Kommentar

Wie man NICHT gegen das Bedingungslose Grundeinkommen argumentieren sollte

Die Debatten um das Bedingungslose Grundeinkommen gewinnen auch in Deutschland wieder an Fahrt – leider häufig auf bescheidenem inhaltlichen Niveau.

Typischer BGE-Empfänger. Foto: Ed Coyle via Flickr (CC BY-ND 2.0)

Wer wissen will, wie die Menschen vor dreißig oder vierzig Jahren gedacht haben, muss nur gelegentlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung aufschlagen – die aktuellen Ausgaben, wohlgemerkt. Egal ob nun in der Eurokrise, in Sachen Geldpolitik oder in der Flüchtlingskrise: bei der FAZ haben Argumente, die irgendwie nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, noch eine Heimat. Dann fühlt man sich wieder in die gute alte Zeit versetzt, als das piefige Bonn noch der Nabel der bundesrepublikanischen Welt war, Ossis und Frauen nur „drüben“ was zu melden hatten und Twix noch Raider hieß.

Jüngstes Beispiel ist der aktuelle Kommentar von Rainer Hank, verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“, zum Bedingungslosen Grundeinkommen, das bei Hank mit „Begru“ abgekürzt wird (geläufiger ist wohl eher „BGE“).

„Menschen brauchen bezahlte Arbeit. Denn was nichts kostet, ist bekanntlich auch nichts wert.“

Hank widmet sich dem Thema, weil er den Eindruck hat, dass der „Ladenhüter“ Grundeinkommen wieder Zulauf bekommt – was natürlich furchtbar wäre. Denn für Hank ist das BGE ein mit „kardinalen Denkfehlern“ behaftetes und – grob zusammengefasst – nicht finanzierbares sozialistisch-marxistisch Teufelszeug, weil: „Menschen brauchen bezahlte Arbeit. Denn was nichts kostet, ist bekanntlich auch nichts wert.“ Und: „Intrinsische Motivation und extrinsische Anerkennung sind komplementär. Die Welt nach dem Sündenfall ist eine Welt der Knappheit – kein Drama, sondern ein Segen: denn an der Knappheit erkennen wir die Hierarchie der sich wandelnden Bedürfnisse. Es ist die Knappheit, nicht das Begru, die uns kreativ und produktiv werden lässt.“

Es gibt auch gute Argumente gegen das BGE

Das Problem mit Hanks Kommentar ist nicht seine grundsätzliche Skepsis gegenüber dem BGE – es gibt tatsächlich einige sehr gute ökonomische Argumente, die gegen das Grundeinkommen sprechen (eine exzellente und nach wie vor aktuelle Übersicht dazu bietet dieses Zeitgespräch des Wirtschaftsdienstes aus dem Jahr 2013).

Aber die Erzählung vom BGE als „Beruhigungspille für das Heer der Wegrationalisierten“, als unbezahlbare soziale Hängematte für faule Säcke, die einfach nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen und noch nie was von christlicher Arbeitsethik gehört haben, hinkt schon ziemlich weit hinter dem aktuellen Debattenstand her – selbst für FAZ-Verhältnisse. Es wäre jedenfalls schön, wenn die Diskussion um die Zukunft des Sozialstaates im Allgemeinen und um die Vorzüge und Nachteile eines Bedingungslosen Grundeinkommens im Besonderen dann auch hierzulande auf einem höheren Niveau geführt werden würde.