Christian Lindner

Warum aus den sparsamen Vier wohl keine Fünf werden

Angesichts der Besetzung des Finanzministerpostens durch Christian Lindner befürchtet mancher die Rückkehr eines harten Sparkurses in der Eurozone. Doch bei genauerer Betrachtung verspricht die Ampel einigen Reformgeist. Eine Analyse von David Barkhausen.

Bild: Pixabay

Jetzt ist es amtlich: Die Ampelkoalition ist vereidigt, und nicht wenige erhoffen sich von ihr einen wirtschaftspolitischen Aufbruch. Gleichzeitig herrschte gerade im progressiven Lager mit Blick auf die neue Regierung bis zuletzt auch einige Skepsis, was vor allem mit einer Personalie zu tun hat: dem neuen Finanzminister Christian Lindner.

Wochenlang hatten wirtschaftspolitisch Progressive hierzulande ebenso wie im Ausland vor der Besetzung des Postens durch den FDP-Politiker gewarnt. Der Grund: Lindner gilt in der Ampel-Regierung als Gralshüter strikter Haushaltsdisziplin. Im Wahlkampf und den Koalitionsverhandlungen hatte er sich zuletzt den Ruf als fiskalpolitischer Falke erkämpft. Und als künftiger Kassenwart ist er nun der zweitmächtigste Mann in der neuen Regierung – und wird gegenüber den Parteianhängern der FDP Erfolge liefern müssen.

Prominente Beobachter wie der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz oder der britische Historiker Adam Tooze erteilten Lindner und dessen „konservativen Klischees einer vergangenen Ära“ deshalb eine medienwirksame Absage. Gleichsam warnte der britische Guardian, Lindners Finanzvisionen könnten Europa zurück in die Zeit vergangener Grabenkämpfe führen. Und auch in den Hauptstädten Südeuropas wuchs zuletzt die Angst, Lindner würde Deutschland zur Führungskraft der wirtschaftlich konservativen Nordstaaten machen und aus den selbsternannten „Sparsamen Vier“ (Österreich, die Niederlande, Schweden und Dänemark) mit einem FDP-Finanzminister Fünf werden.

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