Analyse

Wie Mexiko unter Trump und der Fed leidet

Die Angst vor einer Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten belastet die ohnehin angeschlagene mexikanische Wirtschaft. Aber auch die US-Notenbank trägt zu den Problemen im südlichen Nachbarland bei. Eine Analyse von Pedro da Costa.

Street Art in Las Vegas. Foto: Marc Cooper via Flickr (CC0 1.0 Universal)

Armes Mexiko.

Diverse aufeinanderfolgende mexikanische Regierungen haben durchweg eine wachstums- und unternehmensfreundliche Agenda umgesetzt, die von vielen Mainstream-Ökonomen beworben wurde, auch wenn einige wichtige Reformen ausgeblieben sind.

Und was hatten sie davon? Eine lahmende Wirtschaft, die immer noch so abhängig von den USA ist, dass die mexikanische Zentralbank sogar die Termine für ihre Zinssitzungen ändern musste, damit sie die Ergebnisse der Maßnahmen der Federal Reserve beobachten konnte, bevor sie selbst handelt. Wie tief ist diese Abhängigkeit? Nun ja, etwa 80% der mexikanischen Exporte gehen in die USA:

Quellen: Inegi, eigene Berechnungen

Der mexikanische Peso sank kürzlich auf ein Rekordtief, als sich Sorgen über eine mögliche Zinserhöhung durch die Federal Reserve mit Donald Trumps bösartiger und oftmals rassistischer Rhetorik gegen Mexiko vermischten. Die Ängste vor einer Wahl des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten haben sich unmittelbar auf die mexikanische Währung und Aktienmärkte ausgewirkt. Trump wirft Mexiko vor, absichtlich „Kriminelle“ und „Vergewaltiger“ über die Grenze zu schicken. Er verlangt den Bau einer Grenzmauer sowie die Neuverhandlung und mögliche Aufhebung der zwei Jahrzehnte alten nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA.

Angesichts des desaströsen Effekts, den eine solche Politik wahrscheinlich auf Mexiko – ganz zu schweigen von den USA selbst – haben würde, ist es wenig verwunderlich, dass die Märkte nervös sind. Investoren beobachten inzwischen sogar einen auf Mexiko fokussierten Indexfonds, um zu versuchen, Donald Trumps Wahlchancen zu messen. Trumps suboptimale Performance in der zweiten Fernsehdebatte half dabei, die mexikanischen Märkte zu stabilisieren.

Der fallende Peso war wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb die Zentralbank unlängst trotz einer weiter anhaltenden konjunkturellen Schwächephase die Zinsen erhöht hat. „Es besteht weiterhin das Risiko, dass die Volatilität in den heimischen und internationalen Finanzmärkten weiter steigen wird“, teilte die Zentralbank nach der Entscheidung mit. „Das gilt vor allem dann, wenn die Nervosität über die Folgen des US-Wahlprozesses weiter zunimmt, dessen Implikationen für Mexiko besonders wichtig sein könnten.“

Diese Bedenken sind absolut begründet. Laut einer kürzlich erschienenen Studie des Peterson Institute for International Economics (PIIE) würde Trumps handelspolitische Agenda schweren Schaden anrichten, sollte sie tatsächlich umgesetzt werden. Außerdem gäbe es aufgrund der ausgedehnten Machtbefugnisse der US-Exekutive kaum Möglichkeiten, ihn daran zu hindern, seine handelspolitische Abrissbirne einzusetzen.

Mexikos Zentralbank hat ihre Wachstumsprognosen für 2016 bereits viermal gesenkt, zuletzt auf einen Wert von 1,7 bis 2,5%. Die Inflationsrate liegt seit 16 Monaten unterhalb des offiziellen 3%-Ziels.

Nachdem Tonbänder veröffentlicht wurden, auf denen Trump mit sexuellen Übergriffen prahlt, und zahlreiche Frauen ihm vorwarfen, er hätte sie bedrängt, waren Trumps Wahlchancen zuletzt gesunken – was dem Peso dabei half, sich zu erholen.

Eine gewisse Volatilität wird bis zum Wahltermin im November unvermeidbar sein. Allerdings ist die Rolle der Federal Reserve für die Entwicklung der ökonomischen Perspektiven Mexikos eher ein unnötiger Faktor.

Es wahrlich nicht so, dass Mexiko nicht auch selbst für seine ökonomischen Probleme verantwortlich wäre. Das Land leidet unter einem chronischen politischen Stillstand, der jene Reformen im Energiesektor und auf dem Arbeitsmarkt verhindert, von denen einige Ökonomen meinen, dass sie für ein schnelleres Wachstum und eine höhere Produktivität sorgen könnten. Gleichzeitig ist die Fed eine US-amerikanische Institution mit einem heimischen Mandat. Sie ist nicht die Zentralbank der Welt, und sie sollte auch nicht versuchen, es zu sein.

Das Problem besteht darin, dass der Eifer der Entscheidungsträger bei der Fed, die Zinsen zu erhöhen, kaum zu erklären ist. Die Inflationsrate liegt weiterhin unter dem Ziel der Zentralbank, was anzeigt, dass die momentane Arbeitslosenquote von 5% den tatsächlichen Gesundheitszustand des US-Arbeitsmarktes überzeichnet. Die negativen Reaktionen auf diese fehlgeleitete Politik der Fed sickern nach unten durch – in diesem Fall über die südliche Grenze der USA.

Mexiko ist zudem einer der größten Rohöl-Exporteure. Somit ist die Entwicklung der Ölpreise für die mexikanische Volkswirtschaft ein allgegenwärtiger Faktor. Der langanhaltende Preisverfall hat sicherlich die Geschicke des Landes negativ beeinflusst. Vor allem mit Blick auf die Staatseinnahmen muss es also ein langfristiges Ziel sein, diese Abhängigkeit zu reduzieren – was aber durch die Anti-Freihandels-Stimmung in der US-amerikanischen Politik nicht unbedingt leichter zu erreichen sein wird.

Hoffentlich hilft das eine Milliarde US-Dollar schwere Absicherungsgeschäft, dass die mexikanische Regierung vor kurzem abgeschlossen hat, dabei, die wirtschaftlichen Aussichten zu verbessern (das Geschäft sieht vor, den Rohstoff bei 42 US-Dollar pro Barrel im Jahr 2017 einzupreisen). Das gilt aber nur unter der Annahme, dass auch die Märkte mitmachen.

 

Zum Autor:

Pedro da Costa ist Editorial Fellow am Peterson Institute for International Economics (PIIE). Zuvor war er unter anderem für die Nachrichtenagentur Reuters und das Wall Street Journal tätig.

Hinweis:

Dieser Beitrag ist zuerst auf Englisch im RealTime Economic Issues Watch Blog des Peterson Insitute veröffentlicht worden. Die Übersetzung durch die Makronom-Redaktion erfolgte mit Genehmigung des Peterson Institutes.