Ihre Wünsche könnten wahr werden: Aktivisten des Rainforest Action Network auf einer Demo in Calgary im Jahr 2008. Foto: ItzaFineDay via Flickr (CC BY 2.0)
Der Finanzgigant BlackRock hat außerhalb der Finanzbranche nicht sonderlich viele Fans. Der größte Vermögensverwalter der Welt gilt als die Verkörperung all dessen, was in der (Finanz-)Welt so schief läuft. Wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht, zumindest wenn man Filmen wie diesem Glauben schenkt. Und als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel ist BlackRock bisher auch noch nicht sonderlich aufgefallen.
Das ändert nichts daran, dass BlackRock auch zum Thema Umwelt durchaus spannendes Material produzieren kann, wie die gerade erschienene Analyse „Der Preis des Klimawandels“ zeigt.
Darin wird analysiert, wie der Klimawandel die Finanzwelt durcheinander wirbeln könnte. Als Ausgangspunkt nimmt BlackRock die Absichtserklärungen vieler Staaten, ihre Emissionen zu reduzieren. Hier eine Übersicht der bisherigen Zielsetzungen der wichtigsten Volkswirtschaften:
Ob die Staaten diese Versprechungen tatsächlich einhalten, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Die Ergebnisse des am Montag in Paris beginnenden Weltklimagipfels werden dazu sicherlich noch weitere Erkenntnisse bringen. BlackRock geht jedefalls davon aus, dass es durchaus Veränderungen in den Regulierungspolitik dieser Staaten geben wird – mit Folgen für die Finanzmärkte.
Die Wertpapiere von „schmutzigen“ Firmen, Branchen und Ländern könnten an den Märkten unattraktiver werden, weil deren Geschäftsmodelle unter Druck kommen. Es sollte stärker berücksichtigt werden, wie gut Unternehmen mit Blick auf Umwelt- und soziale Standards sind. Bisher sei noch nicht zu beobachten, dass diese Faktoren eine größere Rolle an den Märkten spielen würden. Es sei aber zu erwarten, dass sich dies ändere.
Unternehmen und Länder mit einer Umweltverschmutzung werden kurzfristig unattraktiv – haben aber entsprechend auch das größte Verbesserungspotenzial, wenn sie denn ihre Umweltstandards verbessern können. Firmen und Staaten mit höheren Umweltstandards und stärkerer Innovationskraft werden deutlich attraktiver.
BlackRock schreibt an einer Stelle sinngemäß, dass diese Ratschlägen nicht darauf abzielten, die Welt zu retten oder sich gut zu fühlen, sondern es unterm Strich einfach langfristig lukrativ sein wird, höhere Umweltstandards bei Investments zu berücksichtigen.
Passend dazu hat die Allianz-Versicherung Anfang der Woche angekündigt, ihre Investment-Strategie umzustellen. Künftig wolle man keine auf Kohle basierenden Geschäftsmodelle mehr finanzieren. Man werde auch nicht mehr in Unternehmen investieren, wenn sie mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes durch den Abbau von Kohle oder mehr als 30 Prozent ihrer Energieerzeugung aus Kohle erzielen, so die Allianz. Bis März 2016 würden dazu Aktien im Wert von 225 Millionen Euro abgestoßen, Anleihen mit einem Wert von insgesamt 3,9 Milliarden Euro liefen dann aus.
So stehen die Chancen gut, dass in nicht allzu ferner Zukunft eine sich selbst beschleunigende Klimaschutz-Spirale einsetzen könnte: Investoren belohnen diejenigen, die ihren Beitrag fürs Klima leisten oder dieses zumindest nicht überdurchschnittlich belasten. Das spornt andere an, ebenfalls in diese Richtung zu gehen. Das gibt doch Hoffnung, dass auch die Finanzmärkte ihren Teil zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.