Average inflation targeting

Zäsur oder Modeerscheinung?

Mit dem sogenannten Average Inflation Targeting geht die Federal Reserve in der Corona-Krise neue geldpolitische Wege. Und die EZB wäre gut beraten, dem Vorbild ihres amerikanischen Cousins eher früher als später nachzueifern. Ein Beitrag von Jakob Steffen.

Geldpolitiker können es gerade irgendwie niemandem Recht machen. Dehnen sie ihre Anleihekaufprogramme aus, ruft die eine Hälfte: „Zombifizierung der Volkswirtschaft!“  oder hierzulande eher noch: „Enteignung der Sparer!“ Tun sie das nicht, brechen die Kurse an den Aktien- und Anleihemärkten zumindest kurzfristig empfindlich ein. Und versuchen sie sich tatsächlich mal an einem Richtungswechsel – so wie jüngst die Federal Reserve in den USA mit ihrer Ankündigung, im Sinne eines „average inflation targeting“ das zeitweise Überschießen der Inflation zu Gunsten von Vollbeschäftigung zu tolerieren – dann wird das als bloße Ergänzung zu staatlichen Konjunkturprogrammen oder gar als neueste geldpolitische Marotte abgetan.

Doch diese Abqualifizierung scheint (mindestens aus postkeynesianischer Sicht) ein Irrtum zu sein. Tatsächlich dürfte die Entscheidung der Fed, innerhalb ihres Doppelmandats aus Preisstabilität und Vollbeschäftigung ihre Politik nun eher auf letztere auszurichten, ein neues Kapitel der Geldpolitik aufschlagen – vorausgesetzt, weitere Zentralbanken folgen ihrem Beispiel.

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