Chart

So weit hinkt die EZB der Fed hinterher

So groß waren die Unterschiede zwischen den beiden größten Zentralbanken der Welt selten zuvor: In den kommenden Monaten dürfte die Federal Reserve ihre Geldpolitik straffen, während die EZB auch weiterhin ziemlich locker unterwegs ist. Wie dieser Chart zeigt, haben sich USA und Eurozone schon seit einigen Jahren wirtschaftlich auseinandergelebt.

An diesem Mittwoch wird die US-Notenbank Federal Reserve nach Erwartung der allermeisten Marktteilnehmer und Ökonomen erneut ihren Leitzins anheben. Für 2017 werden derzeit zwei bis vier weitere Zinserhöhungen angenommen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird dagegen im kommenden Jahr in die entgegengesetzte Richtung marschieren. Am letzten Donnerstag beschloss die EZB, ihr QE-Programm ab April 2017 für mindestens neun weitere Monate fortzuführen. Man kann sicherlich darüber debattieren, ob die gleichzeitig beschlossene Reduzierung des monatlichen Anleihekaufvolumens von 80 auf 60 Milliarden Euro bereits das erste Anzeichen für das Ende des Programms darstellt – so oder so bleibt die Geldpolitik der EZB aber auch anno 2017 expansiv, während es in den USA eine Straffung gibt. Die Teilnehmer an den Finanzmärkten rechnen mehrheitlich damit, dass sich der EZB-Hauptrefinanzierungssatz frühestens im zweiten Halbjahr 2018 wieder von der Nulllinie wegbewegen wird.

Die unterschiedlichen Mandate von Fed und EZB

Auch in den USA gibt es natürlich eine Diskussion darüber, ob die Zinserhöhungen nicht zu früh kommen. Allerdings hat die Fed mit Blick auf die beiden wichtigsten Datenreihen gute Argumente für Erhöhungen.

Die US-Notenbank ist mit einem sogenannten „dualen Mandat“ ausgestattet: Sie soll für Preisstabilität und Vollbeschäftigung sorgen. Als Preisstabilität wird eine Inflationsrate von 2% definiert.

Die Interpretation von „Vollbeschäftigung“ ist etwas komplizierter. Die Fed verzichtet bewusst darauf, eine feste Zahl zu definieren, vielmehr müsse dieses Niveau permanent neu ermittelt werden. Derzeit sind die Mitglieder des Offenmarktausschusses durchschnittlich der Meinung, dass diese „normal rate of unemployment“ auf längere Sicht bei 4,8% liegt.

Die EZB hat dagegen nur ein einziges Mandat: Sie soll auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von knapp unter 2% gewährleisten.

Die Fed steht kurz vor ihrem Ziel

Das weiter unten folgende Koordinatensystem zeigt, wie nahe die Fed und die EZB während der letzten knapp sieben Jahre ihren Zielen gekommen sind. Die horizontale Achse zeigt die jeweiligen Arbeitslosenquoten in den beiden Währungsräumen. Die vertikale Achse zeigt die Inflationsraten zu dem entsprechenden Zeitpunkt. Die einzelnen Punkte sind in chronologischer Reihenfolge verbunden. Das heißt, dass die jeweils ersten Punkte den Januar 2010 markieren, die Pfeilspitzen stehen für den Oktober 2016 – das ist der letzte Monat, für den sowohl für die USA als auch für die Eurozone die entsprechenden Daten verfügbar sind.

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