Fußball EM 2016

Setzt sich der Markt durch?

Gemessen an den Marktwertbewertungen ihres Humankapitals sind Deutschland und Spanien klare Favoriten auf den EM-Titel.

„Geld schießt keine Tore“, sagte einst die Trainerlegende Otto Rehhagel. Der Spruch dürfte zu den meist zitierten Fußballfloskeln aller Zeiten gehören – und zu den am häufigsten fehlinterpretierten. Denn Rehhagel meinte seinerzeit nicht etwa, dass überteuerte Spieler zu oft vorbeizielen würden, sondern eher das Gegenteil: Mit dem Spruch wollte er verhindern, dass sein Arbeitgeber Bayern München den damaligen Topstar Ciriaco Sforza verkauft – was zwar enorme Einnahmen gebracht, aber nach Rehhagels Meinung eben auch weniger sportlichen Erfolg bedeutet hätte.

Geld schießt also selbst im Rehhagelschen Sinne durchaus Tore, wenn es denn in Humankapital investiert wird und nicht auf dem Festgeldkonto herumliegt (obwohl es gerade Mitte der 90er traumhafte Zinsen dafür gab).

Wenn man es auf die Spitze treiben will, ist diese Logik auch Ausdruck einer sehr marktradikalen Sichtweise: Der Markt wird schon den richtigen Preis für eine Ware bzw. einen Fußballspieler finden, der sich dann in (sportlichem) Erfolg widerspiegelt.

Nach dieser Auffassung gibt es bei der am heutigen Freitag beginnenden Fußball-Europameisterschaft zwei klare Favoriten: nämlich Spanien und Deutschland. Die Spieler dieser Mannschaften haben laut der Webseite transfermarkt.de zusammengerechnet mit Abstand die höchsten Marktwerte – fast 600 Millionen Euro (das sind rund 25 Millionen pro Spieler). Auf den weiteren Plätzen folgen Frankreich, England, Belgien und Portugal.

Setzt man diese Marktwerte nun in Relation zum sportlichen Erfolg der jeweiligen Nationalmannschaften (gemessen an der Fifa-Weltrangliste) zeigt sich, dass es zwischen beiden Variablen offenbar einen deutlichen Zusammenhang gibt:

Fußball_EM_2016_Teams_Marktwerte_Fifa_Weltrangliste_Makronom
Quellen: transfermarkt.de, Fifa, eigene Berechnungen

Der Korrelationskoeffizient von Marktwerten und Punkten in der Fifa-Weltrangliste liegt immerhin bei 0,81. Der Markt scheint also bei der Bewertung von Fußballspielern in der Vergangenheit durchaus richtig gelegen zu haben (wobei die Kausalität natürlich auch anders herum sein könnte: Vielleicht sind die Marktwerte auch erst in Folge des sportlichen Erfolgs gestiegen). Die nächsten vier Wochen werden zeigen, ob der Markt auch bei der aktuellen EM Recht behält.