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Niedrigzinspolitik: Die EZB ist nicht allein

Die Zahl der Zentralbanken mit einem Leitzins von 0% oder weniger ist auf einen neuen Höchststand gestiegen. Insgesamt operieren 60% der globalen Wirtschaftsleistung nahe an der Nullzinsgrenze.

Die Zahl der Zentralbanken, deren Leitzins bei 0,00% oder weniger liegt, ist im ersten Quartal dieses Jahres auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Insgesamt fallen 23 Zentralbanken in diese Kategorie. Weitere sechs Zentralbanken haben aktuell Leitzinsen im Bereich zwischen 0 bis 1% und besitzen somit ebenfalls so gut wie keinen Spielraum mehr, über die konventionelle Geldpolitik die Wirtschaft zu stimulieren. Die EZB ist mit ihrer Niedrigzinspolitik also alles andere als allein, sondern eher Teil des globalen geldpolitischen Mainstreams.

Das ganze Ausmaß dieser Situation erschließt sich beim Blick auf die folgende Grafik, die auf Daten des vom US-amerikanischen Thinktank Council on Foreign Relation (CFR) erstellten Global Monetary Policy Tracker beruht. Sie gewichtet der Leitzinsen jeder Zentralbank anhand der Wirtschaftsleistung des Landes, für das sie zuständig ist (Beispiel: die USA machen rund 15% der globalen Wirtschaftsleistung aus, daher wird der Leitzins der Federal Reserve auch mit 15% gewichtet).

Globale Leitzinsen gewichtet nach Anteilen am Welt-BIP. Quelle: CFR.org auf Basis von Bloomberg- und IWF-Daten

Wie der Chart zeigt, werden also aktuell satte 60% der weltweiten Wirtschaftsleistung in Ländern erwirtschaftet, deren Zentralbanken zumindest über ihre Leitzinsen so gut wie keinen Spielraum mehr zur Ankurbelung der Wirtschaft bei etwaigen Krisen haben – bleibt zu hoffen, dass bis zur nächsten Krise noch ein bisschen Zeit vergeht.