Corona-Bonds

Wo bleibt das „Whatever it takes” der EU-Fiskalpolitik?

Die brüske Ablehnung von Corona-Bonds durch Angela Merkel und Peter Altmaier könnte eine Eigendynamik hervorrufen, die aus deutscher Sicht bald zu bedauern wäre. Und wann, wenn nicht in dieser epochalen Krise ist die Zeit, ideologische Scheuklappen abzulegen? Ein Kommentar von Björn Hacker.

Das Nein aus Berlin kam prompt. Corona-Bonds würden „sozusagen die Grundprinzipien unseres gemeinsamen, aber dann auch wieder jeweils verantwortlichen Handelns infrage“ stellen, so Angela Merkel nach dem EU-Videogipfel Ende vergangener Woche. Für die Kanzlerin sei hingegen der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) „das präferierte Instrument“. Die Bundesregierung sieht also offenbar derzeit keinen Anlass, um neue Mechanismen zum Schutz der Eurozone zu unterstützen.

Merkels Positionierung steht in seltsamen Kontrast zu den parallel in Deutschland beschlossenen Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft: Um die Substanz der deutschen Volkswirtschaft über die Zeit des Stillstands hinweg zu bewahren, wurden im Rekordtempo unter anderem 156 Milliarden Euro in einem Nachtragshaushalt auf den Weg gebracht und „unbegrenzte“ Kreditgarantieren für Unternehmen ausgesprochen. Doch für die Eurozone wurde bislang kein vergleichbares Paket geschnürt. Im Kampf gegen die Krise soll weiterhin jeder Mitgliedstaat alleine im Rahmen seiner Möglichkeiten agieren.  Am Ende des letztwöchigen Gipfels blieben als gemeinsame Linie nur verbale Solidaritätsadressen und die Aussicht auf einen neuen Einigungsversuch in zwei Wochen.

Dabei dürfte selbst die zweckgebundene und temporäre Einführung gemeinsamer Anleihen für Ruhe auf den Finanzmärkten sorgen und die Risikoaufschläge auf die Schuldtitel der besonders schwer von der Krise betroffenen Länder senken – es wäre das „Whatever it takes“ der Fiskalpolitik zum Erhalt der Währungsunion.

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