Wahlkampf-Monitor USA

Donald Trump und der Brexit-Effekt

Hillary Clinton geht als klare Favoritin in den Wahlkampf-Schlussspurt. Aber gerade der komfortable Umfragevorsprung könnte dazu führen, dass Donald Trump doch noch ein Comeback gelingt.

Bild: Ted Eytan via Flickr (CC BY-SA 2.0)

Donald Trump oder Hillary Clinton? Am 8. November wählt die größte Volkswirtschaft der Welt ein neues Staatsoberhaupt. Bis dahin werten wir in unserem Wahlkampf-Monitor USA Umfrageergebnisse, Wettquoten und Finanzmarktinstrumente aus, um einen Zwischenstand im Rennen um das Weiße Haus zu geben. Der Monitor wird im Zwei-Wochen-Rhythmus aktualisiert.

Der Final Countdown läuft: In genau zwei Wochen werden die US-amerikanischen Wähler darüber entscheiden, ob künftig Hillary Clinton oder Donald Trump das wichtigste politische Amt der Welt bekleiden wird.

Die Ausgangslage ist klar: Clinton geht als klare Favoritin in den Wahlkampf-Schlussspurt. Denn Trump ist es während der letzten zwei Wochen nicht gelungen, seinen zuvor erlittenen Einbruch spürbar wettzumachen.

 

Landesweite Umfragen

In den landesweiten Umfragen konnte Trump zwar etwas Boden gutmachen. Clintons Vorsprung schrumpfte um einen auf jetzt rund 5 Prozentpunkte.

Durchschnittswerte der jeweils aktuellsten Umfragen verschiedener Meinungsforschungsinstitute. Quelle: RealClearPolitics, Stand: 25.10.16

 

Wahlmännerstimmen

Allerdings zeigt ein Blick auf die letztlich entscheidende Kategorie – nämlich die Prognose für die Vergabe der Wahlmännerstimmen –, dass sich Trumps kleine Erholung in den landesweiten Umfragen offenbar vor allem in Bundesstaaten vollzogen hat, in denen die Mehrheitsverhältnisse bereits geklärt sind.

So ist die Zahl der Wahlmännerstimmen aus jenen Staaten, die ziemlich sicher oder vermutlich an Clinton gehen werden, in den letzten zwei Wochen nahezu unverändert geblieben. Momentan käme die Demokratin auf 344 Wahlmännerstimmen, Trump nur auf 194. Für den Wahlsieg werden 270 Stimmen benötigt.

Quellen: RealClearPolitics, eigene Berechnungen, Stand: 25.10.16

 

Wettquoten und Finanzmarkt-Zertifikate

Bei den internationalen Buchmachern gibt es jedenfalls kaum noch Zweifel am Wahlausgang. Die von uns ausgewerteten Quoten von knapp 20 Wettanbietern implizieren eine Wahrscheinlichkeit von 90% für einen Sieg Clintons. Auch an den Iowa Electronic Markets, auf denen Trader mittels Finanzmarkt-Zertifikaten auf den Ausgang der Wahl spekulieren können, wird diese Einschätzung geteilt.

Die überschüssigen Prozentpunkte ergeben sich durch die Margen, die die Buchmacher für das Anbieten der Wetten erheben. Quellen: oddschecker.com, eigene Berechnungen, Stand: 25.10.16
Gleitende 3-Tages-Durchschnittskurse. Quellen: Iowa Electronic Markets, eigene Berechnungen, Stand: 25.10.16

 

Der Brexit-Effekt

Allerdings heißt das noch lange nicht, dass das Rennen tatsächlich schon gelaufen ist. Es ist noch kein halbes Jahr her, als es im Vorfeld einer ähnlich bedeutenden Wahl eine vergleichbare Ausgangslage gab: Einen Tag vor dem britischen EU-Referendum hatten die meisten Umfragen einen Vorsprung für das Remain-Lager von etwa zwei bis drei Prozentpunkten prognostiziert. Letztlich siegte das Brexit-Lager mit knapp vier Prozentpunkten.

Damals hatte der vermeintliche Vorsprung viele Wähler, die eigentlich für den EU-Verbleib stimmen wollten, vom Urnengang abgehalten. Einige Brexit-Gegner stimmten sogar für den Austritt, um ihren politischen Protest gegen die alles andere als beliebte EU auszudrücken.

Dieser Brexit-Effekt könnte auch Hillary Clinton noch den Sieg kosten. Die Demokratin ist in den USA genauso unbeliebt, wie es die EU in Großbritannien war – und die Option des kleineren Übels ist nicht gerade eine große Motivation, um tatsächlich zu Wahl zu gehen, insbesondere dann, wenn das Rennen schon gelaufen zu sein scheint.