die Linke“ orientiert.
Bei der Präsidentschaftswahl 2012 erreicht er als Kandidat einer „Linksfront“ (Front de Gauche), der auch die Kommunistische Partei angehört, im ersten Wahlgang 11,1% der Stimmen. Mélenchon zieht PS-Wähler an, die sich von der Partei wegen der wirtschaftsfreundlichen Politik François Hollandes abgewandt haben, sowie Wähler, die früher mit den Ideen der Kommunistischen Partei oder trotzkistischer und linkssozialistischer Gruppierungen sympathisiert haben. Im Falle eines Wahlsiegs will er eine Neuregelung der EU-Verträge und eine Aufgabe der Austeritätspolitik durchsetzen. Falls dies scheitert, soll Frankreich die EU verlassen.
Alle Kandidaten möchten erneuerbare Energien und die energetische Sanierung von Gebäuden fördern.