Finanzmarkt-Blasen

Was hoch geht kommt eher selten wieder runter

Wenn Aktienkurse über einen längeren Zeitpunkt steigen, mehren sich die Stimmen, die vor Finanzmarktblasen warnen. Historisch gesehen sind solche Crashs aber eher die Ausnahme.

Typischer Finanzmarktzyklus? Foto: Pixabay

„DAX-Absturz in Kürze“, „So schützen Sie Ihr Geld“, „DAX Crash 2016?“: Es dürfte kaum jemanden geben, dem apokalyptische Werbebanner dieser Art nicht schon einmal über den Weg gelaufen sind. Diese Anzeigen werben in der Regel für (kostenpflichtige) Börsenratgeber, die einem dann erklären, wie man trotzdem ohne Ende Kohle machen kann.

So billig diese Publikationen auch gemacht sein mögen, sie dürften bei vielen einen Nerv treffen. Denn nicht nur bei Kleinanlegern mehrt sich angesichts der seit Jahren steigenden Börsenkurse und Finanzmarkt-Turbulenzen wie zuletzt in China die Angst vor dem großen Crash. Die Logik dahinter: Was hochgeht muss halt auch irgendwann wieder runterkommen. Richtig?

Eher nicht. Denn historisch gesehen sind solche drastischen Boom-and-Bust-Zyklen eine ziemliche Ausnahme, wie eine Analyse von William N. Goetzmann, Finanzwissenschaftler an der US-amerikanischen Yale School of Management, aus dem Oktober letzten Jahres zeigt.

Wie oft platzen Aktienmarkt-Blasen wirklich?

Goetzmann hat sich die Entwicklung von 42 Aktienmärkten weltweit zwischen 1900 und 2014 angeschaut. Ergebnis: Nur sehr selten folgt auf eine Boomphase ein großer Crash.

Solche Boomphasen definiert Goetzmann auf zwei Arten. In der ersten Variante verdoppelt sich der Wert eines Aktienmarktes binnen eines Jahres um mehr als 100% – ein sehr seltenes Ereignis, dass in der untersuchten Periode lediglich 68 Mal vorkam. Bei der zweiten Variante baut sich die Wert-Verdopplung über drei Jahre auf, Kursverläufe dieser Art gab es immerhin schon 460 Mal.

„Bubbles are booms that went bad. Not all booms are bad.“

In beiden Varianten kommt es den Berechnungen zufolge nur in gut 4% aller Fälle innerhalb des nächsten Jahres zu einem anschließenden Crash, den Goetzmann als mindestens eine Halbierung der zuvor angehäuften Kursgewinne definiert. Dagegen liege die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse sich innerhalb der nächsten Jahre nach einem Einbruch wieder den alten Gewinnen annähern, sogar höher.

Laut Goetzmann haben Phasen mit rasant steigenden Aktienkursen also eine Art Imageproblem. In den Medien und auch in der Wissenschaft gebe es eine viel zu hohe Fokussierung auf einige wenige Episoden, in denen tatsächlich massive Blasen an den Aktienmärkten geplatzt seien. Und jedes Mal in einer Phase steigender Kurse kämen die übersteigerten Ängste vor einer möglicherweise platzenden Blase wieder hoch. „Bubbles are booms that went bad. Not all booms are bad“, so Goetzmann.