Wahlkampf-Monitor USA

Hillary Clinton hat (noch) einen deutlichen Vorsprung vor Donald Trump

Den jüngsten Umfragen zufolge hat Donald Trump gegenüber Hillary Clinton im Rennen um die US-Präsidentschaft zuletzt stark aufgeholt. Allerdings stehen Clintons Chancen immer noch deutlich besser, wie die Auswertung der Prognosen für die Wahlmännerstimmen zeigt.

Begehrte Immobilie. Foto: Diego Cambiaso via Flickr (CC BY-SA 2.0)

Nachdem in der letzten Woche auch John Kasich aus dem Rennen ausgestiegen ist, ist Donald Trump die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner so gut wie sicher. Bei den Demokraten hat Bernie Sanders zwar noch nicht das Handtuch geworfen, allerdings sind seine Chancen, Hillary Clinton die Nominierung noch zu nehmen, verschwindend gering. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lautet das Duell ums Weiße Haus also Donald Trump vs. Hillary Clinton.

Die Aussicht auf einen möglichen US-Präsidenten Donald Trump bereitet vielen Menschen Sorgen. So stuft etwa der Economist die Wahl Trumps zum US-Präsidenten als das derzeit fünftgrößte Risiko für die Weltwirtschaft ein – Trump wäre demzufolge gefährlicher als ein EU-Austritt Großbritanniens oder ein Konflikt im Südchinesischen Meer.

Aber wie wahrscheinlich ist es wirklich, dass sich Donald Trump tatsächlich gegen Hillary Clinton bei den Wahlen im November durchsetzen kann? In unserem US-Wahlkampf-Monitor werden wir bis zum Wahltermin am 8. November kontinuierlich die jüngsten Umfrageergebnisse auswerten und im Zwei-Wochen-Rhythmus aktualisieren.

Landesweite Umfragen: Trump holt auf

Die aktuellen Umfragen auf Bundesebene deuten auf ein knappes Rennen hin. Laut dem Portal Real Clear Politics (RCP) liegt Clinton derzeit zwar mit 47,3% noch relativ deutlich vor Trump (40,9%). Allerdings konnte der Republikaner seinen Rückstand in den letzten Monaten kontinuierlich verringern.

Durchschnittswerte der jeweils aktuellsten Umfragen verschiedener Meinungsforschungsinstitute. Quelle: RealClearPolitics, Stand: 10.5.16

Das besondere an der Umfragemethode von RCP ist, dass sie den Durchschnitt der jeweils jüngsten Umfragen angibt und sich somit nicht auf einzelne Erhebungen der zahlreichen und sich in ihren Prognosen teils sehr stark unterscheidenden US-Meinungsforschungsinstitute verlässt (dieses auf Durchschnittswerten basierende Verfahren wenden wir übrigens auch bei unseren vierteljährlichen Auswertungen der Konjunkturprognosen für Deutschland an).

Es kommt auf die Wahlmännerstimmen an

Allerdings zeichnen auch diese aggregierten Umfragewerte ein sehr schwammiges Bild des momentanen Wasserstandes im US-Präsidentschaftsrennen. Denn bekanntlich zieht nicht ins Weiße Haus ein, wer landesweit die meisten Stimmen auf sich vereint, sondern wer die meisten Wahlmännerstimmen aus den einzelnen Bundesstaaten erreicht.

Jeder der 50 Bundesstaaten (plus die Hauptstadt Washington D.C.) hat ein bestimmtes Kontingent an Delegiertenstimmen. Diese werden nach dem „The Winner takes it all“-Prinzip komplett dem Kandidaten zugeschrieben, der die meisten Stimmen in diesem Bundesstaat erhält (Ausnahmen: Maine und Nebraska). Die insgesamt 568 Delegierten kommen dann im Electoral College zusammen und wählen auf Basis des Wählervotums das neue Staatsoberhaupt.

Um diesem Wahlsystem gerecht zu werden, haben wir daher die jüngsten Umfragen für alle US-Bundesstaaten ausgewertet und analysiert, welches politische Lager derzeit wie viele Wahlmännerstimmen erhalten würde. Dabei haben wir drei Kategorien gebildet:

  • Die Delegiertenstimmen aus den Bundesstaaten, in denen nach den derzeitigen Umfragen ein Lager einen Vorsprung von mehr als 10 Prozentpunkten hat, werten wir als sicher.
  • Die Stimmen der Bundesstaaten, in denen ein Lager mit 5 bis 10 Prozentpunkten vorne liegt, sind mit „Vorsprung Clinton“ bzw. „Vorsprung Trump“ gekennzeichnet.
  • Die allermeisten Umfragen geben eine Fehlermarge von 3 bis 5 Prozentpunkten an. Daher werten wir alle Bundesstaaten, in denen der Unterschied in den Umfragen bei weniger als 5 Prozentpunkten liegt, als „too close to call“.

Für einige Bundesstaaten gibt es noch keine Umfragen, die explizit auf ein Duell zwischen Clinton gegen Trump abzielen. Dabei handelt es sich in der Regel um Staaten, bei denen ohnehin schon klar ist, wie sie abstimmen werden. So hat beispielsweise Alabama in der jüngeren Vergangenheit immer für den republikanischen Kandidaten votiert, während auf Hawaii immer ein Demokrat die Nase vorn hatte. Diese Staaten werten wir solange für das jeweilige Lager als „sicher“, bis künftige Umfragen ein möglicherweise doch knapperes Rennen signalisieren.

Das aktuelle Ergebnis ist ziemlich eindeutig: Derzeit verzeichnet die Demokratin Clinton bereits 220 sichere Wahlmännerstimmen. Weitere 60 Stimmen kämen aus Staaten, in denen Clinton in den aktuellen Umfragen einen deutlichen Vorsprung hat. Damit läge Clinton deutlich über der Zahl von 270 Delegiertenstimmen, die für den Einzug ins Weiße Haus benötigt werden. Donald Trump kann lediglich auf 62 sichere Stimmen bauen, weitere 57 resultieren aus Staaten, in denen er in den Umfragen einen Vorsprung hat. 139 Delegiertenstimmen werten wir derzeit als „too close to call“.

Quellen: RealClearPolitics, Politico, eigene Berechnungen, Stand: 10.5.16

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass Trump derzeit vor allem Probleme in den traditionellen Republikaner-Hochburgen im Mittleren Westen und im Süden hat. In einigen dieser Staaten kann Clinton das Rennen bisher noch ziemlich offen halten.

Wahlkampf_Monitor_USA_Wahlmännerstimmen_Trump_Clinton
Quellen: RealClearPolitics, Politico, eigene Berechnungen, Stand: 10.5.16

Das Rennen hat gerade erst angefangen

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es Trump gelingt, dieses Kräfteverhältnis zu kippen. Ein Schlüsselmoment wird sicherlich der republikanische Nominierungsparteitag vom 18. bis 21. Juli werden. Spätestens dann wird sich zeigen, ob sich die Führung der Republikaner hinter Trump stellen wird – oder vielleicht sogar Hillary Clinton gegen den ungeliebten eigenen Kandidaten unterstützt.