COP21

Wie glaubhaft ist das Klima-Abkommen?

Ist das Pariser Abkommen tatsächlich ein Wendepunkt im Kampf gegen den Klimawandel? Die Reaktion am europäischen Markt für Emissionshandel lässt Zweifel daran aufkommen.

Pariser Eiffelturm während des Klimagipfels. Foto: Yann Caradec via Flickr (CC BY-SA 2.0)

Ist das Pariser Klima-Abkommen ein Erfolg oder nicht? Nach allem, was in den letzten Tagen dazu zu lesen war, hängt die Antwort auf diese Frage offenbar sehr stark davon ab, was für ein Weltbild man hat.

Glaubt man grundsätzlich an das Gute im Menschen und geht grundsätzlich optimistisch durch die Welt, kann man das Abkommen als Erfolg bezeichnen, weil es immerhin die Grundlage für einen stetigen Prozess im Kampf gegen den Klimawandel bietet. Ist man eher pessimistisch eingestellt, kommt man zu dem Schluss, dass das Abkommen hauptsächlich aus heißer Luft besteht, weil es so gut wie komplett ohne jede Verbindlichkeit daherkommt.

Welche Seite nun tendenziell eher Recht hat, wird sich in jedem Fall erst in den kommenden Jahren herausstellen. Das gleiche gilt für die Bewertung der ökonomischen Folgen des Abkommens. Werden schmutzige Energie-Rohstoffe wie Öl und Kohle jetzt noch billiger, weil sie in einer klimafreundlicheren Welt keiner mehr haben will? Kommt jetzt eine neue Regulierungswelle auf Unternehmen zu, die sie zwingt, mehr auf ökologische Standards zu setzen? Mal abwarten.

Trotz dieser offenen Fragen gibt es aber auch schon ziemlich handfeste Daten, die zeigen, wie an den Märkten die Frage nach dem Erfolg des Klimagipfels beantwortet wird.

Ein gut geeigneter Indikator ist der Preis, den Unternehmen für CO2-Emissionen in der EU zahlen müssen: Für jede ausgestoßene Tonne CO2 müssen Firmen ein Zertifikat kaufen. Die verfügbare Zahl dieser Zertifikate ist begrenzt und zu einem gewissen Teil am Markt zu erwerben oder zu verkaufen. Der Preis eines Zertifikats wird durch das Emissionshandelssystem (Emission Trading System, ETS) bestimmt.

Guntram Wolff und Domenico Flavoino vom Thinktank Bruegel weisen daraufhin, dass der Preis für diese Zertifikate in den Tagen nach dem Abkommen deutlich steigen müsste, wenn Unternehmen zu der Auffassung kommen, dass es künftig verstärkte Regulierungen aufgrund des Abkommens geben würde. Die Logik: Lieber jetzt reichlich kaufen, weil die Zertifikate künftig teurer werden.

Nach dem Abkommen ist allerdings das Gegenteil davon passiert – der Preis für die Zertifikate ist deutlich nach unten gegangen, nachdem der erste Entwurf für das finale Abkommen bekannt geworden war.

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Grafik: Bruegel.

Gemessen an diesem Indikator herrscht also bei Unternehmen der Eindruck vor, dass nach dem Weltklimagipfel zumindest in Europa nicht mit sonderlich viel neuen Regulierungen zu rechnen ist. Mal sehen, ob die europäischen Regierungen es schaffen, das Abkommen noch mit mehr Glaubwürdigkeit zu versehen.